Neue Ausbauformen mit unterschiedlichen Weinbehältern

Granitsteinfass

Neue Ausbauformen mit unterschiedlichen Weinbehältern

 

Erst der Ausbau macht den Wein zum Genuss. Am Anfang stand das Holzfass (Grosses Holz bis Barrique). Immer mehr Winzer wählen nun aber Weinbehälter aus Stahl (Stahltanks), Ton (Amphore oder glaciertes Tonfass), Beton (Betonei) oder Granit (Steinfass).

Holz und Stahl sind nach wie vor in unterschiedlichsten Varianten die klassischen Umhüllungen für Wein. Hinzu kommen noch Stahlbeton und Kunststoff. In den letzten Jahren sind die traditionellen Amphoren aus Ton, die in Georgien seit Jahrtausenden bekannt sind, wieder in Mode gekommen. Dies mit manchmal etwas merkwürdigen, nicht unbedingt weinigen Ergebnissen. Auch Beton in Eiform wird zunehmend genutzt. Die spezielle Form soll für zusätzliche Spannung im Wein sorgen. Aber aktuell scheint ein neuer, natürlicher Stoff der letzte Schrei zu sein: Granit. Ein neues Material für den Herstellungsprozess der Weine, mit positivem Beigeschmack.

In einer neuen Serie über diese verschiedenen Weinbehälter beschäftigen wir uns deshalb als erstes mit dem Granitsteinfass.

Das Granitsteinfass, eine beliebte Besonderheit für eine spezielle Note

Ein Behälter aus Naturstein, der im Weinbau für den Ausbau von Weinen als Alternative zu herkömmlichen Holzfässern verwendet wird. Es handelt sich um einen neuen Trend und er wird erst von wenigen Produzenten verwendet. Solche Gebinde werden aus Granit oder aus dem Vulkangestein Basalt hergestellt. Die darin ausgebauten Weine zeichnen sich durch einen Mineralton aus. Ein Granitfass wird in Handarbeit aus einem etwa neun Tonnen schweren Granitblock hergestellt und wiegt schlussendlich etwa zwei Tonnen. Ober- und Unterseite des Fasses werden gesägt, danach bekommt es seine zylindrische Form. Die Innenflächen und senkrechten Aussenflächen werden anschliessend von Hand von einem Steinmetz für die perfekte Oberfläche gestockt. Sie haben eine Wandstärke von 10 cm, am Boden sind es 15 cm. Das Gewicht mit bis zu 2 Tonnen ist beachtlich. Der Preis wirkt happig: 15 000 Euro muss man dafür berappen. Aber anders als zum Beispiel ein Barriquefass, das um 800 Euro kostet, kann es langfristig eingesetzt werden. Hersteller geben 30 Jahre Garantie. Und wenn man die Preise selbstbewusst ansetzt, können sind die Anschaffungskosten bald amortisieren. Oberste Prämisse ist es, ein Produkt zu gewinnen, das so naturbelassen wie möglich bleibt.

Wein vinifiziert im Natursteinfass ist ein neues Herstellungs- und Lagerverfahren.

Durch die raue Oberfläche des Granits wird der Kontakt mit dem Most vervielfacht. Der Granit bietet beste Verhältnisse für eine ideale Sauerstoffzufuhr. Beim Gärprozess wird die entstehende Wärme im Stein gespeichert und danach langsam wieder abgebaut. Daher ist keine Kühltechnik erforderlich. Dies alles sind Parameter, welche eine völlig neue, natürliche, Stilistik von Wein hervorbringen.

Begonnen hat es vor einigen Jahren, als Alois Bauer, Steinmetzbildhauer-Meister aus Passau, auf einer Messe in Gols (Burgenland) seine Arbeiten ausstellte. Hier wurde die Idee zum Natursteinfass geboren, aus Bauers ganz natürlichem Lieblingsmaterial Granit. Und es entstand für den Vertrieb die Firma Steinfass mit Sitz in Deggendorf, die seitdem Winzer mit diesem speziellen Gefäss beliefert. Ebenfalls in dieses interessante Geschäft eingestiegen ist ein weiterer Österreicher, Robert Binder mit seinem Unternehmen Granbarrel.

Fruchtiger, runder, mineralischer, so wird Wein aus Natursteinfässern beschrieben. Diese Weine lassen eine betonte Mineralik erkennen, sind sehr dicht, komplex, wirken beinahe vibrierend und weisen im Aroma eine zarte nussige Note auf. Untersuchungen zeigen, dass Granit keinerlei Rückstände hinterlässt, anders als etwa beim Betonei, das Stoffe im geringen Umfang absondern kann.

Aber Granit hat andere Eigenschaften, die ein Winzer beachten muss. Das Material saugt sich förmlich mit Wein voll. Deshalb muss alle paar Wochen Schwundausgleich vorgenommen werden. Bei einem 600-Liter-Fass sind das immerhin so 20 bis 30 Liter. Notwendig ist eine Lagerung bei 70 bis 90 Prozent Luftfeuchtigkeit. Durch die leichte Verdunstung werden die Weine sehr konzentriert, sie entwickeln viel Würze und eine gewisse Salzigkeit. Und Granit hat auch Einfluss auf den Geschmack des Weines. Die Spitze der Säure wird ihm genommen, der Wein überzeugt. Das Produkt wird harmonischer, vollmundiger, vielleicht auch eleganter, denn die Weine vollziehen im Granit einen Entwicklungsschub. Der Geschmacksunterschied zu dem in Edelstahlfässern gereiften Getränk tritt deutlich hervor. Durch den Einfluss des Sauerstoffs harmonisiert der Wein schneller, er wirkt früher trinkfertig.

Einführung

Patrik Nauer, Inhaber des Familienunternehmens Nauer Weine AG in Bremgarten und bereits Inhaber eines solchen Granitfasses hat mir freundlicherweise für diesen Artikel einige Granitweine zur Verfügung gestellt.

Familienunternehmen Nauer Weine AG

Im Jahre 1893 von Jakob Nauer als Nauer & Co gegründet und aus Gesundheitsgründen 1895 an seinen Bruder Emil Nauer verkauft. Dieser wagte vorausblickend den Einstieg in die Spirituosenproduktion.

So verblieb das Geschäft mit Wein und Spirituosen, das 1917 von Emil Nauer an seine Söhne Jakob und Alfons Nauer übergeben wurde. Von nun an nannte sich die Firma Gebrüder Nauer. 1926 brannte das Geschäft auf die Grundmauern nieder. Zum Glück hatte man den Keller massiv gebaut. Über dem auch heute noch existierenden Keller wuchs eine neue, erweiterte Weinkellerei hinter einer markanten Treppengiebel-Fassade.

In den 40er Jahren trat zusätzlich die 3. Generation mit Guido und Jacques Nauer ins Geschäft ein. 1960 wurde die Firma von einer Kollektivgesellschaft in die Gebr. Nauer AG umgewandelt. Kurz darauf trat Beat Nauer, 3. Generation, in die Firma ein und übernahm später die Geschäftsleitung. Es folgten Jahre des Umbaus und Ausbaus. Die Lagerräume wurden erweitert und Raum für Abfüllautomaten geschaffen. Spirituosen wurden ab 1970 in der eigenen Destillerie neben der Kellerei gebrannt. 1974 bezog man in Tegerfelden eine Trotte für die Kelterung der Aargauer Weine. Seit 1980 erfolgte auch die Kelterung des Ortsweines von Bremgarten, dem Stadtberger, in der Trotte in Tegerfelden.

1988 wurde die Brennerei mit den drei Brennkesseln in Bremgarten aufgegeben und es erfolgte ein massiver Ausbau der Lagerräume, welche gleichzeitig komplett klimatisiert wurden. Damit hatte man optimale Lagerbedingungen für die Zukunft geschaffen. In dieser Zeit begann man konsequent auch ausländische Produzentenvertretungen aufzubauen. 1997 erfolgte die Lancierung von Weinen aus Österreich mit Sepp Moser, was für die damalige Zeit eine absolute Pioniertat darstellte.

1998 trat Patrik Nauer als vierte Generation in die Firma ein und übernahm später von seinem Vater Beat Nauer die Geschäftsleitung. Der Vertretungsausbau von ausländischen Produzenten wurde weiter vorangetrieben und durch Perlen wie Faiveley, Chapoutier und Louis Michel ergänzt. 2015 erfolgt die Investition in eine komplett neue Abfüllerei. Die Eigenproduktion sollte dabei viel effizienter erfolgen und vor allem wollte man den nächsten Qualitätssprung nach vorne realisieren, da sich Nauer Weine klar für den lokalen Produktionsstandort entschieden hatte und grossen Erfolg mit der Eigenproduktion aufweisen konnte.

Verkostungsnotizen

 

Riesling Strasser Ried, Wechselberg-Himmel, Markus Waldschütz 2017

Ausgebaut im Granbarrel Granitfass. Leuchtendes Goldgelb mit grünlichen Nuancen. In der Nase unglaublich fruchtig. Er besticht durch seine klare Aromatik. Am eleganten und runden Gaumen kräftig, facettenreich, frisch, zartschmelzend, glockenklare Präzision, saftige Struktur, reifer Apfel, etwas Aprikose, eine feine Kräuterwürze, gut eingebundene Säure und mit einem minim salzigen, langanhaltenden Abgang.

17.5/20   CHF 45

Grüner Veltliner, Alte Reben, Bannert 2017

Ausgebaut im Granbarrel Granitfass. Glitzerndes Goldgelb mit minimen grünlichen Nuancen. Zuerst dezente Nase. Dann herrliche Fruchtaromen von gelben Früchten, etwas Mandeln und einer bereits reifen Aromatik. Am mineralischen Gaumen tänzerisch konzentriert, eine schmelzige Fülle, ordentlich voluminös, gut strukturiert, eine charakteristische Würze, vielschichtig, kompakt, pur und klar. Kräftiger Abgang.

17.25/20   CHF 28

Granit, Pinot Noir Prestige, AOC Aargau, Tegerfelden 2019

Ausgebaut im Granitfass von Alois Bauer aus Passau. Leuchtend helles Rubinrot. In der Nase elegante Düfte von Himbeeren, roten Johannisbeeren und Schattenmorellen. Entgegen dem optischen Eindruck der hellen Farbe wirkt alles extrem dicht und komplex. Am engmaschigen Gaumen entfaltet sich eine prägnante Säure, eine samtige Textur, gut eingebundene Tannine, eine intensive Frucht und mineralische Noten. Den langen, subtilen Abgang begleiten spannende, vielschichtige, würzige, saftige und kühle Aromen. Herrliches Geschmackserlebnis, das sich im laufe der Zeit noch verstärkt!

17.5/20   CHF 24.50

Andi Spichtig