Nizza, Piemont, Italien

Nizza DOCG

Forum Nizza

 

Masterclass „Top Weine aus dem Piemont, Ausdruck eines einzigartigen Gebietes“.

Die Agentur Why Net aus Alba hat am Mittwoch zu einer Weinverkostung und einer Masterclass ins Hotel Baur au Lac eingeladen. Die Veranstaltung wurde durch den Präsidenten des Vereins Stefano Chiarlo vorgestellt. Durch die Masterclass führte dann der langjährige Italien Redaktor von Falstaff, Othmar Kiem. Der Rundgang mit Tastings im Baur au Lac war auch für die Öffentlichkeit zugänglich und ermöglichte es den Besucherinnen und Besuchern, die 26 ausstellenden Weingüter kennenzulernen und so die Produkte einer interessierten Fangemeinde vorzustellen. Das Forum Nizza DOCG richtete sich deshalb an alle, die Wein zu ihrer Leidenschaft und Berufung zählen. In der Schweiz war es die erste Gelegenheit, eine solche Vielfalt aus der einzigartigen Region rund um die Stadt Nizza Monferrato kennenzulernen.

Einführung:

Mit dem Namen Nizza verbindet man nicht wie vielleicht vermutet die allen bekannte Stadt im Südosten Frankreichs. Nein, es handelt sich hier um ein Gebietsprojekt mit der Bezeichnung Nizza DOCG und einem Verein mit dem Namen „Associazione die Produttori del Nizza“.

Das Gebietsprojekt Nizza DOCG wurde offiziell im Jahr 2014 dank der Anerkennung eines kleinen Gebietes „Barbera-Gebiet im Monferrato“ aus der Taufe gehoben. Es war schon immer eines der am besten geeigneten Gebiete für die Herstellung von Barbera Weinen. In den 90er Jahren vereinten sich die Produzenten der Gegend und stellten einen Antrag auf Anerkennung des kleinen Gebietes und erreichten so die Bezeichnung „Nizza DOCG“. Die Verwendung des geografischen Namens „Nizza“ anstelle der Rebsorte kombiniert Tradition, Kultur und ein einzigartiges Territorium in einem kurzen Namen. Eingeschränkt wird das Produktionsgebiet durch sehr strenge Verpflichtungen auf Anbau- und önologischer Ebene. Die Hersteller von «Nizza» haben einen noch strengeren Selbstregulierungskodex, um sicherzustellen, dass die Weine unter dem Label «Barbera d’Asti Superiore Nizza» einen noch höheren Qualitätsstandart aufweisen.

Der Verein „Associazione die Produttori del Nizza“ wurde am 19. November 2002 mit dem Ziel gegründet, den „Nizza“ zu verbessern und zu fördern. Man stellte in den Jahren 2012/13 den Antrag auf Anerkennung einer neuen, für „Nizza“ spezifischen Ursprungsbezeichnung und mit der Ernte 2014 erreichte man den Status „erstes kleines Gebiet von Barbera d’Asti“. Das Disziplinarrecht anerkannte auch die Riserva-Version und die Möglichkeit, die Herkunftsweinberge der Trauben anzugeben. Seit 2018 zeigt eine extra dafür erstellte Karte der Region Nizza die bestehenden Rebberge des Gebietes. Sie unterteilt Weinberg für Weinberg und beschreibt die Hauptbereiche der zugehörigen Crus. Der Verein besteht zurzeit aus etwa 75 Mitgliedern und der Hauptsitz ist die Regionale Enoteca in Nizza Monferrato.

Nizza DOCG erstreckt sich heute über 18 Gemeinden und stellt eine einzigartige Expression der Barbera-Traube dar. Das Besondere daran ist, dass ein Nizza ein reinsortiger Barbera ist, während in anderen Barbera- Ursprungsbezeichnungen bis zu 15% Komplementärtrauben enthalten sind. Die Rebberge des Nizza liegen in einer Höhe von bis zu 350 Meter in besonderer Hügellage stets in südlicher Position. Dies mit mindestens 4000 Pflanzen pro Hektar und einem Ernteertrag von bis zu 7 Tonnen pro Hektar. Handelt es sich um einen Nizza mit Lagenangabe, so ist der Ertrag auf 6,3 t/ha begrenzt. Die Produktionsbedingungen sehen eine Lagerzeit von 18 Monaten vor, davon sechs Monate in Holz, für Nizza Riserva und Nizza Vigna Riserva eine Lagerzeit von 30 Monaten, davon zwölf Monate in Holz. Ausserdem macht Nizza DOCG eine besondere Vielfalt der Mikro Klimata aus. Die Böden variieren von sandigem Untergrund in Vinchio oder Mombaruzzon bis zu lehmigen Böden in Nizza Monferrato oder in Calamandrana. In San Marzano sind es sogar Schieferböden. Fast jeder Rebberg besitzt ein eigenes Terroir. Man ist stolz, dass genau wegen der geologischen Gegebenheiten kein Nizza-DOCG Wein wie der andere ist, ganz ohne Beimischung anderer Rebsorten. Einmal jährlich verkosten alle Winzer gemeinsam blind die Weine des neuen Jahrgangs. Nur wer den Qualitätsanforderungen entspricht, darf auch den Namen Nizza DOCG tragen.

Masterclass

Interessant für mich war aber vor allem die exklusive, limitierte Masterclass von Othmar Kiem. Der Südtiroler gilt als Urgestein Europäischer Weinkultur und ist seit 1999 Chefredaktor von Falstaff Italien. Dabei wurden acht ausgesuchte Nizza DOCG Weine der Region des Piemonts unter die Lupe genommen.

Verkostungsnotizen

Grundsätzlich riecht und schmeckt ein Nizza DOCG einzigartig! Er funkelt als junger Wein Rubin-Violett im Glas, duftet nach dunklen Kirschen, Zwetschgen und oft auch einem Hauch dunkler Schokolade. Er ist füllig, aber auch elegant, ist konsequent trocken und zeigt geschmeidiges Tannin. Charakteristisch ist immer auch eine akzentuierte Säure. Die gibt dem Wein Frische und Schliff und lässt ihn saftig über den Gaumen gleiten. Überrascht hat mich der hohe Alkoholgehalt von mindestens 14.5 bis 15%Vol.

Vinchio Vaglio, Laudana 2019 Nizza DOCG

Intensives und kraftvolles Rubinrot mit violetten Nuancen. In der Nase fruchtige Kirschen, Lakritze, Gewürznelke, Zimt und Vanille. Am harmonischen Gaumen frisch, mit einer ordentlichen Säure und spürbaren Tanninen, erdig, Lakritze, mit Schmelz und Rasse im belebenden und fülligen Abgang.

16.75/20

Frasca la Guaragna 2019, Nizza DOCG

Leuchtendes Rubinrot mit violett-schwarzen Nuancen. In der verführerischen Nase Noten von reifen Pflaumen, Kirschen, Veilchen, dunkle Schokolade und Mandeln. Der Gaumen belegt zuerst etwas, ist aber kräftig und gut strukturiert, rote Beeren und Blüten, erdig, zeigt geschliffene Tannine und eine vive Säure. Finessenreicher, saftiger, ausgewogener und rassiger Abgang.

17/20

Tenuta Garetto, Favà 2018, Nizza DOCG

Leuchtendes Purpurrot mit violetten Nuancen. In der Nase komplexe Aromen von reifen, etwas kompottigen Kirschen, Waldbeeren, Zwetschgen, Veilchen, etwas Würze und Unterholz. Am Gaumen ein zartes Toasting, mit griffigen Tanninen, einer knackigen Säure, einer leichten Bitternote und einem finessenreichen, komplexen und doch eleganten Abgang.

17/20

Michele Chiarlo Az. Vitivinicola, La Court 2018, Nizza Riserva DOCG

Leuchtendes Rubinrot. In der Nase eine vielschichtige Aromenstruktur von reifen schwarzen Kirschen, eingelegten Brombeeren, Pflaumen und Gewürzen. Im kräftigen Gaumen stechen eine präsente, belebende Säure und gut eingebundene Tannine heraus, welche ein herrliches Mundgefühl und eine lebendige Struktur entfalten. Facettenreicher, delikater, vielschichtiger und langer Abgang.

17.25/20

Beppe Marino SRL, Quattrofilari 2017, Nizza Riserva DOCG

Leuchtend dunkles Rubinrot. In der Nase ein zartes Duftspektrum von reifen Kirschen, Cassis, Holunder, gedörrten Früchten, etwas Mokka und delikaten Holznoten. Herrlich strukturiert und einnehmend, sehr frisch und seidig. Am präzisen Gaumen breit, ausladend und kräftig, mit weichen Tanninen und einer frischen, bekömmlichen Säure. Konzentrierter, druckvoller, tiefgründiger, vollmundiger, zartbitterer und gehaltvoller Abgang.

17.25/20

Bersano Vini, Generala 2017, Nizza Riserva DOCG

Leuchtendes Rubinrot. In der Nase reife rote und dunkle Beeren, und dunkle Früchte wie Zwetschgen, zarte Noten nach Vanille und Sandelholz. Am verführerischen Gaumen dicht und füllig, gefällt mit seinem Schliff und seiner doch auch kraftvollen Machart mit einem eleganten, trockenen Geschmacksbild. Eine lineare Textur mit gut eingebundener Säure und saftigen Tanninen und ein erdiger, würziger, harmonischer und ausgewogener Abgang.

17.25/20

Tenuta Olim Bauda 2017, Nizza Riserva DOCG

Leuchtendes, dunkles Rubinrot. Komplexe Düfte nach dunklen Waldbeeren, reife Kirschen und Sauerkirschen, Cassis, Gewürznelken, Zimt, Vanille und Holznoten in der Nase. Der kernige Gaumen zeigt sich überaus dicht, konzentriert, balsamisch, mit hellem Tabak, reifen Tanninen und die Säure sorgt für eine noble Eleganz. Kräftige und gleichzeitig samtige Struktur. Aromatischer, ausgewogener, komplexer, ausbalancierter langer Abgang.

17.5/20

Cascina Garitina, Gianola 2015, Nizza Riserva DOCG

Dunkles Rubinrot. Tiefgründige, komplexe Nase mit noblen Aromen von dunklen Früchten und Beeren, Amarenakirschen, Vanille, Tabak, schwarze Schokolade, Zimt, blumigen Noten sowie einem Hauch Kakao. Am vollmundigen und gut strukturierten Gaumen ein frischer Auftakt, welcher Volumen und Raffinesse perfekt verbindet. Etwas Lakritze, erdige Nuancen und zarte balsamische Noten. Gut eingebundene Tannine, unterstützt von einer schönen Säureschulter. Langanhaltender, gereifter Abgang.

17.5/20

Andi Spichtig