Valpolicella, Italien

Azienda Agricola Brigaldara

Im Nordosten Italiens, nördlich von Verona, befindet sich das familiengeführte Weingut «La Brigaldara», ausserhalb des Dorfs San Floriano, im Herzen des Valpolicella. Dieses ist hoch an einem Hang gelegen, am Eingang des Marano-Tals, eines der vier Täler, die das klassische Gebiet von Valpolicella ausmachen.

Der Name der Liegenschaft wurde erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 1260 erwähnt. Damals waren es noch eine Reihe von Bauernhäusern, die Villa und die umliegenden Ländereien. Im Jahr 1929 erwarb die Familie Cesari die Villa und das Grundstück, das damals neben Wein und Olivenöl auch Früchte und Getreide hervorbrachte. In den 1960er- und 1970er-Jahren änderte sich das und von nun an wurden ausschliesslich Reben und Ölbäume gesetzt. Seit 1979 produziert das Weingut seine eigenen Weine, nachdem die Trauben bis anhin an andere Winzer verkauft worden waren. Eine Reihe von Zukäufen in den 1990er-Jahren sorgte für eine Expansion: 1990 wurden vier Hektar angrenzendes Land im Dorf Marano erworben. Im Jahr 1991 folgten weitere vier Hektar im Dorf Grezzana.

«La Brigaldara» nutzt nicht nur eigenes Land: Seit 1995 hat das Weingut fünf Hektar im Dorf Fumane gepachtet. Der Rebberg Case Vecie umfasst teilweise eigenes, teilweise gepachtetes Land. Im Verlauf der Jahre wurden hier 9 Hektar Reben auf 450 m ü. M. angepflanzt und östlich von Verona liegt Marchellise mit 20 Hektar Reben.

Gebäude, Weinberge und Olivenhaine umfassen rund 50 Hektar Land und berühren drei verschiedene Zonen in Valpolicella: Brigaldara, Case Vecie und Marcellise. Die Familie Cesari nutzt die Villa als Wohnhaus, das anschliessende Bauernhaus mit seiner charakteristischen Veranda beherbergt die kürzlich modernisierte Weinkellerei. Sie wurde in das ursprünglich auf zwei Ebenen angelegte Bauernhaus eingepasst, ohne die Originalarchitektur zu verändern. Im Obergeschoss werden die Trauben nach der Weinlese im Empfang genommen, wo sie auch vergoren werden. Auf der unteren Ebene findet die Reifung statt und hier werden auch die Eichenfässer gelagert.

Die Kellerei liegt idyllisch inmitten der schönsten Rebberge. Sie ist so angelegt, dass sie sich nahtlos in die Liegenschaft «La Brigaldara» und die umliegende Landschaft einfügt.

Die einzigartigen Düfte und Aromen der Weine sind charakteristisch für jedes dieser Weingebiete und bestimmen den einzigartigen Geschmack von Amarone della Valpolicella, Valpolicella Ripasso und den Weisswein Soave.

www.brigaldara.it

Verkostungsnotizen

Beginnen wollen wir mit dem Valpolicella Superiore «Case Vecie» 2018 und dem Valpolicella Ripasso Superiore 2018. La Brigaldara gab mir aber auch noch die einzigartige Gelegenheit, eine Vertikale des Lagen-Amarone “Case Vecie” mit den Jahrgängen 2007, 2008, 2010 und 2015 zu verkosten. Dieser steht im Zentrum der Weinpalette von Brigaldara.

Valpolicella Superiore «Case Vecie» 2018

Traubensorten: Corvina, Corvinone, Rondinella. Der Wein reift 2 Jahre in Barriques und 12 Monate in 25 Hektoliter Eichenfässern aus slawonischer Eiche. Leuchtendes Kirschrot. Aromen von Amarenakirschen, Balsamico und Noten von Schokolade, Vanille und Gewürzen in der Nase. Am Gaumen zeigt es sich gut strukturiert, mit einem exzellenten Bouquet, komplex, weich, elegant und samtig, vollmundig, mit einer frischen Säure und zarten Tanninen. Ordentlich langer Abgang. Ein klassischer, trinkiger Valpolicella, der mit dem Boden dieser Weinregion eng verbunden ist.

16.75/20

Spezifikation «Ripasso»

Ein Valpolicella Ripasso (wörtlich übersetzt «erneuter Durchgang») entsteht aus der Verbindung von Valpolicella-Wein und Trester von Amarone. Nach der Gärung des Amarone wird der Wein vom Trester getrennt, welcher noch Substanzen enthält, die Gerüche und Aromen abgeben können. Der Valpolicella-Wein wird dann mehrere Tage mit dem Amarone-Trester in Kontakt gehalten, wodurch eine neue Gärung beginnt, welche die Struktur des Weins bereichert und ihm kräftigere Noten verleiht, die ihn stark charakterisieren.

Valpolicella Ripasso Superiore 2018

Jugendliches Rubinrot mit violetten Reflexen. Reiche und vielfältige Nase, entwickelt klare Duftnoten, bestehend aus reifen Amarenakirschen, Pflaumen, dunklen Beeren, Trockenfrüchten, Marzipan, Pfeffer und Kaffee. Ein subtil würziges, fruchtiges und zugleich elegantes Bouquet. Am saftigen Gaumen gut strukturiert, mit weichen Tanninen, einer beeindruckenden Tiefe, sanft röstig, intensiv und ausgewogen. Aussergewöhnlich frischer, anhaltend und leichter, fruchtiger, balsamischer Abgang.

17/20

Spezifikation Amarone

Der Amarone entsteht durch das natürliche teilweise Eintrocknen von Trauben im traditionellen «Appassimento-Verfahren» (wörtlich übersetzt welken oder verdorren) auf Gitterrosten, geschützt vor Wind und Regen während eines Zeitraums von 4 -6 Monaten. Während dieser Zeit verdampft Wasser in den Beeren und es bleiben nur die natürlichen Stoffe der Traube in einer hohen Konzentration zurück. Nach dem Pressen und der Fermentierung wird der Wein 3 Jahre lang in Barriques verfeinert und weiter 6 Monate in Flaschen gelagert, bis er seinen unverwechselbaren, typischen Geschmack erreicht.

Der Case Vecie ist der “Grand Cru” von Stefano Cesari. Er stammt von noch jungen Reben in Grezzana.

Amarone «Case Vecie» 2007

Tiefes Purpur mit minimen bräunlichen Reflexen. Gereifte, distinguierte Nasenaromatik von schöner Intensität. In der noch erstaunlich jugendlichen Nase zeigen sich Aromen von Kirschen, Waldbeeren, Schokolade, Pfeffer, Leder, Tabak, Zedernholz und ein Hauch Karamell. Er verströmt Wärme und Süsse, eine seidige Struktur mit viel Präsenz. Am aromatischen Gaumen erste Tertiäraromen, viel Kraft, vollmundig, feinkörnige Tannine und eine dezente Säure. Kräftiger, reichhaltiger und sehr lang anhaltender Nachgeschmack

18/20

Amarone «Case Vecie» 2008

Intensives Rubinrot. In der Nase würzig, warm und elegant mit Aromen von getrockneten Kirschen und Pflaumen. Der 2008er ist wunderbar gereift und präsentiert sich hervorragend. Am kräftigen Gaumen ein kraftvoller, ausbalancierter Geschmack mit intensiven Frucht- und Balsamnoten, etwas Lebkuchen, Lakritz, die Tannine sind weich, haben aber immer noch Grip und die Säure tanzt um alles herum. Herrlicher Trinkfluss im süsslich- würzigen bis erdigen, langen Abgang.

18/20

Amarone «Case Vecie» 2010

Rubinrot mit violetten Reflexen. Opulente, herrlich offene Nase mit intensiven Aromen und so entfaltet sich ein langanhaltendes Bukett nach Kirschen, reifen Früchten und roten Beeren, dass sich angenehm mit Würznoten mischt. Alles wirkt vielschichtig und gut strukturiert. Der Auftakt im Gaumen wird von viel Fruchtextrakt begleitet, weiche Kirschfrucht, würzige Kräuternoten, wunderbar rund, eine ausgewogene Struktur, mit der richtigen Süsse und elegant abgestimmten Tanninen. Ausgesprochen elegant, samtig und harmonisch, zugleich kräftig und mit viel Tiefe im langen Abgang.

18/20

Amarone «Case Vecie» 2015

Dunkles, dichtes Rubinrot mit violetten Nuancen. In der Nase herrlich intensiv duftend mit Noten von reifen Pflaumen, Fruchtkompott und süssen warmen Gewürzen, komplex und finessenreich. Gehaltvoller, weicher Geschmack. Im Gaumen saftig, vielschichtig und dicht, eine feine, reife Aromatik von Dörrfrüchten, Erinnerungen an Rumtopf werden wach. Eine Komposition süss-reifer Früchte mit einer sehr harmonischen Tanninstruktur, begleitet von einer eleganten Säure und einem langem, komplexen, aromatisch nachhaltigem Abgang.

18/20

Andi Spichtig

Bezugsquelle:  Schuewo.ch (Amarone Case Vecie 2013, CHF 38.00) & Coop.ch (Ripasso CHF 16.50, Amarone 2016, CHF 29.50)

Fotos von www.brigaldara.it