Tage der offenen Weinkeller 2019

Kanton Baselland

Bereits zum 21. Mal standen dieses Jahr die Weinkeller der Deutschschweiz offen. Was 1999 von einer kleinen Schar Winterthurer Winzer initiiert wurde, hat sich in der Zwischenzeit zu einer Grossveranstaltung zahlreicher Winzer der ganzen Deutschschweiz und sogar des angrenzenden Auslands entwickelt.

Unser diesjähriges Ziel waren die Winzer im Kanton Baselland, welche sich an der Veranstaltung beteiligten. Da sich das Wetter von der garstigsten Seite zeigte investierten wir mehr Zeit in die eigentlichen Weinkeller und deren Weine als in die sonst so schöne Naturlandschaft des Basellandes. Angenehm überrascht waren wir vor allem auch vom ausgezeichneten Preis/Leistungsverhältnis der Basellandschaftlichen Weine. Alle Weine zu verkosten war an diesen Tag nicht möglich. Ich habe mich bei den besuchten Winzern auf eine repräsentative Auswahl konzentriert.

Weingut Jauslin, Muttenz –www.weingutjauslin.ch

Bereits unsere erste Station war ein Höhepunkt. Anlässlich der nationalen Tage der offenen Weinkeller öffneten sich die Türen in diesem Jahr allerdings für einmal nicht im Weinkeller, welcher momentan um einen Barriquekeller erweitert wird, sondern wir wurden ganz herzlich von Urs, Regula und ihren beiden Söhnen im neuen Weinladen begrüsst. Urs führt den Familien-Selbstkelterungsbetrieb seit 33 Jahren und in 4. Generation visionär und mit Leidenschaft. Mit Adrian tritt bereits die 5. Generation in seine Fusstapfen und wir wurden an diesem Morgen von seinem ersten selbstgekelterten Pinot Noir überrascht. Dazu in den Verkostungsnotizen mehr.

Die Klassischen

 

Gutedel 2018

Blasses Gelb. In der Nase fruchtig, fein, etwas Zitrus, mineralisch und mit einem blumigen Bouquet. Am Gaumen samtig, körperreich, fruchtbetont, spritzig und mild. Facettenreicher, anregender, Abgang.

16.5/20

Riesling Silvaner 2018

Blasses Gelb mit grünen Reflexen. Würzige Noten wie zarter Muskat, Aromen nach Zitrusfrüchten, weissem Pfirsich und Äpfeln. Frischer Auftakt, angenehmes Säurespiel, elegant, feinfruchtige und präsente Zitrusfrucht. Weich und elegant im Abgang.

16.5/20

Pinot Noir 2018

Kräftiges Rubinrot mit violetten Nuancen. Toller, schwarzbeeriger Beerenmix und eine wunderschöne Würzigkeit in der Nase. Ein überaus saftiger und vor allem überraschender Auftakt. Am Gaumen reife Kirschen, florale Noten, eine präsente Säure, die den Wein frisch hält, feine Tannine und ein nachhaltiger, eleganter Abgang. Braucht noch etwas Zeit, dann aber ein absoluter Hammerwein.

17/20 mit Potential

Die edlen Weissen

 

Bacchus 2018

Leuchtendes Hellgelb. Typische Sortenwürze, öffnet sich in blumigen Noten, weisse Blüten wie Holunder und etwas Cassis. Am Gaumen kompakt, saftig, extraktreich, würzig, blumig und mit einer zarten Säure, einer zupackenden Frucht und einem minimen Muskatton. Langer, vollmundiger Abgang.

17/20

Sauvignon Blanc 2018

Leuchtendes Gelb. In der Nase sortentypisch, exotische Früchte, Stachelbeeren, weisse Blumen und Holunderblüten, mineralisch. Am Gaumen kräftig, würzig, erfrischend fruchtig, mit einem schönen Bouquet und einer straffen Säure, Harmonischer, eleganter, langer Abgang.

16.75/20

Pinot Gris 2018

Goldgelb. Intensiv fruchtig, kraftvoll, extraktreich, mit Aromen von Steinobst, weissen Blüten, Mandeln, Honig und Feigen. Hat eine wunderbare, straffe Säurestruktur. Am kraftvollen Gaumen ein perfektes Gleichgewicht von Säure und dezentem Holzeinsatz, was zu einem frischen, fruchtigen und langen Abgang führt.

16.75/20

Die edlen Roten

 

La Tour 2016

Dunkles Rubinrot. Die Nase zeigt viel Frucht und eine dezente Holznote. Am Gaumen sortentypisch, eine tolle Komplexität, alles wirkt frisch und hat eine extreme Kraft. Die Tannine sind bereits gut eingebaut und es zeigt sich eine ausgewogene Säure. Der Abgang ist wunderbar lang.

17.5/20

Hohle Gasse 2016

Leuchtendes Rubinrot. Expressive Nase. Kräftige dunkle Pinotfrucht, minime Röstnoten, Aromen von dunklen Beeren und Früchten, floral und würzig.  Breiter Auftakt. Am harmonischen Gaumen mit saftigen Tanninen und einer markanten Säure, alles ist druckvoll, spannungsreich, fast üppig, komplex, aristokratisch, frisch und wunderbar lang. Attraktiver, burgundischer Schweizer Spitzenwein mit Zukunft.

17.75/20

Pinot Noir Réserve 2017 Adrian Jauslin Malans AOC.

Die Trauben hat Adrian von seinem ehemaligen Lehrbetrieb zugekauft und im Februar 2019 abgefüllt.

Mittleres Rubinrot mit violetten Reflexen. Fruchtige Aromen von Waldbeeren, minim röstartige Noten, Eukalyptus, Pfeffer und gedörrte Zwetschgen. Eleganter und präziser Auftakt, ausdrucksstarkes Bouquet. Am dichten Gaumen frisch, fruchtig, mit bereits gut eingebundenen Tanninen und einer schönen Säure. Finessenreicher, feinaromatischer Abgang. Ein gut gelungener Erstling!

17.25/20

Stocker Weine Muttenz – stockerweine.ch

Ein kleines, aber feines Weingut, dessen Weine mich sehr überrascht haben. Seit über 40 Jahren bewirtschaftet die Familie Stocker in Muttenz Reben und keltert daraus einzigartige, sortentypische Weine mit regionalem Charakter. So entsteht ein sorgfältiges Zusammenspiel von Tradition und Innovation. Im wahrsten Sinne Hand in Hand werden die Reben gepflegt, was gesunde, hochwertige Trauben ergibt. Geführt wird es in 3. Generation von Pascal Stocker. Ein eher introvertierter Weintechnologe, der wenig redet, aber umso mehr auf die Qualität achtet.

Riesling Silvaner 2018

Helles Strohgelb, in der Nase aromatisch, mit intensiv fruchtigem Bukett, der für Riesling-Sylvaner typischen Muskatnote und Anklängen von feinen Birnen- und Bananennoten. Rassig im Auftakt, weich und mit einer angenehmen Säure. Am Gaumen erfrischend und blumig, spritzig und saftig. Verspielter, anhaltender Abgang.

16.5/20

Sauvignon Blanc 2018

Helles Gelb. Als unverkennbares Markenzeichen sind in der Nase intensive grüne Aromen, Stachelbeeren, Holunder, Johannisbeeren und etwas frisches Gras auszumachen. Eine gute Säurestruktur und Mineralität zeichnen ihn aus. Komplexer Gaumen mit fruchtigem Geschmack. Nachhaltiger Abgang.

16.5/20

Gewürztraminer 2018

Mittleres Goldgelb. Expressive Noten nach reifen Aprikosen, Pfirsichkompott, Litschi und kandierten Früchten. Deutliche Anklänge nach Rosen, Honig und orientalischen Gewürzen. Am Gaumen eine üppige Frucht, fast schon opulent und einige florale Noten. Eleganter, kraftvoller und harmonischer Abgang.

16.5/20

Pinot Noir 2018

Leuchtendes Rubinrot. Ordentliches, würziges Beerenbouquet, Schwarze Beeren und reife Zwetschgen. Am Gaumen elegant und raffiniert zugleich, leicht mineralisch. Der Gerbstoff reift ebenso zu geschmeidigen Tanninen und mischt sich gut mit beerigen Aromen und einer weichen Struktur. Ordentlicher Abgang.

16.5/20

Prior-Pinot Noir 2015

Dunkles Rubinrot. Cuvèe aus Prior und Pinot Noir. Ausdrucksstarkes Bouquet, das fruchtige Aromen nach reifen Waldbeeren und röstartige Noten, etwas Vanille, Karamell, gebackenes Brot und etwas Zimt offenbart. Präziser, eleganter Auftakt, feste Struktur und mit einer explosiven Frucht-Aromatik. Reife Gerbstoffe, geschmeidige Tannine, beerige Aromen unterstützen den Gaumen. Langanhaltender Abgang.

16.75/20

Regent 2015

Nicht umsonst hat der Regent Muttenz AOC Basel-Landschaft 2015 am internationalen PIWI Weinpreis 2017/2018 mit 97/100 Punkten Grosses Gold gewonnen.

Dunkles Kirschrot. Verführerische Aromatik von reifen, schwarzen Kirschen, Gewürznelken, Lakritze, dunkler Schokolade Tabak und Kaffee. Am Gaumen Röstaromen und die reife Kirschfrucht, etwas Vanille etwas Würze. Weiche Tannine runden den harmonischen Wein ab. Der lange, fruchtig-würzige Abgang verlängert das Geschmackserlebnis. Etwas vom Besten im PIWI Bereich.

17.5/20

Cabernet Cortis 2015

Ich habe ihn verkostet, aber ich mag diese grünen Pfeffernoten nicht.

Keine Bewertung.

Tschäpperliweine Aesch – tschaepperliweine.ch

400-jähriges, traditionelles, modern geführtes Weingut mit einer langen Geschichte und mit Höhen und Tiefen, welche sich bequem auf der Internetseite nachlesen lassen. Der Betrieb wird seit über 30 Jahren von Barbara und Ueli Bänninger, er ein erfahrener Winzermeister, naturnah geführt. Verzichtet wird ganz auf Herbizide und Insektizide. Vermehrt werden in den fast 4 Hektaren Reben auch pilzwiderstandsfähige Traubensorten gepflegt, um die Reduktion des Mitteleinsatzes zu verkleinern. Ferner wurde in den 1980ern eine Mengenbeschränkung eingeführt, welche bewirkt, dass die Rebstöcke eine geringere Belastung aushalten müssen. Die Kellerkapazität wurde seit 1990 auf 120’00 Liter erweitert.

Riesling Silvaner 2018

Blasses Gelb mit grünlichen Reflexen. Feinfruchtig, aromatisch duftend nach Muskat, weissen Blumen, etwas Kamille und Melone. Eine herrliche Balance am Gaumen, unterlegt mit zarter Frucht, alles ist blumig-frisch, mit einer gut eingebundenen Säurestruktur, angenehmer Druck, feiner Schmelz und mit einem geschmeidigen, saftigen Abgang.

16.5/20

Pinot Gris 2018

Leuchtendes Gelb. Expressiver Charakter nach Steinobst, weissen Blüten und minimen Honignoten. Rassiger Auftakt, verspielte Struktur, am Gaumen ein herrliches Gleichgewicht von Süsse und Säure, dezent würziges Bouquet, gradliniger, frischer, fruchtiger und langer Abgang.

16.5/20

Rheinriesling 2018

Leuchtendes Gelb. Sortentypische Nase mit Noten nach reifem Apfel, Zitrone, hellen Stein- und exotischen Früchten, Feuerstein und etwas Wachs. Vielschichtiger Gaumen, gradlinig und elegant, Schmelz, eine lebendige Säure und eine zarte Süsse, welche sich harmonisch einbinden. Langer, frischer und fruchtiger Abgang.

16.5/20

Cabernet Blanc/Sauvignac 2018

Der für mich überraschendste Weisswein war dieses Cuvèe aus den zwei neuen, pilzwiderstandfähigen Traubensorten. Es sind interspezifische Kreuzungen des Schweizer Rebzüchters Valentin Blattner.

Goldgelb. Wuchtige Nase mit Düften von exotischen Früchten, Blumen und Holunderblüten. Am Gaumen extraktreich und stoffig, kräftig und gut strukturiert. Es zeigen sich eine intensive Fruchtigkeit, eine markante, gut eingebundene Säure und eine zarte Herbe. Körperreicher, fruchtiger und langanhaltender Abgang.

17/20

Pinot Noir Auslese 2016

Kräftiges Rubinrot. Ein betörendes Bouquet mit typischen Pinotnoten, einer dichten Frucht, vielen dunklen Beeren und einer zarten Würze. Weicher Auftakt. Am eleganten Gaumen eine verführerische Aromatik mit weichen, gut eingebundenen Tanninen und einem minimen Toasting. Der Holzeinsatz wurde perfekt abgestimmt. Ordentlich langer, fruchtiger, vielschichtiger Abgang.

17/20

Hommage Pinot Noir Barrique 2016

Leuchtendes Rubinrot. Komplexe Frucht, aromaintensiv, im Vordergrund Marmeladenoten nach schwarzen Beeren, etwas Vanille, leicht würzig und mit zarten Röstaromen. Dazu etwas Leder und wieder diese typische Pinot-Frucht.  Am Gaumen elegant und raffiniert zugleich. Eine gute Fülle, eine lebhafte, prägnante Säure und weiche, gut eingebundene Tannine. Langanhaltender Abgang.

17/20

NUR Tschäpperli 2016

Limitiert und gereift in Tschäpperli Eiche.

Dunkles Rubinrot. Aromen von Waldbeeren, gedörrten Zwetschgen, dezentem Eichenholz, schwarzem Pfeffer, etwas Eukalyptus und Lakritze. Würziger, kräftiger Auftakt. Am Gaumen ein eleganter Körper, gut eingebundene Gerbstoffe, feinkörnige, gut integrierte Tannine und eine feine Säure. Zeigt viel Körper und Rasse. Nachhaltiger, langanhaltender Abgang.

17.5/20

Weinbau Monika Fanti Aesch BL – www.weinbau-monikafanti.ch

Bereits in 5. Generation wird auf dem Weingut Fanti Weinbau betrieben. Monika Fanti war die erste Frau im Kanton BS/BL, welche eine Winzerlehre abgeschlossen hat. Nach verschiedenen Stages bei COOP und Tschäpperli kaufte sie den Rebbetrieb 1997 ihrem Vater ab. Im Jahr 2000 erlangte sie das Diplom als eidgenössisch diplomierte Winzermeisterin. 2002 wurde das neue Oekonomiegebäude mit Remise, Weinkeller und Verkaufsraum gebaut und 2015 eröffnete sie das Winzerbeizli als zweites Standbein, welches ihre Tochter, eine gelernte Köchin, führt. Es ist eine wirklich empfehlenswerte, kulinarische Adresse. Ich kenne Monika Fanti und ihre Weine von einem früheren Besuch her und bin begeistert von der Qualität.

Ich werde mir allerdings erlauben, den Jahrgang 2018 (noch) nicht zu kommentieren, da alle Weine gerade eben abgefüllt und noch massiv reduktiv waren. Ein neuer Besuch im Spätsommer ist deshalb angesagt. Bericht folgt.

Als weiterer Besuch wäre eigentlich noch die renommierte Siebe-Dupf-Kellerei mit ihren Baselbieter Weinen angesagt gewesen. Diese hatten aber unter dem Motto «Weinfestival 2019» ausgerechnet am Wochenende der offenen Weinkeller eine Internationale Frühlings-Verkostung organisiert. Es war für uns absolut unmöglich, auch in der weiteren Umgebung, eine Parkmöglichkeit zu finden. Gemäss ihrer Internetseite dürfte es aber mit über 1800 Besuchern trotzdem ein erfolgreicher Event gewesen sein.

Andi Spichtig