Cantina Blass

Tessin – Schweiz

Wir erinnern uns noch gerne an das letzte Jahr, denn die kleine und umtriebige Kellerei Blass in Astano hat mit ihren ganz speziellen, herrlich verträglichen, trinkfreudigen Weinen und den noch eigenwilligeren Traubensorten aufhorchen lassen. Der junge, moderne Weinbaubetrieb entwickelt sich stetig weiter und mit jedem neuen Jahrgang kommen interessante Neuheiten auf den Markt. Die aktiven Inhaber lassen sich von guten Ideen inspirieren, probieren Neues aus, gehen vor allem eigene Wege und lernen mit jedem neuen Jahrgang dazu. Es ist ein Kleinstbetrieb voller Leidenschaft, eine Boutique, die mit viel Detailliebe arbeitet. Das alte Winzerhandwerk wird gepflegt und alles ist Handarbeit.

Ich verfolge deshalb ihre neue, ganz eigene Linie besonders gerne. Wie schon 2019 wurde bei den «wilden» Weiss- und Rotweinkreationen wieder vieles unkonventionell gemacht. Dies beginnt bei der sehr aufwändigen und anspruchsvollen Bewirtschaftung nach Bio-Richtlinien ohne Herbizide und ohne chemisch-synthetische Mittel bis hin zu, wenn überhaupt, nur minimalen Schwefelzugaben. Auch die Weinbereitung mit Biohefe, die Anwendung der wahrscheinlich ältesten Methode der Rotweinzubereitung, der Kohlensäuremaischung oder Macération carbonique, sowie die Vergärung und der teilweise Ausbau in Amphoren sind überraschend. Die Weine wurden zudem streng nach Lagen ausgebaut und loten das Potential der verschiedenen Parzellen nun voll aus.

Einen ersten Überraschungseffekt bilden vor allem auch die wieder unkonventionell gestalteten Etiketten der Weine. Sie geben nicht nur Auskünfte über die gesetzlichen Vorschriften, sondern auch Aufschluss auf den in der Flasche befindlichen Wein. Eben halt alles etwas unkonventioneller!

Die wunderschön gelegenen Rebberge und die angesprochenen kreativen Etiketten habe ich bereits in meinem ersten Artikel ausführlich beschrieben. Auf der Website www.cantinablass.ch sind diese Angaben nun unter «Unser Booklet-Weine und Lagen» auf dem neusten Stand.

Präsentation der neuen «Unkonventionellen» Weinlinie

 

Neo 2019

Neo lässt die Tischbombe einmal mehr explodieren. Diesmal überrascht er mit einem leuchtend hellen Gelb und minimen orangen Nuancen. Aromatische, kräftige Nase, eine schöne Frucht, feine Honignoten und eine interessante Würze. Am Gaumen herb und trocken, einer erfrischenden Säure, floralen Noten, einer zarten Salzigkeit und weit hinten mit etwas Röstaromen. Ordentlicher Abgang.

16.75/20 – CHF 22.50 – Link

Marlene 2019

Mir raucht nach der Verkostung der Kopf nicht. Ganz im Gegenteil zu Marlene. Ein leuchtendes Gelb mit grünlichen Reflexen. In der unglaublich frischen Nase feine Noten nach Rosenblättern, weissen Blüten, Zitrus, weissem Pfirsich und Veilchen. Am Gaumen zarte Oxydationstöne, die aber überhaupt nicht stören, eine gut eingebundene, mehr als dezente, Barriquenote, wieder diese interessante Salzigkeit und ein angenehmer, trinkiger Abgang.

17/20 – CHF 24.50 – Link

Penelope 2019

Die kecke Penelope ist, wie sie ist. Reiner, aufwändig gekelterter Amphorenwein, auch «Pur Jus» genannt. Leuchtendes Gelb mit minimalen grünen Reflexen. Gerade nach dem öffnen eine eher dezente Nase. An der Luft dann grüner Apfel, weisser Pfirsich, Eiszeltli, Toastbrot und eine mineralische Note. Am kräftigen Gaumen eine prägnante Säure, Garriquenoten, frischfruchtig, schon gut strukturiert, herb und mit einem trockenen Abgang.

16.75/20- CHF 26.00 – Link

Die beiden nächsten Schafe mit unkonventionellen Etiketten sind gewissermassen Geschwister, da sie aus dem gleichen Traubengut hergestellt wurden, sich jedoch durch die verschiedenen Pressarten unterscheiden. Sie heissen Vittorio und Agata, zwei leichte und vor allem fruchtige Merlots (Rosso Leggero) aus Sessa.

Vittorio 2020

Der leichtfüssige Vittorio ist der erste Zielläufer dieses Jahres. Traubensorte Merlot. Helles Rubinrot mit violetten Reflexen. In der unglaublich fruchtigen Nase lassen sich Noten von Himbeeren, Erdbeeren, Brombeeren, reifen Zwetschgen und eine angenehme Würzigkeit ausmachen. Am dichten Gaumen brilliert er mit einem fruchtbetonten Bouquet, einer schönen Struktur und einem feinen Tanningerüst. Alles wirkt unglaublich rund, fein, elegant und zart. Bezaubernder, saftiger, trinkiger Abgang.

17/20 – CHF 22.50 – Link

Agata 2020

Agate besticht vor allem durch ihren grossen Früchtekorb. Traubensorte Merlot. Leuchtendes lachsrot mit orangen Nuancen. Es spielen in der Nase gehaltvolle, fein ausbalancierte, fruchtige Noten nach reifen Waldbeeren, Zwetschgen, Orangenzeste und würzige Töne. Im herben Gaumen präsentiert sich der Wein gut strukturiert, mit einem vollmundigen, fülligen Körper, gut integrierten, saftigen Gerbstoffen und einer überraschenden Geschmeidigkeit. Intensiver, vielschichtiger, harmonischer, langanhaltender Abgang.

17/20 – CHF 22.50 – Link

Vito 2019

Der kantige und unerfahrene Vito ist das klassische Beispiel von Lebhaftigkeit und Jugendlichkeit. Merlot aus Gromo. Im Glas ein ordentlich dunkles Rubinrot. Minimer Wasserrand. In der Nase eine kräftige, typische Merlotnote. Herrliche Düfte nach Sauerkirsche, dunklen Waldbeeren, Zwetschgen und etwas Pfeffer. Elegantes, fruchtig-würziges Bouquet. Am Gaumen saftig-elegant, schöner Schmelz, feine Würze mit Piment und geschliffene Tannine. Langanhaltend im Abgang mit mineralischer Anmutung. Erstaunlich kräftig und fruchtig für seine 12.7%Vol.

17.25/20 – CHF 19.50 – Link

Carlotta 2019

Carlotta ist das charakterstarke und warmherzige Schaf mit dem Heiligenschein. Typischer Merlot aus dem schwierig zu bearbeitenden Rebberg Sessa. Dunkles Rubinrot. Das Resultat im Glas fällt überzeugend aus. In der Nase lassen sich Noten von Waldbeeren, Gewürzen, Tabak. Röstaromen und mineralische Töne ausmachen. Ein nobles Bouquet mit schönen Fruchtnoten, würzige Töne und etwas Kaffee. Am noch jugendlichen, aber bereits gut strukturierten Gaumen zeigt er sein zugängliches Wesen mit angenehmer Saftigkeit, einer gut integrierten Säure und reifen Gerbstoffen. Vielschichtiger, körperreicher Abgang.

17.25/20 – CHF 25.00 – Link

Regina 2019

Sie ist die heimliche Königin der Lagen-Merlots. Tiefes Kirschrot mit violetten Reflexen. Intensiver Duft nach vollreifen Waldbeeren, Weichselkirschen, Zwetschgen, Zartbitterschokolade, Gewürzen und Karamellgebäck. Elegantes Bouquet mit Noten von Mokka und feinen Röstaromen. Am herben Gaumen eine saftige Statur, wirkt elegant, ausgewogen, mit einer schönen Säure und feinen Tanninen. Ausdrucksstarker, feinfruchtiger, langer Abgang.

17/20 – CHF 32.00 – Link

Pietro 2019

Der Felsenkletterer und Gipfelstürmer Pietro zeigt, welche Attribute für diesen Cabernet Franc massgebend sind. Wenig Gewicht, Ausdauer, Leichtigkeit und Körperkraft. Leuchtendes, dunkles Purpur. Intensiv fruchtig nach schwarzen Früchten, würzig mit Noten von Pfeffer, Lakritz, etwas Tabak und minime Nuancen nach grünen Paprika. Vollmundiger Gaumen, fein ausbalancierte Tannine, ein schönes Gleichgewicht zwischen Struktur und Säure, herbale Noten und ein langanhaltender, eleganter, würziger Abgang.

17.25/20 – CHF 32.00 – Link

Resümee

Ich habe bis jetzt selten so interessante Weine getrunken, welche derart aufwändig, jeder für sich, eingemaischt, beimpft, vergoren, gekeltert und ausgebaut wurden. Sehr schön auch die ungewohnt zusammenkomponierten weissen Traubensorten. Angenehm überrascht hat mich auch dieses Jahr wieder die aussergewöhnliche Fruchtigkeit und Geschmacksintensität der Unkonventionellen aus der Cantina Blass. So erlebte ich einmal mehr eine einzigartige Komplexität und unglaubliche Facetten, die seinesgleichen suchen. Immer wichtig: alle diese Weine brauchen Luft und sollten deshalb vor dem Genuss karaffiert werden!

Zentral ist auch, die den Weinen mitgelieferten Fact Sheets zu studieren. Dort sind alle wissenswerten technischen Angaben über Rebsorten, Lage und Geologie, Vinifikation, Herstellungsmethode und Verkostungsnotizen ausführlich notiert.

Andi Spichtig

Booklet – Weine und Lagen (pdf)

Bezugsquelle: www.cantinablass.ch