Frost

Inzwischen habe ich leider trotzdem Mitteilungen von Frostschäden in der Region Zürichsee und Umgebung erhalten. Und ich habe auch solche Anlagen, die grosse Schäden zeigen, besichtigt. Es sind zum Glück nur wenige, nicht dem See zugewandte Parzellen, die geschädigt sind.

 

Erlesen

Bei grossen Schäden ist immer noch nicht klar, wie grossen Schaden die Reben nun schlussendlich erlitten haben. Einerseits haben wir einzelne Triebe, die bereits 20 cm lang sind, anderseits ist immer noch unklar, inwiefern noch Nebenaugen ausschlagen werden, da auch solche verfroren sind oder sein könnten.

Die intakten Triebe wachsen meistens in der Nähe des Kopfes und am Ende des letztjährigen und angebundenen Triebes. Hier empfehle ich ein Putzen, resp. ein Erlesen der Stockpartie. Diese belassenen Austriebe sind die Zukunft, also sie sind verantwortlich für ein geeignetes Holz zum Anbinden im Frühling 2017. Diese Gestaltung der Zukunft hat erste Priorität.

 

Auch beim normalen Erlesen unterscheiden wir immer an jedem Stock eine Zukunftspartie und eine Erntepartie. Die Zukunftspartie ist die Region der Holzgestaltung für 2017. Zapfen, wenn vorhanden. Die Erntepartie bringt die Traubenernte 2016 und wird im nächsten Winter abgeschnitten.

 

Auf dem Trieb würde ich im Moment nicht erlesen. Auch keine Doppeltriebe würde ich entfernen. Wenn Nebenaugen noch ausschlagen, soll die Arbeit des Erlesens nachgeholt werden. Wenn keine Nebenaugen oder nur vereinzelte dieser Reserveaugen ausschlagen, sind wir auf alle, auch doppelten Haupttriebe angewiesen. Die Kraft eines Stockes soll auf möglichst genügend Triebe verteilt werden. Die Gefahr von überdicken Resttrieben ist für dieses Jahr enorm.

 

Stockausschläge

Die Stockausschläge sollen wie gewohnt entfernt werden.

 

Spritzarbeiten

Die Spritzarbeiten sind nach den nicht verfrorenen Trieben zu richten. Die Spritzsaison mit den Peronosporabehandlungen (Falscher Mehltau) hat begonnen, also auch in den vom Frost geschädigten Reben.

 

Dünger

Da vielfach mit nur wenigen Trieben, auch Nebentrieben zu rechnen ist, soll jetzt keine Stickstoffdüngung gegeben werden. Ein Überangebot an Nahrung kann bei den restlichen Trieben zu einem vermehrten Dickenwachstum und zu Unfruchtbarkeit führen. Eine trotzdem nötig werdende N-Gabe kann auch später noch gemacht werden. Nicht geschädigte Reben erhalten jetzt die vorgesehene Gabe von Stickstoff. (Hilfe beim Längenwachstum)

 

Nicht geschädigte Reben

 

Das Wachstum hat in den letzten Tagen stark eingesetzt. Die Temperatursummen von Agrometeo zeigen heute sehr grosse regionale Unterschiede. Beispiele:

 

Fläsch                         238 Gradtage

Gelfingen LU            141 Gradtage

Stäfa                           180 Gradtage

Wädenswil                164 Gradtage

 

Limite für Prognose Falscher Mehltau: 160 Gradtage

 

Gradtage: Jeden Tag werden an einer Messstation 24 Messungen gemacht, also jede Stunde. Diese 24 Messungen ergeben einen Temperaturdurchschnitt. Im Rebbau für die Prognose vom Falschen Mehltau interessieren uns die Durchschnittwerte über 8°C. Alle Durchschnittswerte über 8°C seit 1. Januar werden zusammengezählt und ergeben die Gradtage, die wir für die Prognosen gebrauchen. Beispiel: Durchschnittstemperatur 24 Std von 12°C ergeben 4 Gradtage (8+4). Durchschnitt von 7°C /Winter ergeben 0 Gradtage.

 

Während in Graubünden die Behandlung vom Falschen Mehltau bereits seit einigen Tagen aktuell ist sind die Spritzungen am Zürichsee vor Pfingsten gemacht worden oder müssen dringend beim nächsten Sonnenschein gemacht werden. Im Seetal aber ist die Bereitschaft noch nicht ganz erreicht.

Für eine Keimbereitschaft braucht es einen tollen Regen, den haben wir nun in den letzten Tagen erlebt. Agrometeo zeigt den Winzern, wie weit die Keimung nach der Infektion bereits fortgeschritten ist. Vor Ablauf (100%) müsste prophylaktisch behandelt werden. Sonst wird eine kurative, systemische Behandlung notwendig.

Am Zürichsee, aber auch in den frühen Lagen von Graubünden etc. laufen diese Primärinfektionen bereits. (Grüne Schläuche auf den Kopien)

Also: Wetterprognosen beachten und die Spritze vorbereiten. Trotz Hl. Geist würde ich einen Sonnenstrahl zur Spritzung ausnützen………

 

Freundliche Grüsse

Klaus Schilling

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