5. St. Galler Weinspitzen

16 Winzer rund 70 Spitzenweine

Als Teil des regio.tags organisierte CULINARIUM gemeinsam mit dem Branchenverband St. Galler Wein im Würth Haus in Rorschach die fünfte Ausgabe der St. Galler Weinspitzen. Dieses Jahr brachten 16 Winzer rund 70 Spitzenweine mit zum Probieren und Vergleichen, viele davon preisgekrönt. An langen Tischen, auf denen die Flaschen komfortabel, aber leider etwas unübersichtlich geordnet zur Degustation bereitstanden, konnten die verschiedenen Weine verkostet werden. Witzigerweise stilvoll präsentiert auf feinster St. Galler Spitze. Viele Winzer waren persönlich anwesend und so konnte man sich mit ihnen unterhalten oder aber auch Fragen stellen.

Die St. Galler Weine stammten aus einem grossen Kanton, aber oft aus kleinen Rebbau- Gemeinden. An den sonnigen Steillagen des Rheintals und des Sarganserlandes pflegen innovative Familienbetriebe neben der Hauptsorte Pinot Noir verschiedene Spezialitäten. Zweithäufigste rote Traubensorte ist Merlot. Bei den weissen Sorten dominierten neben Müller-Thurgau (Riesling-Silvaner) vor allem Chardonnay und Sauvignon Blanc. Auffallend dabei waren die verblüffende Vielfalt und die national und international konkurrenzfähige Qualität ihrer Weine.

Parallel dazu bot der traditionelle Regionalmarkt die Möglichkeit für Entdeckungen und Begegnungen mit mehr als 30 regionalen Produzenten und Händlern, die ihre Neuheiten, Bestseller und Projekte präsentierten. Wichtig für die wirtschaftliche Zukunft der ländlichen Regionen. Der Anlass lieferte überzeugende Argumente für Regionalität auf allen Ebenen, von kulinarisch bis ökologisch. Sehr geschätzt waren die entspannte Atmosphäre und der angeregte Austausch. Erstmals war am Marktplatz eine Gastregion mit dabei. Sechs Aussteller von graubündenVIVA zeigten an Ihren wunderschönen Ständen ihre heimischen Produkte.

Zwei mir unbekannte Bündner Winzer mit hervorragenden Weinen waren ebenfalls mit einem Stand vertreten. Diese beiden und deren Weine stelle ich in einem nächsten Kurzbericht vor.

Selbstverständlich konnte ich nicht alle präsentierten Weine verkosten. Ich habe mich auf Winzer, welche mir bin anhin nicht bekannt waren und auf interessante Spezialitäten konzentriert.

Verkostungsnotizen

Aufgeteilt waren die Weine auf 5 Tische:

Tisch 1: Müller-Thurgau, Sauvignon Blanc und Chardonnay

Auffallend hier waren für mich zwei mir wenig bekannte Winzer und deren Weine:

Weinbau Burghof in Pfäfers mit seinem Portaser Müller x Thurgau 2018

Leuchtendes Gelb. Frisch und knackig, Aromen von grünen Äpfeln, Zitrusfrüchte werden begleitet von mineralischen Noten und einem wunderschönen Muskatton, fruchtiges Bouquet, eleganter Körper, weist aber eine spürbare Breite auf.

16.5/20

Weinkellerei Haubensak, Altstätten mit dem Sauvignon Blanc 2018

Frisches hellgelb mit grünlichen Reflexen. Besticht durch seine intensiv duftenden Aromen von Stachelbeeren, Rhabarber und exotischen Früchten. Ein Hauch von Spargel und Brennnessel. Im Mund vielschichtig, mit guter Fülle und schön eingebundener, saftiger Säure.16.5/20

 

Tisch 2: Weisse Spezialitäten

 

Weingut Schmid Wetli Berneck, Freisamer 2018

Helles Goldgelb mit grünlichen Nuancen. Kräftiges Bouquet. Sehr fruchtige, feingliedrige Aromen nach grünen Äpfeln und Zitrusfrüchten, auch etwas Feuerstein und florale Noten nach Apfelblüten. Am extraktreichen Gaumen eine angenehm frische, gut ausbalancierte Säure und mit einem langanhaltenden, fülligen Tiefgang.

16.75/20

Nüesch Weine Balgach, Johanniter 2018

Helles Gelb mit goldenen Reflexen. Aromatische Düfte nach Grapefruit, Aprikosen, Ananas, Mango und florale Noten wie Jasmin und Zitronenmelisse. Im vollen und präsenten Gaumen eine ausgewogene Balance zwischen Frucht und Säure. Alles wirkt rassig, saftig und erfrischend. Langer Abgang.

16.75/20

Bärtsch Weine Mels, Kerner 2018

In der Farbe grünlich bis hellgelb. Erinnert im Bouquet stark an Birnen, Äpfel, Aprikosen und exotische Früchte. Auch Anklänge von Muskat. Lebhafter und belebender Gaumen, eine angenehme Säurestruktur, sehr aromatisch und sogar etwas Mineralität. Angenehm würziger und anhaltender Abgang.

17/20

Weingut Steinersteg Mels, Pinot Gris 2018

Leuchtendes Goldgelb. Intensive Aromen nach Birnen, gelben Steinfrüchten, Melonen, Quitten, etwas Honig und auch mineralische Noten. Am komplexen Gaumen präzis, kräftig, herbfruchtig, füllig, gehaltvoll und rund. Eine schöne Säurestruktur eine angenehme Herbe und ein erfrischender, facettenreicher, langer Abgang.

16.75/20

Tisch 3: Pinot Noir

An diesem Tisch standen ausschliesslich hochwertige Pinots zur Verkostung bereit. Überragend waren die Weine folgender Winzer:

Weingut am Steinig Tisch in Thal, Alte Rebe Pinot Noir 2017

Leuchtendes Rubinrot. In der Nase eine kompakte Frucht nach roten und dunklen Waldbeeren, zarten Röstnoten und einer dezenten Würzigkeit. Vollmundiger Körper mit reifen Tanninen und einer ausgewogenen Säure. Kräftiger, aber eleganter und feuriger Abgang.

17/20

Weinkellerei Haubensak, Altstätten Pinot Noir Auslese 2016

Intensives Rubinrot. Aromen von dunklen und roten Beeren, etwas Waldboden, feinen Holznoten und zarte Vanillenoten. Satt in Sachen Aromen und Struktur. Im Gaumen ist er vollmundig, ausgewogen, saftig und mit feinem Tannin ausgestattet, zudem begeistert er mit Eleganz und Temperament. Vollmundiger, frischer Abgang.

17/20

Bärtsch Weine, Mels Sansara Pino Noir 2016

Herrlich strahlendes Purpurrot mit violetten Reflexen. Aromen von vollreifen Waldbeeren, schwarzen Kirschen, Gewürzen und leicht röstigen Noten. Am kräftigen Gaumen präsentiert er sich ausgewogen, füllig, fruchtsüss, mit grossem Tiefgang und wunderbarer Pinot Noir-Finesse. Gepaart von samtigen Gerbstoffen, einer perfekt balancierten Säure und einer spürbaren Mineralität mündet er in ein fruchtbetontes und langanhaltendes Finale. Für mich der beste Rotwein an diesem Nachmittag.

18/20

Höcklistein Weingut am Zürichsee, Pinot Noir Höcklistein 2014

Leuchtendes Rubinrot. Elegante Nase mit Düften nach dunklen Waldbeeren, reifem Steinobst, würzigen Noten und etwas Eichenholz. Am Gaumen saftig, frisch, fruchtig, dahinter aber eine gewaltige Struktur und sehr viel Druck. Gut integrierte Gerbstoffe und eine mittlere Säure. Körperreicher, geschmeidiger Abgang.

17/20

Tisch 4: Rote Spezialitäten

 

Wein Berneck GmbH, Berneck Merlot 2017

Kräftiges Rubinrot. Brilliert in der Nase mit einer vielschichtigen Aromatik nach Waldbeeren, Gewürzen, Tabak, Kaffee und minimalen mineralischen Tönen. Im Gaumen vereint er Kraft, Fruchtigkeit, Fülle und Eleganz. Herrliche Struktur, feinkörnige Tannine und eine saftige Säure, Röstaromen und eine wuchtige Länge mit einem nicht enden wollenden, noch jugendlichen Abgang.

17.25/20

tobias.wein.gut, Berneck tobias ROUGE G5 Quintessenz 2014

Kräftiges, Granatrubin mit funkelnden Reflexen. Cuvée aus 5 verschiedenen Traubensorten. Eine überzeugende Symbiose. Unglaublich vielschichtige Nase nach dunklen Waldbeeren, reife Zwetschgen, Tabak, Mokka und etwas Lakritze. Kräftiger Gaumen mit runden Tanninen und reifem Extrakt, gut strukturierte Säure, würzige Komponenten, herrliche Röstaromen, viel Schmelz und einen langen Abgang.

17.75/20

Weingut Steinersteg, Mels Cuvée Prestige 2016

Dunkles Rubinrot. Herrliche Frucht nach roten und dunklen Waldbeeren, Zwetschgen, einer dezenten, eleganten Würzigkeit, etwas Vanille und röstige Noten. Am komplexen Gaumen vereint sich die Beerigkeit mit der Würze und wird durch einen leichten Anflug von Holz unterstützt, welcher perfekt harmoniert. Alles wirkst saftig, straff, kräftig und hervorragend strukturiert. Eine Cuvée mit feiner Tanninstruktur und langem Abgang.

17.5/20

 

Tisch 5: Prämierte Weine

Mit Verlaub, diese Weine wurden nicht grundlos ausgezeichnet. Alle waren auf ihre Art perfekt und weit über dem normalen Standard. Ich musste mich aber auch hier auf einige für mich herausragende Exemplare entscheiden.

Weingut am Steinig Tisch, Thal Kerner 2018

Helles Grünlichgelb. Frischer und fülliger Auftakt mit einer kräftigen Struktur. Intensives, lebhaftes Bouquet nach exotischen Früchten, Aprikosen, Grapefruit, etwas Quitte und Pfirsich. Komplexer Gaumen mit kraftvoller Rasse und einer feinen Säurestruktur. Geschmeidig, saftig, leicht mineralisch und mit einem nachhaltigen Abgang.

17/20

Weingut am Steinig Tisch, Thal Violine 2018

Brillantes, klares Zitronengelb. In der Nase aromatisch mit Duft nach Zitrusfrüchten, Melonen, Grapefruit, Aprikosen, aber auch florale Noten. Im kräftigen Gaumen eine erfrischende, gut balancierte Säure, mittelgewichtiger, saftiger Körper und eine zarte Gerbstoffstruktur. Langer Abgang.

17/20

Tobias.wein.gut., Berneck tobias Blanc 2018

Helle Zwiebelschalenfarbe. Cuvée aus verschiedenen Traubensorten. In der Nase fruchtige, ja fast liebliche Noten nach gelben Früchten und gelben Beeren.  Im Bouquet ausgeprägt, fruchtig mit Pfirsich, exotischen Früchten, blumig und einem schönen Muskatton. Im Gaumen weich, sehr fruchtbetont, ja fast lieblich, mit lebhafter Frische, ausgewogen, spritzig, saftig und lang.

17/20

Weinkellerei Haubensak Altstätten, Altstätter Müller-Thurgau 2018

Klares Zitronengelb. In der intensiven Nase eine leichte Grapefruitnote, Holunderblüten, Aprikosen und traubeneigene Muskattöne. Am Gaumen mit einer wunderschönen Süss-Säure-Balance, füllig und doch spielerisch leicht. Spritzig-fruchtiger Abgang mit einem langanhaltenden Nachhall.

17/20

Bärtsch Weine Mels, Pinot Noir Nidberg 2016

Leuchtendes Rubinrot mit Purpurreflexen. Sehr eleganter und präziser Auftakt, abgelöst von einer explosiven Pinot-Noir-Aromatik, an Himbeeren und Preiselbeeren erinnernd, unterlegt von reifen Gerbstoffen. Bleibt sehr dicht, fruchtbetont und aromatisch. Noten von Milchschokolade und Melasse. Gut eingebundene Holznoten, eine prägnante Säure, weiche Gerbstoffe und eine gute Fülle zeigen die Stärke der Region. Samt und Seide, dahinter aber eine gewaltige Struktur und sehr viel Druck. Herrlicher, langanhaltender Abgang.

17.5/20

Meine Entdeckungen des Tages waren für mich ganz eindeutig Bärtsch Weine aus Mels und die Weinkellerei Haubensak in Altstätten. Diese Weinkellereien werde ich gelegentlich besuchen und etwas ausführlicher darüber berichten.

Andi Spichtig

Bildquelle: https://www.stgaller-wein.ch/