Salon der Vin Vaudois

30 Spitzenwinzer aus dem Waadtland

Waadtländer Winzer Gäste am Salon der Vin Vaudois

 

30 Spitzenwinzer aus dem Waadtland haben am 2. Februar 2020 im Hotel Metropol in Zürich zu einer exklusiven Weindegustation eingeladen. Das Hauptthema waren die Premier Grand Crus aus dem zweitgrössten Weinkanton der Schweiz. Dieser besticht durch spektakuläre Reblagen am Genfersee, stolze Weinschlösser, alte Rotweinspezialitäten und einem terroirgeprägten Chasselas, welcher durch seine Alterungsfähigkeit verblüfft. Genau diese gereiften Premier Grand Crus lockten mich dann auch an diesen Anlass und an das wie immer von Thomas Vaterlaus hervorragend geleitete Seminar.

Bedauerlicherweise hatte der Organisator da aber den Mund etwas zu voll genommen. Nach einer Einführung wurden am Seminar gerade einmal 6 Chasselas Premier Grand Cru präsentiert. Gestutzt hatte ich bereits beim ersten Wein, der mit Jahrgang 2018 mindestens für mich kein gereifter Wein war. Auf meine Nachfrage hin hat man mir erklärt, dass Position 1 (2018) und 2 (2011, siehe dann Verkostungsnotizen) als Vergleich von jung und gereift hinhalten müssen. Somit verblieben dann gerade noch 4 andere gereifte Weine zur Verkostung übrig. Schade!!

Anmerkung:

 

Die Bezeichnung Premier Grand Cru ist für die Elite der Waadtländer Weine reserviert und erfüllt strenge und ausführliche Spezifikationen. Die Weine müssen unter anderem aus Ernten kommen, deren natürlicher Zuckergehalt höher als 75 Oechsle-Grad ist. Verwendung nur von Trauben eines einzigen Herkunftsgebietes. Ausschliesslich von Hand geerntet. Herstellung und Abfüllung ausschliesslich im Kanton Waadt. Einhaltung der rechtlichen Auflagen der Auszeichnung «Grand Cru» mit Angabe des Jahrgangs.

Gemäss Verordnung des Kanton Waadt ist die Angabe Grand Cru reserviert für Weine, die aus einem Produktionsort oder einer einheitlichen Gemeinde stammen. Der natürliche Zuckergehalt muss mindestens 5 Öchslegrade höher sein als die Mindestanforderung des Produktionsortes. Die als Grand Cru bezeichnete Waadtländer Weine dürfen nicht verschnitten werden und die Angabe des Jahrganges ist obligatorisch.

Verkostungsnotizen

 

Château de Châtagneréaz Chasselas Premier Grand Cru 2018, Mont-Sur-Rolle, La Côte AOC

Helles Gelb. In der Nase gelbe Früchte, etwas Aprikosen und Lindenblüten. Am kräftigen Gaumen gut strukturiert, frisch, fruchtig, harmonisch, leicht mineralisch und würzig. Eine sehr dezente Säurestruktur. Vollmundiger Abgang.

16.75/20

Château de Châtagneréaz Chasselas Premier Grand Cru 2011, Mont-Sur-Rolle, La Côte AOC

Helles Goldgelb. Schöne Nase, floral geprägt, ansprechendes Bouquet, Lindenblüten, weisser Pfirsich, etwas frisches Brot, leichte mineralische Anklänge, im Gaumen trocken dank einer feinnervigen Säure, gut strukturiert, körperreich, finessenreich, gute Länge, minime Honignoten und ein sehr ausdrucksstarker Abgang.

17.5/20

La Gueniettaz 2016, Christophe Chappuis, Dézaley, Lavaux AOC

Blasses Hellgelb. In der Nase Lindenblüten, weisse Früchte und gelbe Blumen. Am kräftigen Gaumen eine schöne Mineralität, Primäraromen, etwas Honig, mit guter Säurestruktur. Alles wirkt komplex, elegant, frischfruchtig und ausgeglichen. Voluminöser, langer, minim bitterer Abgang.

17.5/20

Château de Vinzel Premier Grand Cru 2015, Vinzel, La Côte AOC

Helles Goldgelb. Wirkt zuerst etwas verschlossen, dann öffnet er sich aber und man riecht Aprikosen, Lindenblüten, weisse Blumen und etwas Mineralität. Am ausgewogenen Gaumen kräftig, mit einer eher dezenten Säure, einer guten Struktur und einem lebhaften, abgerundeten, ordentlichen Abgang.

17/20

Domaine de Autecour Pemier Grand Cru 2012, Mont-Sur-Rolle, La Côte AOC

Helles Goldgelb. In der Nase Aprikosen, weisser Pfirsich, Lindenblüten und etwas Honig. Im frischen Gaumen viel Schmelz, leicht nussig, eine gut eingebundene Säure, mineralisch, filigran, geschmeidig und mit einem eleganten Körper. Rassiger, fruchtiger und minim bitterer Abgang.

17.5/20

Es Cordelières 2012, Graenicher-Vins, Mont-Sur-Rolle, La Côte AOC

Helles Goldgelb. Präzise, dezent fruchtige Nase nach gelben Früchten und weissen Blumen. Auch etwas Mineralik und eine zarte Nussigkeit zeigen sich. Am kräftigen Gaumen eine angenehm nervige Säure, alles wirkt komplex, frisch, würzig, gehaltvoll und elegant. Langanhaltender, spannungsvoller, minim bitterer Abgang.

17.5/20

An der anschliessenden freien Verkostung für das Fachpublikum konnte ich an den verschiedenen Ständen noch einige mir weniger bekannte weisse und vor allem einige erstaunliche rote Trouvaillen verkosten.

Verkostungsnotizen

Domaine de Martheray Premier Grand Cru, Féchy

Helles Goldgelb. Herrliches Bouquet mit Düften von Zitrone, gelben Früchten, weissen Blumen und Lindenblüten. Fruchtiger Gaumen, eine herrlich eingebaute Säure, etwas Mineralik und leichte Honignoten. Frischer, vollmundiger, fruchtiger, eleganter und langanhaltender Abgang.

17.5/20

Ambroisie 2017, Domaine Christophe Chappuis, Rivaz

Dunkles Rubinrot. Cuvée aus verschiedenen Traubensorten. In der Nase dunkle Waldbeeren, Zwetschgen, etwas Pfeffer und sonstige Gewürze. Am kräftigen Gaumen gut strukturiert, mit einer schönen Säure und gut eingebundenen Gerbstoffen. Rund fein, elegant und mit einem langanhaltenden Abgang.

17.5/20

Garanoir Premier Grand Cru 2018, Biodynamie, Château Le Rosey, Bursins

Dunkles Rubinrot mit violetten Reflexen. In der Nase fruchtige Aromen nach Waldbeeren wie Brombeeren, Himbeeren, Heidelbeeren, reife Kirschen und florale Noten nach Veilchen. Schöne, frische Säure, gut eingebundene Tannene, etwas Lakritze, Gewürznoten und ein eleganter, feiner und langanhaltender Abgang.

17.25/20

Gamaret Barrique Premier Grand Cru 2018, Biodynamie, Château Le Rosey, Bursins

Intensiv leuchtendes Rubinrot mit violetten Nuancen. Fruchtige, feine Nase nach dunklen Beeren, Kirschen, Zwetschgen, etwas Kaffee, Tabak und Pfeffer. Am kräftigen Gaumen florale Noten, eine schöne Extraktsüsse, eine frische Säure und weiche, feinkörnige Tannine. Harmonisches, würziges du fruchtiges Finale.

17.25/20

Valentino Gamaret Barrique 2017, Domaine Kursner, Féchy

Leuchtendes Rubinrot mit violetten Schimmern. Würzig-fruchtig in der Nase. Da steigen Düfte nach dunkeln Waldbeeren, reifen Kirschen, schwarzem Pfeffer und zarten Röstaromen auf. Am Gaumen gefällt die Saftigkeit, die Gerbstoffe sind wunderbar eingebunden, zeigt auch etwas Lakritze und schokoladige Noten. Ausgewogener, frischer, rassiger, langer Abgang.

17.5/20

Servagnin Morges Grand Cru 2015, Perey Vignerons-encaveurs

Leuchtendes, mittleres Rubinrot. Traubensorte Pinot Noir. Ausgeprägtes, reifes Pinotbouquet. Delikate Düfte nach Himbeeren, Kirschen, Pflaumen, dezenten Toast- und Vanillearomen. Am Gaumen mit gut eingebundenen Tanninen und etwas Leder, alles wirkt füllig, frisch, stoffig und mit einem vielschichtigen Abgang.

17.5/20

Divico Cuvèe O 2017, Cave de la Côte

Leuchtendes Rubinrot. Überaus fruchtige Noten nach Waldbeeren wie Brombeeren, Heidelbeeren, schwarze Kirschen, Cassis und Himbeeren. Auch dezente Gewürzaromen, etwas Pfeffer, Tabak und etwas Vanille. Am frischen Gaumen eine feinnervige Säure, gut eingebundene Tannine, ein frischer, fruchtiger und anhaltender Abgang.

70.25/20

Sehr positiv im Gedächtnis geblieben ist mir der 31. Stand «Terre Vaudoise». Die aufgetischten Waadtländer Häppchen waren absolute Spitze.

Verschiedene regionale Käsesorten, Malakof, frische dunkle Brotstücke mit perfekt gereiftem Vacherin Mont D’Or, ausgestochene Weissbrotscheiben mit einer Scheibe Saucisson Vaudois AOP, Tatar de truit fumée, Gâteau de Vuilly, Bricelets und süsse kleine Amuse-Bouche.

Schlussbemerkung:

 

Wenn es eine Traubensorte gibt, welche es verdient hat, eine grössere Bekanntheit zu erlangen, dann ist es der Chasselas. Er ist mehr als einfach nur eine lokale Spezialität und hat das Zeug dazu, auch ausserhalb seines Anbaugebietes grössere Wertschätzung zu erhalten. In diesen Weinen finden sich die Terroirs, auf denen sie angebaut werden, wieder.

 

Andi Spichtig

Foto: Vinum. Mehr Fotos vom Anlas hier