SILOU WINES TSCHANZ
Just Wine vom Bielersee, Schweiz
Weingut
An den einzigartigen Genusstagen des diesjährigen Slow Food Market vom 3. bis 5 März 2023 in der Halle 550 in Zürich Oerlikon waren vor allem Genüsse des guten, sauberen und fairen Geschmackes vereint. Angeboten wurden teilweise regionale, nachhaltig und handwerklich erzeugte Lebensmittel. Angesprochen waren bewusst konsumierende Genussmenschen, welches sich stark dafür interessieren, woher die täglichen Lebensmittel kommen, wer sie produziert und welche Ressourcen dafür beansprucht werden.
Ein besonderes, kleines Start-up Unternehmen mit Innovationspotential im Bereich Wein ist mir da besonders aufgefallen. Ehrlich gesagt waren es vor allem die speziellen, sogar für mich aussergewöhnlichen und untypischen Etiketten und der ungewohnte Name, welche meine ganze Aufmerksamkeit erforderten. Ich habe den starken Eindruck, dass da ein weiterer leuchtender Stern am Schweizer Weinhimmel erscheint, den es auch für unsere Leser unbedingt zu entdecken gilt.
Kurzgeschichte
Zuerst habe ich mich gefragt, was denn der Name Silou bedeutet. Maja Möckli, mit ihrem Partner Manuel Tschanz seit 2021 Besitzerin des neuen Weingutes, hat mir das auf meine erste Frage hin erklärt. Der Name kommt von «silhouette». Das passt, weil auch sie ihren Weinen gerne klare Konturen geben und sämtliche Façetten des Weinbaus schätzen. Dazu gehört alles, vom Winterschnitt über die Ernte bis zum Anstossen.
Für mich persönlich wirkt Silou Wines jung, modern, wird leidenschaftlich und engagiert geführt, um das Beste aus dem Terroir um den Bielersee herauszuholen. Die Mission der beiden Winzer ist es, die verschiedenen Facetten der Region erlebbar zu machen. Naturnahe Produktion, eine kompromisslose Haltung und viel Geduld sorgen für Weine, die allen Freude machen. Sie arbeiten gern zusammen im Team. Noch lieber aber lassen sie nach dem Motto „Wir ernten Trauben. Die Zeit macht daraus Wein.“ die Natur die Arbeit verrichten. Dazu pflegen sie nicht nur die eigenen Reben naturnah, sondern die ganze Flora und Fauna auf dem Weingut. Nach der Ernte sind sie geduldig und beeinflussen die Gärung nur sachte. Mit Schwefel gehen sie zurückhaltend um. Schliesslich möchten sie, dass der Konsument die Eigenheiten ihres Terroirs und ihrer Trauben wahrnimmt. Aus diesem Grund haben sie allen ihren Weinen eine oder mehrere Pflanzen zugeordnet, die charakteristisch für die Weine oder die Parzellen stehen. Zu sehen sind diese so unscheinbar wie sie auch in ihren Reben stehen, auf ihren Etiketten. Momentan werden in den 3 Gemeinden Twann, Ligerz und Le Landeron 4,5 Hektaren Reben bearbeitet und aus 6 weissen und einer roten Traubensorte Wein gekeltert.
Noch einige Sätze zu den neuen Inhabern von Silou Wines
Maja Möckli und Manuel Tschanz lernten sich während ihrer Ausbildung zu Weinbautechnikern kennen.
Maja wuchs im Zürcher Weinland mit Tieren und zwischen den Reben des Schiterbergs auf. Das Putzen der Rebstämme gehörte zu den unschöneren Kindheitserinnerung, so dass sie sich schwor, nie zu winzern. Eine Mehlstauballergie zwang die gelernte Bäckerin, sich neu zu orientieren. So kam sie über Umwege zurück zu den Trauben. Nach der Zweitausbildung als Winzerin und einem Praktikum in Neuseeland arbeitete sie zwischen Salgesch und Thayngen in der ganzen Schweiz auf mehreren Weingütern, bevor sie sich zur Weinbautechnikerin ausbilden liess. Nach Erfahrungen im Weinverkauf arbeitet sie heute Vollzeit im eigenen Betrieb.
Auch Manuel, der Winzersohn aus Twann wollte nicht in die Fusstapfen seines Vaters treten, machte dann doch zuerst eine Lehre als Weintechnologe und anschliessend als Winzer. Die nächsten dreieinhalb Jahre brachten ihn dem Wein näher, mit Stages in Portugal, Südafrika und immer wieder zurück an den Bielersee. Berufsbegleitend schloss er den Lehrgang zum Weinbautechniker auf dem Strickhof Wülflingen ab und war Kellermeister in Vingelz. Kurz bevor er erneut ins Ausland gehen wollte, erhielt er dann die einmalige Gelegenheit, am 1. Januar 2021 das erste eigene Weingut von Lukas Hasler zu übernehmen.
Verkostungsnotizen
Das Weingut führt drei Arten von Weinen:
Just Wine
Die Cuvées haben jedes Jahr ungefähr dasselbe Aroma. Rebsorten und Jahrgang (nicht aufgedruckt) sollen den Weinen nicht die Show stehen, denn der Wein ist im Zentrum. Sie sind süffige Alltagsweine.
Just Variety
Reinsortige Weine zum Geniessen, bei denen sie die Eigenheiten und die Charakterzüge des jeweiligen Jahrgangs von Jahr zu Jahr unterschiedlich herauskitzeln.
Just Single Block
Hochwertige AOC-Weine aus den liebsten Parzellen. Sie zeichnen sich durch ihr Terroir und den Ausbau aus. Als erstes Weingut in der Schweiz verwenden sie Südtiroler Pyramitt®-Fässer, um die Eigenheit der Trauben besser zum Ausdruck zu bringen. In kleinen Auflagen erhältlich und ideal für besondere Anlässe.
In diesem Jahr neu ist der im Südtiroler Pyramitt®-Fass ausgebaute JUST ROGGETE (limitiert und nummeriert) aus der hierzulande raren Nobling-Traube. Der Just Paradis wird folgen. Diese Weine konnten nicht verkostet werden.
Ferner werde ich mich an die Ansprüche der Winzer halten und ein kurzes, hoffentlich nicht abgehobenes Vokabular verwenden.
Just White
Cuvée aus Nobling, Sauvignon Blanc, Chasselas und weiteren. Helles Gelb. Erotische und gelbe Früchte, minim getrocknete Baumnusskerne, schöne Säure, elegant und ordentlich langanhaltend.
16.5/20
Just Rosè
Leuchtendes lachsrot. Am Anfang minim bitter, dann herrlich fruchtig, herb, fein, duftig, würzig und mit trinkigem Abgang.
16.25/20
Just Red
Cuvée aus Pinot Noir, Cabernet Carol und Merlot. Leuchtendes Rubinrot. Fruchtige Noten nach roten Beeren und Steinfrüchten. Herrliche Röstnoten, alles wirkt würzig, fein, elegant, rund und kräftig.
16.75/20
Just Chasselas 2022
Helles Gelb. In der Nase Zitrus, reife Birne und grüner Äpfel. Im Gaumen angenehm frisch, spritzig und süffig. Sehr kraftvoll, mit stimmiger Säure und griffiger Art, hat etwas Vegetabiles. Fast ein wenig salzig, mineralisch und mit satter Würze. Eleganter und finessenreicher Abgang.
17/20
Just Chardonnay 2020
Helles Gelb, etwas lindengrün schimmernd. Ein noch etwas verhaltenes Bouquet, das sich langsam öffnet. In der Nase dezente Fruchtnoten, Kräuter, mineralische Anklänge, im ausgewogenen Gaumen trocken, mittelschwer, mit präsenter Säure und mit einem ordentlichen Finale.
17/20
Just Sauvignon Blanc 2022
Hell leuchtendes Grüngelb. Komplexe, extrovertierte, duftige Nase nach Stachelbeere, Grapefruit, Mandarinenschale, Limettenzesten, dezente kräuterwürzige und vegetabile Anklänge. Am gut strukturierten Gaumen frisch, fruchtig, aromatisch und mit einem angenehmen Säurebogen. Mineralisch-zitronig im Abgang.
17.5/20
Just Pinot Noir 2020
Leuchtendes Rubinrot. Typischer Pinot Noir. Herrliche Beerenfrucht mit Aromen von Pflaumen und schwarzen Kirschen, Röstamomen sowie dunkle Schokolade. Der Gaumen ist gut strukturiert mit feinkörnigen Tanninen, einer feinen Säure, gehaltvoll mit anhaltendem, weichen Abgang. Ein Hauch von roten Früchten und Haselnüssen. Alles sehr fein und von schöner Tiefe, mittelgewichtig mit schönem Schmelz und voller Frucht.
17.5/20
Zum Abschluss noch eine zusätzliche Art von Weinen, welche von Silas nur dann in Betracht gezogen wird, wenn wie im Jahr 2021 viele der eigenen Trauben schlicht nicht überlebten. Deshalb wurden diese Weine ausnahmsweise nicht aus eigenen Trauben gekeltert und besitzen auch keinen Jahrgang.
Just No Juice-No Choise White
Assemblage aus Johannisberg und Fendant. Helles Gelb, blumig, Lindenblüten, Eisbonbon, minimer Muskatton, eleganter, trinkiger Abgang.
16.5/20
Just No Juice-No Choise Red
Pinot Noir. Helles Rubinrot. Rote Beeren und Früchte, Gerbstoffe wunderbar eingebunden, alles wirkt (erstaunlich) kräftig, fein, elegant und fruchtig. Ordentlicher Abgang. Schöner Sommer-Tischwein.
16.5/20
Bezug über Maja Möckli und Manuel Tschanz
Silou Wines Tschanz, Bielweg 32,
2512 Tüscherz-Alfermée
Bericht: Andi Spichtig
Fotos: Silou Wines
