Vini d’Abruzzo – Abruzzen

Masterclass Grandi Vini d’Abruzzo

Masterclass Grandi Vini d’Abruzzo

 Vinum organisierte am Montag 30. September 2019 im Lake Side in Zürich zwei aussergewöhnliche Masterclassen. Kompetent und sec geleitet von Christian Eder, Vinum Redaktor Italien, der übrigens in diesen Tagen sein 20-jähriges Jubiläum bei Vinum feiert.

Aus Zeitgründen besuchte ich nur die 1. Masterclass mit dem Titel «Trebbiano, Pecorino & Co, einzigartige Bianchi aus autochthonen Reben».

Eder stellte uns in einem Video zuerst dieses wunderbare Weingebiet vor. Das Gebiet der Abruzzen ist von sich aus für den Weinbau geschaffen und liegt zwischen der Adria und den Bergmassiven des Gran Sasso und der Majella. Eingeteilt in zwei Zonen, die bergige im Hinterland und das Küstengebiet mit der breiten Hügelkette. Das Klima ist an der zur Adria gelegenen Hangseite des Apennins relativ mild, im Binnenland dagegen eher kontinental. Die hügelige Landschaft ganz in der Nähe des Meeres erzeugt starke Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Das ergibt mit einer guten Belüftung der Reben das ideale Microklima für das Entstehen und Gedeihen von Trauben mit einer ausserordentlichen Qualität.

Der Weinbau umfasst heute 32’000 Hektaren Rebfläche bei einer jährlichen Produktion von 3.5 Millionen Hektolitern. Die Produktion von Weinen mit Ursprungsbezeichnung übersteigt eine Million Hektoliter, davon mehr als 800’000 Hektoliter Montepulciano d‘Abruzzo. Die Produktionsgebiete konzentrieren sich fast ausschliesslich auf das Hügelgebiet, insbesondere auf die Provinz Chieti entfallen über 83 %, gefolgt von Pescara (10%), Teramo (6%) und L’Aquila mit weniger als 1%. Der meistverbreitete Erziehungsstil ist das abruzzesische Spalier.  Die am meisten angebaute Rebsorte ist auf etwa 17’000 Hektaren der Montepulciano. Es folgen mit über 10’000 Hektaren Trebbiano und eine Reihe einheimischer Rebsorten. Für mich besonders interessant die relativ unbekannten Sorten Pecorino, Passerina, Cococciola und Montoncino.

Der Referent präsentierte dann auch genau solche Traubensorten an dieser spannenden Verkostung mit 6 auserlesenen Weissweinen aus den Abruzzen. Diese Weissweine haben übrigens ein ausserordentliches Potential und eine extreme Langlebigkeit.

Verkostungsnotizen

Zu diesen Weinen muss ich gestehen, dass sie mir leider bis anhin praktisch unbekannt waren. Umso überraschender war diese Verkostung. Ich habe an der Masterclass und anschliessend im grossen Saal weitere Weissweine entdeckt, welche sich problemlos über 10 Jahre halten. Eingesetzt werden sie jung als Aperitif oder sie können gereift zu Fisch oder weissem Fleisch genossen werden.

Passerina Clivis 2018, Cantina di Colonnella

Strohgelb mit grünlichen Reflexen. Wirkt fruchtig und mit floralen Aromen in der Nase. Schöner Körper. Am Gaumen etwas Zitrus, kräftig, mit einer schönen, knackigen Säure, mineralisch und leicht salzig. Eleganter, feiner, fruchtiger, aber trockener Abgang.

16/20

Pecorino Magella 2018, Lampato

Mittelgelb mit goldigen Akzenten. Fruchtig, mit Noten von Agrumen, Zitrusfrüchten, Bergamotte und weissem Pfirsich. Am lebendigen Gaumen mit einer prägnanten Säure, welche im ersten Moment etwas nachhängt, floral und frisch. Zeigt eine gute Struktur und einen trockenen, leicht balsamischen Abgang.

16.25/20

Colle Corviano Pecorino Colline Pescaresi IGP 2018, 2. Weingut Familie Talamonti, 

Strohgelb mit grünen Reflexen. Frisches, fruchtiges Bouquet, welches an Äpfel und Birnen erinnert, umrahmt von blumigen Duftnoten. Eine feine, strukturelle Komplexität, ein schönes Säurespiel, die frische Frucht weicht einer floralen Aromatik. Weich und fruchtig-frisch im trockenen Abgang.

16.5/20

Pecorino Ursonia 2017, Il Feuduccio

Strohgelbe Farbe mit dezent grünlichen Reflexen. Wirkt im Duft überraschend mineralisch, würzig, aber auch intensiv fruchtig. Dicht und kompakt im Geschmack, man ahnt reife, gelbe Früchte, frisch aufgeschnittene Apfelstücke und florale Noten. Schönes Mundgefühl. Dezente Holznoten, balsamische Nuancen und eine passende, sanfte Säure dann im langen Abgang.

16.75/20

Trebbiano d’Abruzzo Superiore Notari 2017, Nicodemi

Leuchtendes Strohgelb. Wunderbar fruchtig nach tropischen Früchten, Pfirsich, Melone und frischen Mandeln. Dank Holzausbau eine schöne Komplexität und Struktur. Durch die dominante Säure zeigt er im Mund Charakter und Klasse. Eine zarte Bitternote im Abgang, welche ihm eine zusätzliche Dimension verleiht. Braucht noch etwas Flaschenreife.

17/20

Trebbiano d’Abruzzo del Professore 2013

Helles Goldgelb. Ein wunderbares Beispiel eines gereiften Weins. Eigenständig, extraktreich und langlebig. Ein aromatisches, frisches Bouquet mit mineralischer Rasse. Fruchtig, blumiger Duft mit hoher aromatischer Dichte. Am Gaumen minim salzig, unglaublich delikat, Pfirsich, Zitrusfrüchte, etwas Honig und geröstete Haselnussaromen. Trockener, frischer und komplexer, langanhaltender Abgang. Grosser Wein.

17.5/20

Andi Spichtig

Foto von VINUM