Masi Agricola

250 Jahre Weinbau mit Tradition

Weine von Masi sind unzertrennbar mit dem Valpolicella verbunden. Man kann durchaus sagen, dass das Weingut Masi eines der berühmtesten Weingüter Venetiens oder vielleicht sogar ganz Italiens ist. Generation für Generation vereint die Winzerfamilie Boscaini bereits seit 250 Jahren Tradition, jedes Jahr neu interpretiert, ohne sie radikal zu verändern und vorwärts gerich­tetes Denken sowohl bei der Stilistik der Weine als auch in puncto Nachhaltigkeit.

Zu diesem Jubiläumsanlass am Montag, 3. Oktober im Casa Ferlin in Zürich wurde eine kleine Anzahl Weinjournalisten, Gastronomen und einige Freunde des Hauses eingeladen. Begrüsst wurden wir von Ruedi Bindella, Vater und Sohn, zusammen mit dem Marketingdirektor von Masi, Raffaele Boscaini. Zu einem feinen und authentischen «cucina italiana» servierte die Crew verschiedenen Weine von Masi und als Highlight entkorkten die Gastgeber an diesem Abend den grossartigen Jubiläumswein «Vaio dei Masi».

Die Familie Boscaini erwarb im 18. Jahrhundert ein Stück Land, ein kleines Tal, aus dem sich der heutige Name ableitet „kleines Tal“ auf Italienisch: Vaio dei Masi. In diesem Tal herrschen hervorragende Bedingungen für die Anpflanzung, Pflege und das gesunde Wachstum von Reben.

Masi Agricola, Tradition und Innovation gemeinsam unter einem Dach

Dass die Weinregion Valpolicella und die dort gewachsenen Tropfen weltweit berühmt geworden sind, ist nicht zuletzt dem Haus Masi zu verdanken, dem «Weingut des Jahres 2018». Masi Agricola ist nicht bloss ein Weinbetrieb, sondern die Geschichte einer ganzen Familie. Zum Ende des 18. Jahrhunderts kaufte die Familie Boscaini dieses Weingut in der Valpolicella im nordöstlichen Venetien. Sie betreibt das Gut auch heute, gut 200 Jahre später, noch immer selbst. Masi ist ein waschechter Generationenbetrieb, in dem sich der visionäre Vater Dr. Sandro Boscaini gemeinsam mit Tochter Alessandra, Sohn Raffaele und seinen beiden Brüdern Bruno und Mario fachmännisch um den Ausbau internationaler Spitzenweine kümmern. Die Zentrale des Unternehmens liegt in den sanften Hügeln von Gargagnago, nahe der malerischen Stadt Verona gelegen. Von dort aus wird das ständig wachsende Weingut Masi geleitet. Mittlerweile befinden sich in mehreren Anbaugebieten Italiens Weinberge und Einrichtungen zur Verarbeitung von Trauben im Besitz der Familie Boscaini. So besitzt Masi die biologisch-dynamisch bewirtschafteten Weinberge und Keller «Poderi del Bello Ovile» in der Toskana und «Masi Tupungato» in Argentinien. Ein Projekt, bei dem das Beste aus italienischen und ortstypischen Weinfeinheiten verbunden werden soll. Masi Agricola produziert Weine, für die vorwiegend einheimische Rebsorten verwendet werden und die darüber hinaus traditionelle und moderne Weinbereitungstechniken kombinieren. Die Einzigartigkeit und Persönlichkeit einer jeden Rebsorte sowie der besondere regionale Stil spiegelt sich in jedem einzelnen Masi-Produkt wider. Traditionelle venetische Weine bilden somit das Herzstück der Produktion. Aus den lokalen Trauben Corvina, Rondinella, Molinara und Garganega werden die geschichtsträchtigen Rotweine Amarone oder Recioto gewonnen. Mit seiner imposanten Produktion investiert Masi mit einem Versuchs-Rebberg und einer Test-Kellerei in enger Zusammenarbeit mit renommierten Universitäten viel Zeit und Geld in Forschung und Innovation, um Weinbau- und Vinifikationstechniken immer weiter zu verbessern.

Die Weine von Masi

Masi ist vor allem für seine Amarone Weine berühmt. Hierbei wird ein traditionelles Verfahren angewendet, bei dem die Rotweintrauben vor der Weiterverarbeitung zum Most auf Bast getrocknet werden und so eine Konzentration an Zucker und Aromen erreicht wird. Diese eingetrockneten Trauben werden zu einem gewissen Anteil mit herkömmlich verarbeiteten Trauben vergoren. Die daraus entstehenden Weine werden sehr intensiv und leicht süsslich. Aber auch viele andere Weine finden sich im Angebot von Masi, darunter eine Vielzahl von High Premium Weinen. Niedrige Erträge und sehr schonender Ausbau spielen hier ebenso eine Rolle wie die Böden der besten Lagen des Weingutes. Es finden sich viele autochthone Rebsorten in den Gebieten der von der Familie Boscaini bewirtschafteten Flächen. Dies trägt einen wichtigen Teil zu der regionalen Identität bei. Ein Besuch des Kellers in Sant’Ambrogio di Valpolicella, der zu den grössten Italiens gehört, ist ebenfalls beeindruckend. Um in diesen zu gelangen, durchquert man zunächst mehrere Räume, in denen die reifen Trauben im Appassimento-Verfahren für die Amarone- und Recioto-Weine getrocknet werden. Vorbei am Experimentierkeller, indem beispielsweise die Reifung der Weine in unterschiedlichen Holzarten untersucht wird, gelangt man in verschiedene Fasskeller, in denen die grossen Weine von Masi ausgebaut werden. Schliesslich beeindruckt das Flaschenlager, in dem 10 % aller Weine seit dem Jahrgang 1980 aufbewahrt werden.

Seit 1973 besteht eine Kooperation mit dem Serego Alighieri-Clan. Diese beinhaltet unter anderem ein Projekt zur Aufwertung historischer Weinberge in Zusammenarbeit mit der Grafenfamilie Serego Alighieri, Nachkommen des grossen Dichters Dante, Besitzer des Weinguts, das in Valpolicella auf der längsten Geschichte und Tradition baut, und der Grafenfamilie Bossi Fedrigotti mit ihren renommierten Weinen aus den Anbauten in Rovereto.

Verkostungsnotizen

L’Aperitvo

 

Zu verschiedenen Stuzzichini Misti wurde ein Campofalco Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG-Spumante biologico brut von Canevel serviert. Helles Strohgelb. Feine Perlage. In der Nase Aromen von hellem Honig, weissen Blumen und Kernobst. Am Gaumen elegant und natürlich weich, mit angenehmer Säure. Für mich etwas banal und zu süss.

16/20

Primo

Serviert wurden als absoluter Klassiker die Ravioli «Casa Ferlin», einfach Weltklasse. Dazu gereicht den Costasera Amarone della Valpolicella Classico DOCG 2017 von Masi. Intensiv dunkles Rubinrot. Düfte nach gekochten Früchten, Pflaumen, Kirschen, gerösteten Kaffeebohnen, Kakao und süssen Gewürzen. Am animierenden Gaumen eine angenehme Fruchtsüsse, gut eingebundene Tannine und eine stützende Säure. Alles wirkt saftig, harmonisch, komplex, finessenreich, vielschichtig und mit einem eleganten, nachhaltigen, langanhaltenden Abgang.

17.75/20

Secondo

Eines der besten Châteaubriand con Porcini alla Flamma, Spinaci e Risotto alla Milanese, welches ich je genossen habe. Dazu den Vaio Armaron 2015, Amarone della Valpolicella Classico DOCG von Serego Alighieri.  Im Glas eine dichte, dunkle rubinrote Farbe. Konzentrierte Noten und eine vermeintliche Süssigkeit nach getrockneten Früchten wie Rosinen, Stein- und Kernobst wie Pflaumen und Äpfel, dazu würzige Düfte von Zimt, Kakao und Vanille. Dichte Textur und eine klare Struktur. Am druckvollen Gaumen geröstete Haselnüsse, etwas Eichenholz, seidige Tannine und eine stützende Säure, ein weiches Mundgefühl und im langanhaltenden Abgang mineralisch, dicht, wuchtig, saftig, komplex und voluminös.

18/20

Ceremonia e Degustazione

Persönlich vorgestellt von Raffaele Boscaini wurde der Vajo dei Masi 1997 Amarone della Valpolicella Classico DOCG in Grossflaschen. Dem 250-jährigen Weinbau Jubiläum von Masi wird diese Legende gewidmet. Wie bereits oben erwähnt ist „Vajo dei Masi” der Name sowohl des Weins als auch des ursprünglichen Weinbergs, aus dem die Trauben stammen. Ein hochgelegener Cru im Valpolicella Classico, auf einem Hügelkamm zwischen Marano und Negrar. Der Jahrgang 1997 ist einer der besten des vergangenen Jahrhunderts. Somit handelt es sich um einen 25 Jahre gereiften Amarone, der nach der Lagerung im Holzfass von 1998 bis 2002 bis zur Flaschenabfüllung (Mai 2022) in mit Stickstoff gesättigten Stahltanks aufbewahrt wurde.

Dunkles, fast schwarzes Rubinrot. Der Wein offenbart im Burgunderkelch an den Rändern einen charmanten granatroten Ton. Die 25 Jahre spiegeln sich auch in der Komplexität und im Duft wider. In der voluminösen Nase minime Tertiärtöne, Dörrfrüchte, Kirschen, Pflaumenkompott, Waldbeeren, Lakritze, Schokolade, Rauch und Holznoten. Am kräftigen Gaumen gut strukturiert, minim balsamisch, dichte, präsente Tannine, eine sanfte Säure, viel Frucht und mit einem konzentrierten, ausgewogenen, eleganten, unendlich langen Abgang. Ein Erlebnis aus einem grossen Jahr und ein genialer Wein.

18.75/20

Dolce

Aufgetragen wurde eine festliche Torta Saint Honoré. Eine Kombination aus Brandteig, Blätterteig, einer feinen, luftigen Créme-Rahmfüllung und Schokoladenspänen. Ein Klassiker und eine himmlische Verführung, welche jeder Spitzen Confiserie problemlos Konkurrenz macht. Dazu verkosteten wir einen Casal dei Ronchi Recioto della Valpolicella Classico DOCG von Serego Alighieri. Leuchtendes Rubinrot. Das erste mir ausgeschenkte Glas hatte einen Fehler, ich würde ihn als Stallton bezeichnen. Im zweiten Glas (aus einer anderen Flasche) dann wunderbare, ausladende Fruchtnoten nach reifen roten Beeren, eingelegten schwarzen Kirschen, Gewürzen wie Pfeffer, Pflaumenkonfitüre, Bitterschokolade und Nüsse. Am kräftigen Gaumen elegante Tannine, milde Säure, angenehm dezente Restsüsse, ohne klebrig zu wirken, zarte Schärfe und ein harmonischer, ausgewogener Abgang.

17.25/20

Andi Spichtig