Adrians Weingut

Blanc Naturel (Schweizer Orange Wein)

Adrians Weingut und sein Blanc Naturel

 

Die Geschichte des Weingutes

 

Bereits 1944 begannen Emil Hartmann-Benninger, Grossvater von Susanne Birchmeier und Adrian Hartmann mit der Produktion von alkoholfreiem Traubensaft in der alten Schinznacher Trotte und war somit der erste hauptberufliche Weinbauer im Schenkenbergertal. Ab 1966 wurde der Traubensaft in der neuen Trotte am Talbachweg verarbeitet.

1973 übergab Emil Hartmann-Benninger im Rahmen einer vorzeitigen Erbteilung den Rebberg am Winzerweg an seine Tochter Helene Keller-Hartmann. Diese baute den Betrieb zusammen mit ihrem Mann Ruedi im Laufe der Jahre auf 3.3 ha Rebfläche aus. Als reine Traubenproduzenten verkauften sie jeweils die gesamte Ernte, wobei der Verkauf des alkoholfreien Hartmann-Traubensaftes weiterhin als zweites Standbein diente.

Den Weinbaubetrieb am Talbachweg in Schinznach übernahmen die Söhne von Emil Hartmann-Benninger: Ruedi Hartmann (der Vater von Adrian) und Emil Hartmann jun.

Diesen Betrieb führt heute Adrians Bruder Claudio mit seiner Frau Kathrin unter dem Label ck-Weine.

Aus dem “Reb- und Traubensaftbetrieb Keller” wurde 1992 das “Rebgut im Kalm“. Um mit dem Rebgut auch der nächsten Generation eine Existenz zu bieten, entschlossen sich Ruedi und Helene Keller zusammen mit Tochter Susanne und Schwiegersohn Stefan Birchmeier-Keller, ihren Wein selbst zu vermarkten. 1993 fanden die ersten drei Weine ihre Liebhaber und Freunde.

Mit Unterstützung ihres Mannes Stefan hat Susanne Birchmeier am 1. Januar 2000 das Rebgut ihrer Eltern übernommen. Susanne und Stefan Birchmeier wollen ihre Nachfolge frühzeitig regeln. Adrian Hartmann übernimmt den Betrieb Anfangs 2016 von seiner Cousine. Fortan unter dem Namen «Adrians Weingut». Als ausgebildeter Oenologe vinifiziert er seine Weine selbst. Diese Möglichkeit hat er bei seinem Bruder Claudio am Talbachweg in Schinznach.

Adrians Traum vom eigenen Weingut an bevorzugter Lage

Adrian Hartmann ist auf dem Weinbaubetrieb seines Vaters in Schinznach aufgewachsen.

Fasziniert hat ihn die vielfältige Tätigkeit des Winzers von klein auf. Die intensive Herbstzeit während der Ernte liebte er über alles. So war es für ihn immer klar, dass er diesen Beruf lernen und ausüben wollte. Nach der Schule startete er mit der Winzerlehre in der Westschweiz, im Fricktal und im Wallis. Mit dem Studium zum Önologen FH schloss er seine Ausbildung ab. Danach sammelte er Erfahrungen als Kellermeister in der Roetiberg-Kellerei in Wilchingen und bei Weinbau Fehr&Engeli in Ueken.

Natürlich träumte Hartmann immer davon, in einem eigenen kleinen Weingut seine kreativen Ideen von A bis Z umsetzen zu können. Seit Januar 2016 hat er den Traum in die Tat umgesetzt. Er produziert an sonnenverwöhnter Lage hochwertige, charakterstarke und eigenständige Weine auf biodynamische Art, mit einem Minimum an Eingriffen. Adrians Weingut ist ein Familienbetrieb, der grossen Wert auf Qualität, Kreativität, Ökologie und Originalität legt. Das Schenkenbergertal liegt eingebettet im Kettenjura. Die optimal zur Sonne ausgerichteten Südhänge werden seit Generationen mit Reben bepflanzt. Vor allem die Hauptlage Kalm ist optimal exponiert. Die lange Sonnenscheindauer lässt die Beeren maximal ausreifen, die gute Windexposition trocknet die Trauben rasch ab. Zusammen mit den mittelschweren Muschelkalkböden sind das ideale Voraussetzungen, um Jahr für Jahr, mit viel Handarbeit und Leidenschaft, erstklassige, individuelle Weine entstehen zu lassen. Erste Priorität haben für Hartmann Qualität und Originalität, naturgerechter Anbau- und kontrollierte Kelterungsmethoden, aber auch die Pflege der Weinkultur.

Biodynamie und Demeter

Gearbeitet wird seit Beginn nach biodynamischen Grundsätzen, um so die höchstmögliche Qualität zu erreichen. Beim biodynamischen Weinbau wird ein Weinbaubetrieb mit den Pflanzen, Tieren, Menschen und dem Boden als ganzheitlicher Kreislauf betrachtet. Elementar ist die Förderung der Bodenaktivität und die Stärkung der Vitalität und Widerstandskraft der Reben. Nicht der hohe Ertrag, sondern die Gesundheit und die Qualität der Reben und des Weins stehen in Vordergrund. Durch die biodynamische Bewirtschaftung steigen die Artenvielfalt und die Menge an Mikroorganismen. Wie beim biologischen Anbau sind synthetische Spritzmittel und chemische Düngemittel Tabu.

Alle Weine werden spontan vergoren, das heisst, mit natürlich vorkommenden Hefen. Technologie gelangt in der Weinbereitung nur so viel wie nötig oder so wenig wie möglich zur Anwendung.

Demeter setzt sich für das Lebendige ein, verfügt über die strengsten Richtlinien und ist seit bald 100 Jahren das internationale Markenlogo, welches den kontrollierten biodynamischen Anbau garantiert. Ab dem Jahrgang 2019 sind alle Weine von Adrian Hartmann Demeter-zertifiziert.

Die Traubensorte Charmont

Sie wird mit einer Gesamtanbaufläche von 9.4 ha ausschliesslich in der Schweiz angebaut und ist er eine absolute Rarität. Hartmann baut sie in der Lage Kalm, auf einer Fläche von 19 Aren an und vinifiziert daraus einen süffigen, eleganten Weisswein.

Die weisse Traubensorte Charmont (auch Pully 1-33) wurde 1965 von der Eidgenössischen Forschungsanstalt Changins aus den Kreuzungspartnern Chasselas und Chardonnay gezüchtet. Ziel war es, eine dem Chasselas ähnliche Sorte mit gleichmässigeren Erträgen zu schaffen. Ausserdem sollte die früh reifende Rebe frische, körperreiche Trauben mit etwas weniger Säure aufweisen und einen höheren Zuckergehalt bilden können. In guten Lagen erbringt der Charmont tatsächlich sehr reifes Lesegut und die Weine ähneln einem Chardonnay.

Verkostungsnotizen

Immer öfter verkoste ich Weine, die so spannend und trinkanregend sind, dass ich gar nicht aufhören möchte zu probieren, um so weitere Facetten zu entdecken. Abseits vom Mainstream, wo immer mehr Winzer und Winzerinnen ihre Weine mit weniger Technologie und weniger Chemie, dafür mit mehr Zeit, mehr Handwerk und Herzblut herstellen, beginnt die faszinierende Welt der Natur- und Orangeweine.

Mir war die Rebsorte Charmont in meiner doch schon langen Zeit, in der ich mich mit autochthonen Traubensorten, PIWI Sorten und Natur- oder Orangeweinen beschäftige, noch nie begegnet. Noch interessanter für mich war, dass Hartmann mit dieser Traubensorte und Riesling Silvaner erstmals einen Orangewein aus weissen Trauben mit einem verlängerten Maischekontakt während der Gärung vinifiziert hat. Diesen stelle ich Ihnen im folgenden Abschnitt gerne vor.

Adrians Blanc Naturel

2/3 Riesling-Sylvaner und 1/3 Charmont, 7 Monate spontane Maischegärung in der vergrabenen Tonamphore mitsamt der Schale, 11 Monate Barrique-Ausbau, minimaler Schwefel-Einsatz, ohne Filtration. Durch diese spezielle und oxidative Vinifikation erhält der Blanc Naturel seine leuchtendgelbe Farbe mit orangen Nuancen und seine ungewöhnliche Charakteristik. Dieser Orangewein ist zart, fruchtig und entfaltet einen feinen Lindenblütenduft, auch Zitrusfrüchte und Akazien sind zu spüren. Kräuter, Würze und nussige Noten ergänzen dunklere Fruchtaromen nach Orangen, Grapefruit, gedörrten Feigen, Zitronenzesten, getrockneten Aprikosen und Zwetschgen. Am belebenden Gaumen offeriert er Volumen und Ausgewogenheit, während sein aromatisches Bouquet durch intensive, subtile Noten und etwas Nougat besticht. Eine fruchtige Säure und eine zarte Tanninstruktur runden den trockenen, stoffigen Abgang ab. Ein Wein, der entdeckt werden will.

17/20

Bezugsquelle:

Adrians Weingut – Adrian Hartmann – Winzerweg 19 – 5108 Oberflachs  

Anmerkungen:

Orangeweine müssen übrigens nicht zwingend orange sein. Das Farbspektrum der Weine ist vielfältig und reicht von intensiv gelb über zwiebelschalenfarbig, orange, bis zu dunklem Bernstein. Manche Weine weisen eine Trübung auf, andere sind klar. Die Trübung bei unfiltrierten Weinen kommt in erster Linie von schwebenden Hefepartikeln und ist kein Zeichen einer Qualitätsminderung. Die Ausbau-Varianten reichen von Holzfässern über Betoneier bis zu Amphoren oder auch Stahltank. Ferner öffnen sie interessierten Geniessern teilweise ungewohnte, neue Geschmackswelten und einen ganz anderen Zugang zum Wein.

Die «Geschichte des Weingutes und der erste Teil seines Traums» wurden, von mir etwas umformuliert, aus der bestehenden Website übernommen.

Andi Spichtig

Fotos von www.adrians-weingut.ch