Weingut Ruffino

eine Erfolgsgeschichte wie im Märchen

Als ich die Einladung für eine Verkostung von Ruffino- Weinen am Donnerstag 15. November 2018 in der Hof Bar der Mühle Tiefenbunnen in Zürich bekommen habe, ist mir eigentlich nur der Chianti mit dem klassischen, strohummantelten Fiasko in den Sinn gekommen. Die grossen 1.5 Literflaschen waren damals Kult und stehen heute noch als Kerzenständer in verschiedenen Bars oder werden zum abfüllen und transportieren von Süssmost verwendet. Das war aber auch das Einzige. Selbstverständlich habe ich mich danach intensiv mit dieser Firma und deren Weinen beschäftigt.

Das Weingut

Als die beiden Cousins Ilario und Leopoldo Ruffino 1877 das kleine Weingut Ruffino in Pontassieve bei Florenz gründeten, hätten sie sich wohl kaum vorstellen können, dass daraus eine jahrhundertelange Erfolgsgeschichte werden könnte. Die Toskana war in Italien bereits damals als Anbaugebiet mit ausserordentlich guten Weinen bekannt. Doch die beiden Einheimischen waren sich sicher, dass das Land und die Böden noch viel mehr Potenzial in sich bargen, welche zu entdecken und nutzen galt. Mineralische Böden, der kühlende Effekt des Mittelmeers und trockene, heisse Sommer in generell sehr mildem Klima. Die Region war wie geschaffen für den Weinbau. Der gute Ruf führte schliesslich sogar dazu, dass das Weingut Ruffino zum offiziellen Hoflieferanten der italienischen Königsfamilie ernannt wurde. Ferner importierte man auch nach Übersee. Der Wein war in der Tat der erste Chianti, der in die USA eingeführt wurde.

Seit 1913 gehört das Weingut der Familie Folonari in Brescia und ist eines der grössten Handelshäuser mit Hauptsitz Pontassieve. Sie besitzt heute mehr als 1500 Hektaren. Die reine Produktionsfläche beträgt rund 600 Hektaren hochqualifizierte Rebberge. Vor allem Rotwein-Sorten wie Sangiovese, Cabernet Sauvignon und Merlot fühlen sich hier äusserst wohl. Die Böden des Weingutes Ruffino sind überwiegend aus Lehm beschaffen und reich an Fossilien. Auf den sonnendurchtränkten Hügeln der Umgebung können die roten Trauben optimal ausreifen, unterstützt durch die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Es werden auch grosse Mengen Trauben zugekauft.  Zur Zeit werden 16 Millionen Flaschen produziert. Ruffino zählt mit vier Besitzungen zu den grössten Produzenten von Chianti und Chianti-Classico. Weiter zählen zum Besitz das Familiengut “Nozzole” in Greve, das Weingut “Lodola Nuova” in Montepulciano mit einem Vino Nobile di Montepulciano und das Weingut “Greppone Mazzi” in Montalcino mit einem Brunello di Montalcino. Abgefüllt wird auch ein Orvieto Classico. 1999 wurde das Geschäft in Folonari aufgeteilt, wobei die Brüder Paolo und Marco den Namen Ruffino für ihren Betrieb beibehalten haben.  Anfang 2002 erfolgte eine Expansion nach Friaul, wo Weinberge gekauft wurden. Heute sind die Brüder Luigi und Adolfo Folonari Eigner und Leiter des berühmten Traditionsunternehmens. Zuständig für die qualitativ hochstehende Produktion der einzigartigen, eleganten und fruchtbeladenen Weine ist seit 1998 der studierte Önologe Gabriele Tacconi.

Verkostungen

3 Chianti Weine und 2 Supertuscan

Chianti Riserva Ruffino 2014

80% Sangiovese, 5% Canaiolo, 15% Merlot, CHF 12.80
18 Monate in Holzfässern ausgebaut

In der Nase dunkle Kirschen und Pflaumen.

Im Gaumen mit, mittleren, noch etwas spürbaren Tanninen was den Wein etwas Rustikal macht. Was ich persönlich mag.

Passt gut zu deftigen Gerichten.

Fazit: guter Altagswein mit einem guten Preis/Genuss Verhältnis.

Riserva Ducale Oro Gran Selezione 2014

80% Sangiovese, 10% Cabernet, 10% Merlot, CHF 36.00
36 Mt. Ausbau in Edelstahl-, Betontanks und im Eichenfass. Anschliessend reift der Wein für weitere 6 Mt. in der Flasche.

In der Nase intensive nach reifen Pflaumen und Gewürzen der Toscana. Ein richtiger Schnüffelwein.

Im Gaumen schön voll und elegant, Tannine schön eingebunden, mit langen Abgang.

Passt zu einem feinen Filet.

Fazit: ein sehr eleganter und grosser Chianti der noch lange spass macht.

Romitorio Di Santedame, DOCG Chianti Classico Gran Selezione 2015

90% Sangiovese, 10% Colorino, CHF 69.00  (noch nicht verfügbar)
Der Wein reift 30 Monate davon 24 Monate in grossen Holzfässer. Produktion von nur 6500 Flaschen.

In der Nase reifen roten Früchten, Gewürzen und Balsamico-Noten.

Im Gaumen voll und dicht mit würzigen Note, von Pfeffer bis Lakritz. Der Wein ist für mich noch zu Jung, mit gutem Alterungspotenzial.

Fazit: ein grosser Chianti Wein der erst  in ein paar Jahren wirklich spass macht.

Modus, IGT Toscana, Ruffino, 2015

50% Sangiovese, 25% Cabernet Sauvignon, 25% Merlot, CHF 37.50 (Magnum CHF 91.50)
12 Monate nach Sorten getrennt in neuen und 1-jährigen Barriques ausge- baut. Dann folgt die Assemblage und weitere 6 (min.) Monate Reifung in der Flasche.

In der Nase reifen Kirschen, Johannisbeeren, Vanille, Zimt und Schokolade.

Im Gaumen voll und elegant, Tannine schön eingebunden. Langer Abgang.

Passt gut zu Wild und Schmorgerichen.

Fazit: Ein toller Wein wo man aber die Herkunft nicht mehr erkennen kann.

Alauda, IGT Toscana, Ruffino, 2015

45% Cabernet Franc, 10% Colorino, 45% Merlot, CHF 89.00
24 Mt. Ausbau im Holzfass

In der Nase dunkle reife rote Beeren und dunkler Schokolade.

Im Gaumen schön voll. Gute Balance. Langer Abgang.

Fazit: Ein top Wein. Für Fans von Cabernet Franc; ganz grosses Kino. Der Wein hat aber nichts mit Chianti zu tun!

Andi Spichig und Pascal Burckhardt

Fotos von Ruffino

Die Weine sind bei der Weinhandlung Vergani, Zürich erhältich