Riesling, Pinot Noir & Co

Montag 27. Mai 2019 im X-TRA in Zürich

Das Informationsbüro Deutsche Weine hat am Montag 27. Mai 2019 im X-TRA in Zürich Wein-Journalisten zu einem Seminar eingeladen. Es lief unter dem Titel „Deutsche Weine-Eleganz auch im Klimawandel“. Geführt wurde es vom Leiter des Institutes für Weinbau und Önologie in Neustadt, Professor Ulrich Fischer.

An der Parallel-Veranstaltung“ Deutsche Winzer und ihre Weine“ präsentierten zudem führende Winzer und teilweise Schweizer Importeure an 27 Tischen eine grosse Anzahl ihrer Weine auch für Fachbesucher.

Seminar «Deutsche Weine-Eleganz auch im Klimawandel»

Wie der Titel ja schon deutlich machte dozierte Professor Fischer nach einer kleinen Verspätung zuerst sehr ausführlich über den Klimawandel und deren Reaktionen Weltweit, Europaweit und in den 13 deutschen Weingebieten.

Über Jahrmillionen hat das globale Klima stets Schwankungen aufgewiesen. Seit Beginn der Industrialisierung hat sich aber die Zusammensetzung der Atmosphäre durch die Emissionen von Treibhausgasen verändert. Dass die globale Klimaerwärmung auch im Rebberg nicht Halt macht merkt man nicht erst, seit sich einige politische Parteien dies auf die Fahne geschrieben haben. Nein, in den verschiedensten Weingebieten haben dies aufmerksame Winzer bereits früher erkannt und zum Beispiel den Sortenspiegel schon ganz ordentlich über den Haufen geworfen. So können Rebsorten aus südlichen Gebieten auch in Mitteleuropa angepflanzt werden. Dank dem warmen Klima reifen sie perfekt aus. Die Jahreszeiten werden extremer. Weiter verschieben sich die Anbaugebiete nach Norden. Ein weiteres Anzeichen ist der frühe Austriebstermin. Die Blüte und der Reifebeginn sind deutlich früher als im Durchschnitt. Zudem werden Trauben fast frühreif gelesen um zu verhindern, dass der Zuckergehalt nochmals höher liegt und dadurch mehr Alkohol generiert wird. In Deutschland, eigentlich ein klassisches Weisswein-Land, werden vermehrt rote Sorten angepflanzt. Weiter haben die zunehmende Trockenheit und höhere Temperaturen während der Reifephase der Trauben einen direkten Einfluss auf die Inhaltsstoffe der Rebsorten. Es besteht die Gefahr, dass sich im Wein verstärkt untypische Alterungsnoten bilden. Zudem ist zu erwarten, dass sich der besondere Charakter der Weine in den etablierten Weinbaugebieten verändert. Immerhin gibt es keine unreifen Jahre mehr. Es wird alles reif. Der Weinbau spielt somit eine zentrale Rolle: Er ist zugleich Opfer und Akteur des Klimawandels, eine Herausforderung für alle Winzer. So negativ der Klimawandel insgesamt ist, so positiv ist die zunehmende Wärme für die Weinproduktion natürlich ein Glücksfall. Das hat man auch mit dem Jahrgang 2018 gesehen, welcher ein Spitzenjahrgang wurde.

Da dieser Blog weder politisch noch wissenschaftlich sein will kehren wir wieder zu unseren Wurzeln zurück. Ich beschränke mich hier auf die Weine, welche uns an diesem Seminar kredenzt wurden. Die Verkostungsnotizen von Pascal und mir korrespondierten allerdings nicht immer mit den etwas unbescheidenen Aussagen von Professor Fischer.

Verkostungsnotizen, aufgeteilt in drei Untergruppen.

 

 

Schlanke Rieslinge trotz warmer Jahrgänge

 

2018 Deidesheimer Herrgottsacker, Riesling Kabinett trocken, 11%vol. aus dem Staatsweingut mit Johannitergut, Pfalz.

Helles Gelb. Fruchtige, elegante, würzige Nase nach Birnen, Äpfeln und etwas Limone. Im schlanken Gaumen mit einer ordentlichen Säure, welche die zarte Restsüsse fast aufhebt, alles wirkt elegant, feinfruchtig und jung. Eher kurzer Abgang.

16/20

2017 Forster Pechstein, Riesling trocken, 12%vol. Weingut Lucashof, Pfalz

Helles Gelb. Sortentypische Nase nach Quitte, Apfel, Birne, Aprikose und etwas Eisbonbon. Der Gaumen ist von der Säure geprägt, minim rauchig, fruchtig, fein und kräftig. Ordentlich Volumen und Kraft im Abgang.

16.75/20

2017 Pieporter Goldtröpfchen, Riesling Kabinett, 8%vol. Weingut Julian Haart, Mosel

Helles Gelb. Hat der nicht einen minimen Böxer? In der Nase mineralisch, fruchtig, kernig, etwas weisser Pfirsich und Trüffel. Am komplexen Gaumen mit einer hohen Säure, spürbarer Restsüsse und im Abgang mit etwas CO2.

15/20

Elegante Burgunder in sonnenreichen Jahrgängen

 

2015 Blanc de Blanc Sekt brut, 12%vol. Sekthaus Griesel, Hessische Bergstrasse

Leuchtendes Gelb. Zuerst ein erstaunlicher, fast kitschiger Himbeerton in der Nase. Eine happige Perlage, eine dezente Frucht, etwas angeschnittener Apfel, minim Zitrus und etwas Brioche am Gaumen.  Eine zupackende Säure und ein kurzer Abgang.

16/20

2017 Westhofen Weissburgunder vom Kalkmergel, 13%vol. Weingut Weedenborn, Rheinhessen

Leuchtendes Gelb. Zuerst riecht man kräftiges Eichenholz. Dieses überdeckt etwas die dezente Frucht. So wirkt er fast schon burgundisch. Eine schöne, fast verführerische Mineralität, eine gute Säure am Gaumen, eine ordentliche Stilistik und ein minim bitterer, ordentlicher Abgang.

16.5/20

2018 Grauburgunder Kabinett trocken, 13%vol. Winzergenossenschaft Achkarren, Baden

Helles Gelb. In der Nase zuerst Eisbonbon, etwas Litschis, Birnen, Melone und auch florale Noten. Am Gaumen herb, kraftvoll mit einem frischen, ausdruckstarken und vollmundigen Abgang.

16.5/20

Spätburgunder im Klimawandel und seine Herausforderer

 

2015 Varnhalter Sonnenberg, Spätburgunder trocken, 13.5%vol. Weingut Kopp, Baden

Helles Rubinrot. Dominantes, rauchiges Neuholz, in der Nase fast aggressiv. Dann reife Sauerkirschen, rote Johannisbeeren, Kaffee und etwas Unterholz am Gaumen. Minim reduktiv. Ordentlich eingebundene Tannine und eine schöne Säure. Langer Abgang.

16.5/20

2017 Vinum nobile, Syrah trocken, 13%vol. Winzergenossenschaft Oberkircher Winzer, Baden

Rubinrot. Mir sticht natürlich sofort wieder dieser grüne Peperoniton in die Nase. Düfte nach Brombeeren, Holunderbeeren und Gewürzen. Am konzentrierten Gaumen ein Hauch Holz, gut eingebundene Tannine und eine spürbare Säure. Herber, kräftiger, dichter und fülliger Abgang.

16.75/20

2016 Cabernet Sauvignon Reserve trocken, 14%vol. Weingut Karl May, Rheinhessen

Dunkles Rubinrot. Wieder dieser grüne Peperoniton. In der Nase dezente Holztöne, schöne Röstaromen, Cassis, Sauerkirsche und etwas dunkle Schokolade. Am dichten Gaumen mit zupackenden Tanninen und einer ordentlichen Säure. Fruchtiger, feiner Abgang.

16.75/20

Andi Spichtig