Barolo San Rocco di Serralunga – Vertikale Verkostung

Das Boutique-Weingut Azelia

Caratello Weine und der innovative Inhaber Ueli Schiess luden bereits zum 26. Mal zu einem 3-tägigen Concerto del Vino Italiana ins Dolder Grand ein. Seine Kunden hatten wie jedes Jahr aufs Neue die Möglichkeit, berühmte Persönlichkeiten, welche die italienische Weinwelt prägen, kennenzulernen. Weiter wurden in bestausgewiesenen Zürcher Restaurants sogenannte «Wine and Dine» Anlässe mit bekannten Produzenten durchgeführt. Eine klassische Matinee am Sonntag, gefolgt von grossen Verkostungen mit den anwesenden Winzern und dazu noch verschiedene interessante Workshops schlossen diese faszinierenden Tage ab.

Ueli Schiess hat mir die Möglichkeit gegeben, am Workshop «Stationen einer Erfolgsgeschichte» mit Luigi Scavino von der Azienda Azelia teilzunehmen. Geleitet wurde diese Vertikale wie immer von Hans Bättig, Inhaber «Weinkonzepte». Bekannt und bestens ausgewiesen für seine kompetenten und informativen Ausführungen.

Das Boutique-Weingut Azelia

von Luigi Scavino

Gegründet wurde das Weingut durch Cavaliere Lorenzo Scavino, Luigis Grossvater, im Jahr 1920. Aus dieser Zeit stehen immer noch Reben im Ertrag, zum Beispiel in der historischen Lage Bricco Fiasco, an jenem Hügel in unmittelbarer Nähe der Cantina. Später kamen Parzellen im benachbarten Serralunga dazu, alte Bestände, welche die Scavinos dazukauften, als sich die Gelegenheit dazu ergab. Mittlerweile arbeitet die Familie Scavino in vierter Generation auf dem Weingut. Zurzeit sind es Luigi Scavino, seine Frau Lorella und ihr Sohn Lorenzo.

Die 16 ha Rebfläche erbringt eine Jahresproduktion von 80.000 Flaschen Wein. Die Trauben stammen dabei nur vom eigenen Weingut und werden von Hand sorgfältig geprüft. Es sind vorwiegend Nebbiolotrauben, aber auch Barbera und Dolcetto wird angebaut. Alle Weine werden in temperaturkontrollierten Tanks vergoren, wo auch der biologische Säureabbau stattfindet. Zur Gärung werden keine Reinzuchthefen und Enzyme verwendet, sondern nur natürlich vorkommende Wildhefestämme. Diese verhelfen dem Wein zur Gärung. Um jeweils ihre Stärke hervorzuheben verwendet das Weingut je nach Wein sowohl kleine als auch grosse Weinfässer. So bleibt er naturbelassen und es findet auch keine Filtrierung und Schönung statt. Die Azelia-Weine bestechen durch ihre besondere Typizität und Eleganz.

Abgefüllt werden mittlerweile acht verschiedene Typen, darunter vier Barolo-Einzellagen. Es sind dies Bricco Fiasco, San Rocco, Margheria und Bricco Voghera. Sie zählen zum Feinsten, was die Region zu bieten hat. Das Weingut ist ein wirkliches Juwel, klein und fein, aber wenigen bekannt.

Präsentiert wurde an diesem Workshop Luigi Scavinos grosser Barolo San Rocco aus der gleichnamigen Lage. Sie gilt als eine der besten in Serralunga d’Alba. Scavino hält 1,8 Hektaren davon. Mit extrem niedrigen Erträgen steuert er die Dichte seiner Weine, was zu einem beeindruckenden Konzentrat führt. Selbst in schwierigen Jahren gelingt es ihm, hervorragende Weine zu produzieren. Die Trauben werden während 22 Tagen bei bis zu 31 Grad Celsius gekeltert. Der Jungwein reift für zwei Jahre in Barriques. Abgefüllt werden jährlich rund 8000 Flaschen. Der Barolo San Rocco, aus einem Weinberg in Serralunga, ist ein voluminöser, tanninreicher Nebbiolo, der 18 Monate in Barriques, dann 6 Monate in grossen Holzfässern gelagert ist.

Verkostungsnotizen

Vertikale Azelio Barolo San Rocco di Serralunga

Luigi Scavino brachte aus seiner privaten Reserve die folgenden Jahrgänge des Barolo San Rocco mit:

1998, 1999, 2000, 2001, 2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2009 und 2010.

2002 fehlte, da dies ein schwieriges Jahr war und es keinen San Rocco gegeben hat.

Barolo San Rocco di Serralunga 1998

Leuchtendes Granatrot ohne jeden Makel. Erste Reifenoten, erstaunlich fruchtig, erstaunlich jugendlich, gut eingebundene Säure- und Tanninstruktur, wunderbar elegant und zugänglich, langer Abgang.  18.25/20

Barolo San Rocco di Serralunga 1999

Dunkles Granatrot. Kommt jugendlich und frisch daher, er zeigt noch eine präsente Säure und ebensolche Gerbstoffe. Etwas Kräuter und Mokka. Wirkt sehr harmonisch und elegant, mit langem Abgang.   18.5/20
Barolo San Rocco di Serralunga 2000

Sattes Granatrot. Da zeigt sich das wirklich warme Jahr sehr deutlich. Tertiäraromen, stoffig, Malz, Tabak, etwas Mokka, Pilze, Maggikraut, korpulent, Frucht fehlt, für mich etwas stumpf im noch ordentlichen Abgang.  17/20
Barolo San Rocco di Serralunga 2001

Glänzendes Granatrot. Im noch jugendlichen Gaumen stoffig, mit spürbaren, feinkörnigen Tanninen. Präsente, aber gut integrierte Säure. Kräftige, gut akzentuierte Textur und eine zarte Mineralität. Langer Abgang.  18 /20
Barolo San Rocco di Serralunga 2003

Rubinrot mit granatroten Reflexen. Heisses 2003!! Für mich bereits schon etwas oxydativ, Tertiäraromen dominieren, unterschwellige Süsse, kräutrig-würzig, malzig, Waldpilze, Liebstöckel, wirkt opulent, mit ordentlichem Abgang.  17/20
Barolo San Rocco di Serralunga 2004

Tiefes, leuchtendes Granatrot. Herrliche Düfte nach schwarzen Beeren und Kirschen in der vielschichtigen Nase, unterlegt von leicht würzigen Noten. Fein am Gaumen, perfekt klarer Schliff, brillant, offeriert ein imposantes Tannin, eine saftige Säure, noch mehr Substanz und ein elegantes, langes Finale. Ein Meisterstück!  19/20
Barolo San Rocco di Serralunga 2005

Sattes, funkelndes Rubingranat. Kräftige Nase, mittlere, griffige, feinmaschige Tannine, finessenreich, reife Säure, Pflaumennoten, harmonische Struktur, am geschliffenen Gaumen stoffig, baut sich in vielen Schichten auf, mittlerer bis langer, kerniger und auch fruchtiger Abgang.  18.25/20

Barolo San Rocco di Serralunga 2006

Dunkles Rubin-Granat. Zeigt in der Nase viel Frucht, kräftiger Körper mit straffem Tanningerüst und eine mundwässernde Frische, exzellente Aromatik nach Tabak und Kräutern, mit feinen Gerbstoffen und einer saftig-eleganten Säure, alles gut eingebunden, langer, komplexer, gut strukturierter Abgang.  18.5/20
Barolo San Rocco di Serralunga 2007

Aufgehelltes Rubinrot. Wirkt für mich zuerst ein wenig ungestüm. In der Nase noch verhalten, braucht Zeit im Glas, dann aber Noten von Sauerkirsche, Tabak und Kräutern, am saftigen und präsenten Gaumen dicht gewobenes Tannin und eine frische Säure. Etwas staubiger Abgang.  17.5/20

Barolo San Rocco di Serralunga 2008

Leuchtendes Rubinrot. Klare und einladende, intensive Nase, satt nach reifen Brombeeren, schön verwoben und spannend. Am Gaumen saftig und präsent, zeigt zuerst schöne Würznoten, auch Kräuter, öffnet sich dann mit feinmaschigem, elegantem, aber auch dichtem Tannin, sehr langer Nachhall.  18.25/20

Barolo San Rocco di Serralunga 2009

Brillantes Rubinrot. Sehr klare und fein gezeichnete Nase mit ausgeprägten Noten nach Brombeeren, Gewürzen und Kräutern, im Hintergrund nach Trüffeln. Rund und geschmeidig in Ansatz und Verlauf, öffnet sich mit viel dichtmaschigem Tannin in feinen Schichten, saftig und mit einer gut eingebundenen Säure im Finale.  18.25/20

Barolo San Rocco di Serralunga 2010
Funkelndes Rubinrot. In der Nase reich duftend nach dunklen Beeren, würzigen Komponenten und Kräutern. Am druckvollen Gaumen komplex und mundfüllend, mit feiner Süsse im Auftakt. Reifes, prägnantes Tannin und eine markante Säure, herrlich gebündelt, ausbalanciert und mit einem fruchtbetonten, langanhaltenden Finale.  18.5/20

Andi Spichtig

6.9.2018