Ribera del Duero Höhentasting

Ribera del Duero auf verschiedenen Höhen verkosten.

Ribera del Duero Höhentasting

 

Am Donnerstag, 31. März organisierte die auf Kommunikation in den Bereichen Wein und Kulinarik spezialisierte Agentur Mettler/Vaterlaus eine einmalige Verkostung der Ribera del Duero Altitude Selektion im Berner Oberland. Dieser Vergleich fand als unkonventionelle neue Idee auf verschiedenen Höhen zwischen Interlaken und dem Jungfraujoch statt. Geleitet wurde der ganze Tag von David Schwarzwälder, einem der bekanntesten und renommiertesten Fachjournalisten für iberische Weine.

Diese 5 Weine haben uns auf allen Höhen begleitet:

  1. Bodegas Lopez Cristobal, Lopez Cristobal Albillo Mayor 2020
  2. Grupo Vinicola Marques de Vargas, Conde de San Cristobal Flamingo Rose 2020
  3. Legaris, Legaris Roble 2019
  4. Bodegas Cuevas Jimenez, Ferratus Sensaciones 2015
  5. Bodegas Ismail Arroyo, Valsotillo 2014

Gestartet wurde mit der Verkostung dieser hervorragenden Weine in Interlaken auf 560 Meter über Meer.

Verkostungsnotizen

  1. Eine für mich hochinteressante neue Traubensorte Albillo. Helles Gelb. In der eleganten Nase fruchtig, fein, würzig, herb. Am Gaumen Röstaromen, eine gute Säure, schöne Terroirnoten und der Abgang wirkt gut, harmonisch und ausbalanciert.
  2. Leuchtendes Lachsrosa mit pink Nuancen. In der Nase ein Bouquet von roten Kirschen, roten Johannisbeeren, Erdbeeren und Blüten. Am herben Gaumen gut strukturiert, eine frische Säure, sauber, blumig, ausdrucksstark und mit einem ordentlichen Abgang.
  3. Leuchtend dunkles Rubinrot. In der Nase Brombeeren und Pflaume, würzige Vanillenoten vom Barrique, reifbeerig, wirkt fast etwas parfümiert. Am Gaumen recht weiche, gut eingebundene Tannine, saftige, reife Frucht, auch schwarze Kirschen, dezente Holzfassnoten, minim mineralisch, ein mittelkräftiger, fruchtbetonter Abgang.
  4. Dunkles Rubinrot. Beeindruckt im Glas mit einem betörenden Bouquet von frischen Waldfrüchten, blumigen Nuancen und feinen Noten von Orangenhaut. Es zeigen sich leichte Tertiärtöne. Die Aromen harmonieren hervorragend mit den dezenten, caramelligen und schokoladenen Holztönen. Ein Wein mit einem sehr kräftigen, aber nicht überladenen Körper und gut stützender Säure im langem Abgang.
  5. Leuchtend dunkles Rubinrot. In der Nase ein Bouquet von reifen Pflaumen, dunklen und reifen Beeren, auch würzige Noten wie Lakritze, Waldboden und minime Garriquetöne sind auszumachen. Am Gaumen fein und elegant, mit schöner Tiefe, seidigen Tanninen und einem langen Abgang.

Die nächste Station für eine weitere Verkostung der Altitude Selektion war nach einer Zugfahrt nach Lauterbrunnen die kleine Scheidegg auf 2060 Meter über Meer. Auffallend dabei war, dass je höher man kam, desto mehr steigerte sich der Druck im Kopf und man hatte weniger Sauerstoff. Daraus resultierte ein schon spürbarer Unterschied mit der ersten Verkostung.

  1. In der Nase und am Gaumen weniger Frucht, mehr Säure und die Tannine sind grüner.
  2. In der Nase weniger Frucht. Am Gaumen eine hohe Gerbsäure. Obst- oder Beerennoten können nicht mehr ausgemacht werden.
  3. In der Nase noch erstaunlich Frucht, dafür Grüntöne. Am Gaumen verstärkte Mineralität oder nasser Sand und eine hohe Gerbsäure.
  4. In der Nase sehr zurückhaltende Frucht. Erstaunlich fruchtig noch am Gaumen, dafür eine hohe Säure und spröde Tannine.
  5. In der Nase wieder dieser nasse Stein. Die Frucht hat sich verflüchtigt. Am Gaumen hängen die Gerbstoffe und beissen sich.

Nach einem hervorragenden Mittagessen im Hotel Bellevue des Alpes mit der Verkostung von weiteren 4 Weinen aus dem Ribera del Duero starteten wir die Abfahrt mit der Zahnradbahn Richtung Eigergletscher aufs Jungfraujoch.

Dort wurde auf dem Jungfraujoch der nächste Vergleich der Weine, jetzt schon auf 3460 Meter über Meer orchestriert. Auf dieser Höhe war der Unterschied frappant. Alles wirkte gestresst, austrocknend, mit niedrigerem Aussendruck, die Luft wurde dünn und der Sauerstoffgehalt schrumpfte. Auf dieser Höhe hatte man den Eindruck, dass der Wein zähflüssiger wird.

  1. Der Wein wirkte nun im Mund hart und herb. Am Gaumen eine dominante Säure, einige sagten dazu “Zitronensäure“, grünlich und die Frucht war komplett weg.
  2. Minime Nuancen von Frucht sind in der Nase noch riechbar. Am Gaumen wirkte der Wein herb, mit knackiger Säure und verlor die Struktur.
  3. In der Nase herb, mineralisch oder eben nasser Stein. Am Gaumen belegende Gerbstoffe, ätherische Wirkung weg, wirkt garstig.
  4. Eine kleine Fruchtnote erkennbar in der Nase. Wieder dieser nässe Stein, dazu eine starke Bitterkeit.
  5. Scheinbar helfen hier Tertiäraromen. In der Nase auf jeden Fall ordentlich fruchtig. Am Gaumen allerdings dann unfreundliche Tannine und Säuren.

Rückfahrt Richtung Eigergletscher, Eiger Express, Grindelwald nach Interlaken und Transfer ins The Hey Hotel.

Nach einem kurzen refreshment war dann das Abendessen angesagt. Angeboten wurden verschiedene kalte und warme Tapas. Diesmal begleitet von weiteren ausgezeichneten Weinen aus dem Ribera del Duero.

Hier aus Platzgründen noch eine von mir selektiv getroffene Auswahl.

Protos B. Ribera Duero de Penafiel Protos Crianza 2017

Dunkles Rubinrot mit violetten Reflexen. Herrliches, fast etwas kitschiges Bouquet mit Noten von reifen dunklen Waldbeeren, Bitterschokolade, Vanille, süsse Gewürze, Röstaromen und Lakritze. Am kräftigen Gaumen gut eingebundene Tannine, saftig, fein, elegant, jugendlich und im Abgang fein ausbalanciert.

17.25/20

Bodegas Rodero, Carmelo Rodero Reserva 2018

Leuchtendes Rubinrot mit violetten Reflexen. In der gut strukturierten Nase herrlich fruchtige Noten nach Waldbeeren, Cassis, Vanille, Kaffee und Holznoten. Am fleischigen Gaumen perfekt eingebundene, elegante Tannine und eine ausgewogene Säure. Zedernholz, Tabak, Schokolade. Intensiver, komplexer und langanhaltender Abgang.

17.5/20

Bodegas Bohorquez, Bohorquez 2009

Leuchtendes Rubinrot mit Granatreflexen. In der ausdrucksstarken Nase viel dunkle und rote Beeren und Früchte, Kompott, Karamell, helle Zigarre, würzig, blumig und mineralisch.  Am subtilen Gaumen fruchtig, vollmundig, seidig, pfeffrig, mit runden Tanninen und einer feinen Säure, kräftiger und warmer Touch, edle Holznoten und mit komplexem, langem Abgang. Dieser meiner Meinung nach immer noch jugendliche Wein, den ich bis anhin nicht gekannt habe, bleibt mir in Erinnerung.

18/20

Bodega Arzuaga Navarro, Arzuaga Gran Reserva 2015

Dunkles Rubinrot. In der Nase dunkle Waldbeeren, Pflaumen, Waldboden, Leder, Dörrobst, minim rauchig, elegante Röstaromen und dunkle Schokolade. Kräftige Struktur. Am dichten Gaumen unglaublich geschmeidig, vielschichtig, mit gut eingebauten, weichen Tanninen und einer zarten Säure. Füllliger, kräftiger, harmonischer und langanhaltender Abgang.

17.75/20

Bodegas Valdevinas, Mirat 2005

Leuchtend dunkles Rubinrot. Zu meiner Überraschung waren in der Nase nur minimste Alterungsnoten zu riechen und vor allem war er noch jugendlich frisch. Ich habe dunkle, reife Waldbeeren, dunkle Früchte wie Pflaumen, etwas Schwarztee, geräuchertes Fleisch, Leder, eine Vanillenote und Kräuter erschnüffelt. Am jugendlichen Gaumen komplex, vielschichtig, voluminös, ohne fett zu sein, mit geschliffenen Tanninen und mit einem anregenden, aromatischen und langanhaltenden Abgang. Für mich der Star des Abends.

18.25/20

Resümee

Ein herzlicher Dank geht an die Organisatorin dieses Anlasses, an Alicia Mettler und den unermüdlichen Präsentator David Schwarzwälder. Es war ein einmaliges Erlebnis. Nach diesen auch für mich erstaunlichen und schwierig nachzuvollziehenden Resultaten wundere ich mich einmal mehr vor allem über Etikettentrinker und Neureiche (Russen, Chinesen usw.), welche in unseren Kurorten, zum Beispiel im Engadin, Berner Oberland oder im Wallis auf diesen Höhen nur die teuersten Weine bestellen. Prost!

Andi Spichtig