Swiss Wine Tasting 2018

10 Jahre alt und kein bisschen müde

Swiss Wine Tasting 2018

Zum 10-jährigen Jubiläum der Veranstaltung Swiss Wine Tasting luden auch dieses Jahr wieder 56 Top Memoire-Winzer in die denkmalgeschützte Industriehalle des Zürcher Schiffbaus im Trendquartier Zürich-West ein. Was einst als Weinländerspiel zwischen der Schweiz und Österreich begann, ist heute zur grössten Ausstellung von Schweizer Weinen geworden. Vertreten war die gesamte Winzer-Elite der Schweiz mit zahlreichen Freunden und als Jubiläumspartner Österreich-Marketing mit ausgesuchten, grossen Weinen aus ihrem Land. Die Schweiz nahm mit 136 Ausstellern teil und präsentierte den nationalen und internationalen Besuchern ihre Spitzenweine.

Attraktives Presseprogramm Samstag 25.8.2018

Bereits am Samstag gab es für die zahlreichen national und international angereisten Journalisten ein von Swiss Wine Connection hervorragend organisiertes Presseprogramm. In Zusammenarbeit mit den Branchenverbänden Graubünden Wein und Deutschschweizer Wein stand ein Ausflug in die Bündner Herrschaft und ins Churer Rheintal auf dem Programm.

Erste Station war Jenins. Dort wurden wir im «Alten Torkel» von Ueli Liesch, dem neuen Präsidenten von «Graubünden Wein» begrüsst. «Ds Huus vum Bündner Wii» ist 2016 aus dem oben erwähnten alten Torkel entstanden. Es ist eine trendige Begegnungsstätte und gleichzeitig ein überregionales Weinbaumuseum. Angegliedert ist auch ein Top Restaurant. Der schlichte Neubau aus gestocktem Beton und der wie ein Weinfass ganz in Eiche gehaltene Veranstaltungsraum mit Sicht auf die sonnigen Rebberge ist ein idealer Ausstellungs- und Begegnungsort. Geschickt verpackt ist auch die traditionelle Geschichte des Bündner Weinbaus. Ueli erklärte uns, dass die Bündner Herrschaft, das Burgund der Schweiz, die vier Gemeinden Fläsch, Maienfeld, Jenins und Malans umfasst. Ca. 420 Hektar Reben liegen geschützt vor Nordwinden am Fusse des Rhätikon-Massivs auf einer Höhe von 500 bis 600 m über dem Meer. Das milde Klima, der Föhn und die kalkreichen Schieferböden sind eine ausgezeichnete Grundlage für wunderbare Weine. Die Hauptsorte ist mit 74 % der Blauburgunder. Weissweinsorten sind Müller-Thurgau, Pinot Blanc, Pinot Gris, Chardonnay, Sauvignon Blanc und der rare Completer. Grosse Aufmerksamkeit erregte aber auch der typisch bündnerische Willkommenstrunk mit Imbiss.

Nächster Termin war eine Betriebsbesichtigung bei Peter Wegelin auf dem Scadenagut in Malans mit Verkostung von Weinen aus der Bündner Herrschaft und dem Churer Rheintal. Stellvertretend für den nicht anwesenden Hausherrn führte uns der Kellermeister Rafael Hug durch den 2004 neu gebauten Betrieb. Entstanden ist ein modernes Kellergebäude mit einem durch und durch gläsernen Erdgeschoss. Ein Blickfang hoch über Malans. Der funktionale Bau begeistert nicht nur durch seine elegante Schlichtheit, sondern schmiegt sich äusserst harmonisch an den angrenzenden Rebberg Scadena. Rafael führte uns kompetent durch das perfekt auf die Weinbereitung abgestimmte Gut, das jeder Traubensorte seine eigene Typizität lässt. Neuzeitliches und traditionelles verbindet sich hier perfekt und es zeigt auch den Pioniergeist und die Experimentierfreudigkeit für neue Rebsorten. Einen Vorgeschmack auf die noch folgende Verkostung lieferte Rafael uns mit einer Fassprobe des Completer 2016. Momentan noch etwas holzgeprägt, aber bereits kräftig, vielschichtig und elegant.

Im lichtdurchfluteten Präsentationsraum erwarteten uns dann weit über 20 extra angereiste Winzer aus den oben erwähnten Gebieten und präsentierten persönlich eine Auswahl ihrer Spitzenweine.

Höhepunkt war das herrliche Abendessen auf Schloss Reichenau bei der Winzerfamilie Gian- Battista von Tscharner. Ein kulturell-historischer Ort, wo Wein, Genuss und Freude aufeinandertreffen. Gian Battista ist nicht nur einer der besten und leidenschaftlichsten Schweizer Winzer, sondern eine ebenso begnadeter Koch. Nach einer kurzen Einführung begleitete uns der Hausherr durch sein Schloss. Alle diese Geschichten auf- oder nachzuerzählen würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen, aber eine 6-seitige Zusammenfassung kann auf www.reichenau.ch nachgelesen werden. Viele dieser Räumlichkeiten und Parks dienen heute natürlich zuerst der Besitzerfamilie als Wohnräume und zur Erholung, weiter für Veranstaltungen, Konzerte, Hochzeiten und dergleichen.

Als Vorspeise servierte man uns ein Cazpacho vom grünen Spargel und Melone, begleitet von einem Churer Pinot Gris. Der Hauptgang bestand aus aufgeschnittenen, würzigen Salame di Testa und aus erlesenen Gewürzen bestehenden Mortadella di Posciavo, begleitet von einem ganz speziell hergestellten Reis mit Kohl. Gian-Battista erklärte uns, dass diese beiden Spezialitäten beliebte Puschlaver Wurstwaren seien. Auf jeden Fall waren sie aber eine wahre Gaumenfreude. Dazu wurden uns die aus dem Klon Mariafeld bestehenden Churer Pinot Noir mit den Jahrgängen 2006 und 2012 kredenzt. Den Kaffee begleitete ein klassischer Marc und als Pendant ein über 20-jähriger «Marc für meine Freunde» veredelt im gebrauchten Gian-Battista Eichenfass.

Vorpremiere Swiss Wine Tasting Sonntag 26.8. 2018

Am Sonntagmorgen trafen sich die zahlreichen Journalisten zu einem Besuch des Rebberges «Chilesteig» in Zürich Höngg. Als erstes referierte der Chef Grün Stadt Zürich, Bernhard Koch über Ideen, Neukonzepte und zeigte anschaulich die Grösse der Stadt Zürcher Grünflächen auf. Er übergab das Wort an Nando Oberli, verantwortlicher Winzer und zuständig für den Rebberg. Angebaut werden bis anhin 7 Traubensorten. Diese sollen aber in näherer Zukunft biologisch verwaltet werden. Als Konsequenz minimiert man klassische Sorten und setzt neu auf PIWI. Den Abschluss machte Nat Bächtold, seines Zeichens Leiter Kommunikation der Zürcher Stadtpräsidentin. Er überbrachte die Wünsche und den Dank der leider abwesenden Magistratin.

Ein gemütlicher Fussmarsch führte uns zu den neu umgebauten und grosszügig gestalteten Räumlichkeiten der Firma Zweifel. Dort erwartete uns im Weinkeller eine Lichtshow, inszeniert zur feierlichen Eröffnung der neuen Lokalitäten und eine Präsentation der verantwortlichen Gastgeber Urs und Walter Zweifel und Marc Landolt. Anschliessend folgte eine Verkostung der hauseigenen Weine aus den Rebbergen in und um Höngg, in der Stadt Zürich und in den angrenzenden Standorten am Zürichsee und im Kanton Aargau. Dies in der angegliederten, neu designten Besenbeiz.

Um 14.00 Uhr startete das Festival «Grosse Weine aus der Schweiz und aus Österreich» im Foyer des Schiffbaus und mit der Präsentation des «Swiss Wine Vintage Award 2018» im Moods. Somit war als Vorpremiere bereits am Sonntag ein Teil der Ausstellung für das interessierte Publikum geöffnet. Entdeckt werden konnten unter anderen die Spitzenweine der Deutschschweiz, die am Grand Prix du Vin Suisse 2018 Gold geholt hatten oder die internationalen Sieger des Mondial du Chasselas 2018. Für 18.00 Uhr war die Verleihung des «Swiss Wine Vintage Award 2018» angesagt, gefolgt von einer Grillparty mit den beteiligten Winzern.

Hauptvorstellung Swiss Wine Tasting Montag 27. 8. 2018

Der Montag begann um 11.00 Uhr mit dem Auftritt der Spitzenwinzer von «Mémoire & Friends», dem Festival «Grosse Weine aus der Schweiz und aus Österreich» und der Präsentation des «Swiss Wine Vintage Award 2018» im Hallentheater, Foyer und Moods des Schiffbaus

Für uns Journalisten angesagt war um 11.30 Uhr die Pressekonferenz von Swiss Wine Promotion in der Nietturm Bar. Vorgestellt wurden bereits zum sechsten Mal in Folge die neu 125 besten Schweizer Winzer, welche durch ihr engagiertes Schaffen aussergewöhnliche Weine produzieren. Aufgeführt im handlichen Booklet «Die Gault&Millau Top Winzer Selektionen 2019».

In zwei Sonderkategorien wurden zum einen junge, innovative Winzer  als «Rookies» ausgezeichnet und zum anderen erhielt eine veritable Winzergrösse, welche das Schweizer Weinschaffen besonders geprägt hat, für sein Werk die Auszeichnung als «Ikone des Schweizer Weins».

Die unabhängige Fachjury, welche sich aus verschiedenen Persönlichkeiten der Schweizer Weinbranche, der gehobenen Gastronomie und dem Wein-Journalismus zusammensetzt, wählt jeweils die Liste aus. Angeführt wird das Gremium von Präsident Geny Hess (Weinexperte und Kolumnist), der den Anlass auch unterhaltsam präsentierte. Die Önologen Gilles Besse und Jacques Perrin, Elsbeth Hobmeier (Publizistin Wein/Gastronomie), Paolo Basso (Sommelier Weltmeister), Nathalie Ravet (GaultMillau-Sommelier) und Ueli Kellenberger (GaultMillau-Spitzenkoch) vervollständigen das Fachgremium.

Vier Rookies und eine Ikone
Die Auszeichnungen verteilen sich quer durch die Schweiz: Aus dem Kanton Zürich darf sich dieses Jahr der junge Weinmacher Mathias Bechtel aus Eglisau «Rookie des Jahres» nennen. An den Steilhängen von Eglisau keltert der ausgebildete Önologe in seinem eigenen Weingut nicht weniger als 20 Weine.

Die zweite Auszeichnung «Rookie des Jahres» geht an die Brüder Stéphane und Fabrice Simonet aus Môtier am Vully (FR). Vor der Übernahme des elterlichen Guts arbeiteten die beiden auf Top-Domänen in der Schweiz, Neuseeland und Südafrika. Jetzt sorgen sie am Vully für neue Kreationen.

Der dritte Preisträger im Bunde ist Roman Rutishauser aus Thal (SG). An den Steillagen des St Galler-Rheintals pflegt der Jungwinzer auf 7 Hektaren 8 Rebsorten und eine Palette von 14 Weinen. Das Familiengut führt er nun in dritter Generation.

Ikone des Jahres wurde Ivo Monti aus Cademario (TI). Die Cantina Monti in Cademario, einst gegründet von Ex-Banker Sergio Monti und heute geführt vom originellen, wissbegierigen und begnadeten Ivo Monti, ist ein Leuchtturm in der Tessiner Weinlandschaft. Ausgezeichnet wurde er auch für seine Verdienste um Merlot & Co.

Ein ganz herzlicher Dank von meiner Seite geht an die unermüdlichen Organisatoren der Swiss Wine Connection, Susi, Andreas und Jasmin. Es war eine eindrückliche Demonstration, wie ein runder Geburtstag gefeiert werden kann. Dies unter dem Motto: 10 Jahre alt und kein bisschen müde.

 

 

Andi Spichtig

2.9.2018