Qvevri (Amphoren) Weine aus Georgien

Qvevri Weine, Naturweine und Orangeweine – ein rotes Tuch für viele Traditionalisten

Einleitung

Georgien gilt als das Ursprungsland des Weinbaus. Mit Georgien und dem Weinbau sind auch das Qvevri (Amphoren) verknüpft. Die Weine werden nach dem entrappen mit der Schale in den Qvevri sich selbst überlassen.

Auch der aktuelle Hype von Natur- und Orangeweinen beruft sich auf diese zwei Faktoren. Möglichst wenig auf den Wein einzuwirken und auch die Weissweine mit der Schale (Skin Contact) vergären (Maischegärung) zu lassen.

Beides wird sehr heiss diskutiert und kann zum Teil in religiöse-, hitzige Diskussionen ausarten. Persönlich war ich auch lange auf der eher konservativen Weinschule Seite. Erst als ich das Ganze aus einer neutralen Sicht, abseits von Wein Sorten-Typizitäten anschaute und mich nur aufs Getränk einliess, hat sich für mich eine neue Wein-Welt aufgetan. Es gibt viele sehr spannende Weine, die mir neue Aromen erschlossen haben, welche ich noch nie in Zusammenhang mit Wein vernommen habe. Es gibt aber auch Weine, die aus der Sicht der Weinschule fehlerhaft sind. Schlussendlich muss sich jeder selbst ein Geschmacksbild machen. Für mich hat sich auf jeden Fall ein Kapitel mehr in der unendlichen Weinwelt aufgetan, abseits des Dogmatismus der neuzeitlichen Weinschule.

Dies kann jeder für sich selbst entdecken (leider sind die Degustationen im Juni/Juli wieder verschoben worden. Neue Termine unter bestofgeorgia.ch).

Video

Qvevri

Die Herstellung eines Qvevri braucht Zeit, durchschnittlich dauert es bis zu drei Monate für die Herstellung eines 2.000 Liter Quevri. Es gibt aber verschiedene Grössen. Dabei dauert allein der Brennvorgang bis zu acht Tage. Die Windungen oder Spiralen werden hierbei langsam und regelmässig beigeführt, um die Spannung und Stärke zu gewährleisten, die notwendig ist, um die Form und das Gewicht des Tons zu bewahren. Nach dem Brennen, während die Quevri noch warm ist, wird der Ton im Inneren mit Bienenwachs beschichtet. Dies füllt die Poren, ohne sie komplett zu verschliessen. Der Durchfluss von kleinen Mengen an Luft während des Reifeprozesses wird somit gewährleistet. Pures Bienenwachs hat zudem wasserfeste und sterilisierende Eigenschaften, die die Quevri äusserst hygienisch und einfach sauber halten. Eine Kalkstein-, oder Beton Aussenbeschichtung wird hinzugefügt um die Quevri während des Transportes zu schützen.

Weinproduktion in Qvevris

Qvevris werden im Boden vergraben und mit gepressten Trauben, zusammen mit den Schalen, Kernen und Stängeln gefüllt und verschlossen. Das Produkt lagert monatelang unter konstanten Temperaturen, weitgehendem Sauerstoffabschluss und durchläuft eine Maischegärung Die Abdichtung gegen eine Sauerstoffzufuhr von oben wird traditionell durch Holzasche und Birkenteer erreicht. Zusätzlich kann darüber noch eine Schicht Sand aufgebracht werden, die zur Kühlung feucht gehalten wird. Das Vergraben in der Erde ist eine einfache Methode, um den Wein unter annähernd konstanten Temperaturen zu vergären. Da eine Qvevri in der Erde vergraben wird, dringt durch die Poren der Amphore kaum Sauerstoff in den Wein ein, es findet lediglich eine Mikrooxidation statt, die für die Reifung des Weines positiv ist. Die Maischegärung und wenig Sauerstoff wirken sich erheblich auf den Geschmack aus. Auf diese Weise werden zusätzliche Tannine und Polyphenole an den Wein abgegeben, der dadurch sehr lang und körperreich wird. Dies erfordert sehr viel Erfahrung, da die Inhaltsstoffe der festen Bestandteile bei ungenügender Reife einen ungünstigen Geschmack hervorrufen würden.

Als ich das Video des Filmemachers Levan Kitika sah, habe ich mich auf die Suche nach Qvevri Weinen in der Schweiz gemacht.

Natürlich habe ich auch 2 Weine degustiert. Einen Rotwein aus der autochthonen Saperavi Traube und einen Orange Wein aus den autochthonen Mtsvane und Kisi Trauben:

Saperavi Qvevri Irakli 2017

Sapaeravi ist die wichtigste Rotweinsorte der 525 autochthonen Rebsorten Georgiens. Die Trauben haben eine sehr tiefdunkle Farbe. Es gibt den Saperavi in den verschiedensten Spielarten. In Geruch und Geschmack geprägt von herrlichen Fruchtaromen bis hin zu sehr körperreichen Weinen. Gepaart mit den unterschiedlichsten Bodentypen und Mikrozonen in Georgien erhält man so eine ganze Bandbreite von hochinteressanten Weinen.

Die Trauben für den Saperavi Qvevri Irakli wurden am 26. September 2017 selektiv handgelesen und in kleinen Boxen (je 20 Kg) zum Qvevri-Marani gebracht, abgebeert und zusammen mit den Schalen, dem Fruchtfleisch und einem Teil der Rappen in einem Qvevri (Tongefäss) mit einem Inhalt von 2.000 Litern vergoren und bis zum 28. Februar 2018 im Qvevri gelagert. Die alkoholische Gärung erfolgte spontan, es wurden weder Hefen noch andere Weinbehandlungsmittel zugesetzt. Die Klärung erfolgte auf natürliche Weise, d.h. dieser Wein wurde nicht filtriert. Während der Zeit der Gärung und der anschliessenden Lagerung auf der Maische hat dieser Wein auf natürliche Weise eine „malolaktische Gärung“ (bakterieller Säureabbau) durchlaufen

Zu kaufen bei: bestofgeorgia.ch

Meine Notizen:

Im Glas: dunkelrot, klar

In der Nase: nach dem öffnen sehr verhalten, dunkle Kirschen, Waldboden, Tabak, leichte Überreife, leichte Petrolnote.

Im Gaumen: eher schlank auf den ersten Schluck im Nachhall doch sehr gehaltvoll, Tannine schöne eingebunden, noch spürbar aber doch sehr sanft. Trocken, mit spürbarer Säure. Die Aromen in der Nase kommen und gehen, bei jedem Schluck ist es wieder anders.

Fazit: Ein Wein mit Kanten und Extremen. Habe das Gefühl, der Wein lebt noch und verändert sich. Sehr spannend, als hätte man einen Flaschengeist die Freiheit gegeben. Kann ich mir sehr gut zu einem eher deftigen Essen mit oder ohne Fleisch vorstellen.

Casreli Mtsvane-Kisi 2018

Die Mtsvane-Kisi-Assemblage – Mtsvane und Kisi sind beides autochthone, weisse Traubensorten Georgiens – ist ein Naturwein bester Qualität. Für die Herstellung von Qvevri-Weinen werden bisher nur selten Cuvées gemacht. Das Weingut Casreli versucht, für ihre Naturweine aus den verschiedenen georgischen Trauben das Optimum an Geschmacksvielfalt herauszuholen.

Die Trauben wurden am 10. September 2018 von Hand in kleinen Kisten (max. 12 kg) geerntet, zum 5 km entfernten Produktionsbetrieb gebracht und dort sehr sorgfältig gepresst. Der Wein lagerte 6 Monate lang im 890-Liter Qvevrsi und wurde danach ungefiltert und ohne Beigabe von Schwefel abgefüllt.

Zu kaufen bei: bestofgeorgia.ch

Meine Notizen:

Im Glas: Orange bis Bernstein mit leichter Trübung, da der Wein nicht gefiltert wurde.

In der Nase: Reifer Apfel, Bitterorange, Citrus Früchte. Mandeln, Orientalische Gewürze. Das Aroma verändert sich. Ein Schnüffel-Wein, der Zeit braucht.

Im Gaumen: mittelvoll, markante Säure, die Aromen in der Nase finden sich auch im Gaumen wieder, leichte bittere Noten, Abgang etwas kurz.

Fazit: Der Wein ist sehr eigen und mit Ecken und Kanten. Sicher nicht ein Wein für die Massen. Kann ihn mir gut zu einem Essen oder Apero Riche vorstellen. Ich würde ihn dekantieren, um sein ganzes Aromaspektrum zu erforschen.

Degustieren

Termine unter BestofGeorgia.ch

Prost, Pascal Burckhardt

PS: Es gibt auch Schweizer Qvevri Weine: Albert Mathier & Fils – Salgesch 

Quellen: Bilder und Weine sind von BestofGeorgia.ch