Neue Ausbauformen mit unterschiedlichen Weinbehältern – Teil 6

Kunststoffgebinde

6. Teil: Neue Ausbauformen mit unterschiedlichen Weinbehältern

und letzter Teil Weingebinde

Kunststoffgebinde

Kunststoffgebinde zur Weinlagerung haben seit längerem an Bedeutung verloren. Glasfaserverstärkte Kunststofftanks (GfK) sind ein Faser-Kunststoff-Verbund aus einem Kunststoff und Glasfasern. Durch die Glasfasereinlage ist das Material mit Edelstahl vergleichbar. Bei der Herstellung wird das Harz unter Beifügung von Styrol und Katalysatoren polymerisiert und gehärtet. Diese Tanks sind zwar deutlich preisgünstiger als Edelstahltanks, sind aber weder so stabil noch so langlebig. Wenn der Kunststoff altert, wird er brüchig. Bei Beschädigung der Oberfläche kann der Wein durch einen Styrolton irreparabel negativ verändert werden. Sorgen, dass GfK sonst nachteilige Geschmäcker oder gar gesundheitliche Beschwerden auslösen könnten, sind aber unbegründet.

Herkömmliche Kunststofftanks aus Polyethylen (PE) werden meist nur noch zur kurzfristigen Lagerung von kleinen Restmengen verwendet. Das Material zeichnet sich allerdings durch hohe Bruchdehnung und ausgezeichnetes Korrosionsverhalten auch in aggressiver Umgebung aus.

Gärfässe aus Kunststoff sind eine mögliche weitere Verwendung. Die Vorteile der Kunststofffässer liegen auf der Hand. Sie benötigen wenig Pflege, sind leicht und können nicht zerbrechen. Sie haben aber auch einige Nachteile. In der Anschaffung sind sie teurer als Glasballons. Störend daran ist auch, dass man nicht sehen kann, was in ihnen vorgeht. Während einer Gärung ist das ärgerlich, während der fertige Wein zur Selbstklärung lagert, ist das fatal. Denn gerade in dieser Phase ist jeglicher Sauerstoffkontakt zu vermeiden. Aber will man den Wein im undurchsichtigen Plastikgefäss ansehen, muss man es öffnen. So gelangt eine Menge Sauerstoff hinein.

Noch ein Wort zum Thema Sauerstoff: Ein Kunststoffbehälter ist niemals so dicht wie z.B. ein Glasbehälter. Der Grund: Flüssige und gasförmige Stoffe können den Kunststoff auf molekularer Ebene durchdringen. Sauerstoff kann also durch den Kunststoff in den Wein eindringen. Dadurch wird die Haltbarkeit herabgesetzt.

IBC Container

Wir kennen ihn bei uns hauptsächlich als Wassertank.

Eine platzsparender, neuer Behälter ist der Wine-Store-Age IBC (Intermediate Bulk Container). Die kubische Transportverpackung eignet sich auch für den Einsatz in der Weinverarbeitung, im Keller und im Lager. Ausgestattet mit einer EVOH (Polyethylenvinylalkohol) Permeationsbarriere für eine kontrollierte Sauerstoffzufuhr dient er optimal zur Lagerung, zum Transport und zur Reifung von Wein. Erste Testergebnisse und Untersuchungen aus Australien und neu auch aus Deutschland bestätigen die positiven Ergebnisse.

Wein aus der Kartonschachtel (Bag-in-Box)

Was zum Beispiel beim Apfelsaft oder bei Traubensaft bei Direktvermarktern gang und gäbe ist, wird bei Wein kritisch begutachtet. Tatsächlich nimmt der Verkauf von Bag-in-Box Weinen jährlich zu. BiB, wie die Verpackung unter Fachleuten abgekürzt heisst, trifft wohl auch den Nerv der Zeit.
Vorteile:

  • Der Wein in der offenen Box bleibt drei bis sechs Wochen frisch. Denn innerhalb des Kartons befindet er sich, anders als bei Milch- oder Fruchtsaft-Tetrapacks in einer luftdichten Folie. Diese zieht sich beim Entleeren kontinuierlich zusammen und lässt keinen Sauerstoff an den Wein.
  • BIB-Weine gibt es in verschiedenen Preisklassen. Ein tiefer Preis bedeutet aber nicht ein minderwertiges Produkt. Im Gegenteil: Die Reduktion von Verpackungs,- Lager- und Transportkosten wirkt sich positiv auf den Preis aus.
  • Bei der Weinfolie handelt es sich um einen speziellen lebensmittelechten Kunststoff, der geschmacksneutral ist.
  • Durch das geringere Gewicht haben BiB-Verpackungen eine bessere CO2-Bilanz als Glas. Zum Vergleich: Eine BiB-Verpackung mit drei Litern Wein wiegt nur 3,5 kg. Die gleiche Menge Wein in der gängigen Flaschengrösse von 75 cl entspricht vier Flaschen und wiegt fast das Doppelte.
  • Die meisten Drei-Liter-Boxen haben bequem im Getränkefach des Kühlschranks Platz. Und einmal im Einsatz bleiben die BiB-Weine auch ohne Weinkühler länger kühl als Flaschenweine.
  • Die Boxen sind ideal für den Offenausschank, da sie im Unterschied zur Flasche länger ohne Qualitätseinbusse halten.
  • Winzer haben mit dem Karton eine viel grössere Marketing-Fläche zur Verfügung als mit einer Flaschenetikette. Auch ist es bedeutend günstiger im Lager und beim Transport. Weinflaschen benötigen ein zusätzliches Gebinde wie Harasse oder Holzschachteln.
  • BiBs sind einfacher im Handling, der Wein ist gut geschützt und die Boxen sind stapelbar.
  • Die Winzer erreichen so neue Zielgruppen, zum Beispiel eher junge Leute.

Nachteile:

  • Der Wein hat kein Lagerungspotenzial. BiB-Weine sind keine «Sammlerweine». Sie sind trinkbereit und haben ungeöffnet ein Verbrauchsdatum.
  • Wem der Karton auf dem Tisch nicht gefällt, kann den Wein in eine schöne Karaffe umfüllen. Oder man stellt die Box an einen zugänglichen Ort und lässt die Gäste sich ganz unkompliziert ihr Glas zapfen.
  • Für Schaumweine eignet sich die Verpackung wegen des Druckes allerdings nicht.

Andi Spichtig

Foto: rebenzeit.de