Rotgipfler Laim 2016

Die weisse Rarität,

Der Importeur Travino AG in Riedholz hat mir die Möglichkeit gegeben, den ausserordentlichen, mit Höchstnoten bewerteten Rotgipfler Laim 2016 zu verkosten. Die gut etablierte Firma befasst sich seit mehr als 20 Jahren vor allem mit Weinen aus Österreich. Selbstverständlich nicht irgendwelche Erzeugnisse, sondern es kommen nur Produzenten in Frage, welche zu den Besten der Region gehören und Weine, welche in der Schweiz nicht oder nur beschränkt erhältlich sind. Ferner unterstützen sie die naturnahe Produktion und deren Methoden. Zusammen mit Greti Wittwer leitet Sascha Haenschke als Teilhaber seit 2014 die Geschicke des Unternehmens.

Traubensorte Rotgipfler

Der Rotgipfler ist eine nicht nur in der Schweiz praktisch unbekannte, autochthone weisse Rebsorte. Es ist eine Kreuzung aus Traminer und Rotem Veltliner. Den Namen bekam diese seltene Rarität wegen der rötlich-bronzierten Triebspitzen der Rebe. Sie reift mittel bis spät und liebt warme Südlagen mit idealerweise kalkhaltigen Böden. Charakteristisch sind ein hoher Extraktgehalt, eine moderate Säure sowie ein feines Bukett. Verwandt mit dem Weissgipfler, oder bei uns besser bekannt, dem Grünen Veltliner. Diese Spezialität wird auf lediglich knapp 120 Hektaren praktisch ausschliesslich in der Thermenregion um Gumpoldskirchen, etwa 40 Kilometer südlich von Wien angebaut. Sie gehört zu den grössten Geheimtipps unter Insidern.

Weingut Johannes Gebeshuber

Johannes Gebeshuber (50) bewirtschaftet in Gumpoldskirchen 25 Hektar Weingärten. Der studierte Wirtschafter begann vor über 20 Jahren als Autodidakt. Seit 2006 bearbeitet er seine Flächen biologisch, noch eher eine Seltenheit in der Thermenregion. Ab dem Jahr 2017 arbeitet er nun noch biodynamisch nach Demeter-Richtlinien. Seine ganze Leidenschaft gilt seit mehr als 20 Jahren den raren und typischen Sorten Gumpoldskirchens, Zierfandler und Rotgipfler. St. Laurent und Pinot Noir ergänzen das Sortiment von rund zehn Stillweinen.

Mit der Gründung seines Weinguts erwarb Gebeshuber auch eines der prächtigsten Häuser in Gumpoldskirchen. Das mächtige Kellerhaus, Baujahr 1905/1906, hütet einen ganz besonderen Schatz: Rotgipfler und Zierfandler, gekeltert vom örtlichen Weinbauverein, zurück bis 1945. Die gereiften Weine zeigen das grossartige Reifepotential von Zierfandler und Rotgipfler.

 

Das Weinbaugebiet Thermenregion
Das Gebiet wurde 1985 gegründet, liegt am südlichen Stadtrand von Wien und gehört mit seinen 2.200 Hektar Rebfläche zur Weinregion Niederösterreich. Im Westen wird es vom Wienerwald begrenzt, die östliche Grenze bildet die Pannonische Ebene. Das sanfte Klima und die Vielfalt an fruchtbaren Böden begünstigen im südlichen Teil des Gebietes den Anbau von Pinot Noir und St. Laurent, der Norden wird neben Chardonnay von Rotgipfler und Zierfandler dominiert. Früher Südbahn genannt, ist das Weinbaugebiet entlang der Nord-Süd-Eisenbahnstrecke zwischen Wien und Triest nach wie vor vielen Menschen als Naherholungsgebiet sowie als Sommerfrische-Region bekannt. Neben charmanten Kurorten lädt vor allem der wichtige Erholungsraum Wienerwald zum Aus- und Entspannen ein.

 

Verkostungsnotizen

Eine der höchsten offiziellen Bewertungen für Rotgipfler erreichte diesen Sommer Johannes Gebeshuber. Sein Rotgipfler Laim 2016 Bio zeichnete die Jury beim Internationalen Bioweinpreis mit 97 Punkten und der höchsten Ehrung, Grossem Gold aus. Somit wurde ein Geheimtipp zu einem High-Scorer und das bedeutet ein grosses Renommee für eine rare Sorte.
Leuchtendes Strohgelb mit zartgoldenen Reflexen. In der Nase feinwürzig, ausgeprägte, reife, erfrischende Fruchtnoten, Mango, Orange, Papaya, kandierte Birne. Am Gaumen zeigt sich ein opulenter, cremiger Wein mit einer balancierten, dichten Struktur und einer klaren mineralischen Rasse. Im animierenden Abgang ein leicht süsser Fruchtschmelz, eine gute Länge und ein minimaler «Goût du Rancio» im Rückaroma.

18/20

Andi Spichtig

Bezugsquelle: TraVino AG, Attisholzstrasse 5 CH-4533 Riedholz für CHF 38