Liebe Winzerinnen, Winzer und Interessierte

Das Wachstum in den Reben ist voll in Schuss gekommen. Es ist erfreulich, dass die Reben wieder die grüne Farbe in die Landschaften zaubern. Die feucht/warme Witterung fördert das Wachstum stark. Endlich sind auch die Nebenaugen am Wachsen, aber noch weit zurück in der Entwicklung.

Erlesen

Die Arbeit des Erlesens war noch nie so schwierig wie in diesem Jahr. Jede einzelne Rebe verlangt nach einer fachmännischen Beurteilung der Situation. Das ungeübte Hilfspersonal scheint in vielen stark geschädigten Anlagen überfordert zu sein.

Einerseits gibt es Reben, bei denen die Nebenaugen die erfrorenen Hauptaugen ersetzen können. Dann gibt es Reben, wo neue Wasserschosse von unten als Ersatz angebunden werden müssen. Hier gilt es, einen neuen Stockaufbau vorzubereiten. Und….. es gibt Reben, bei denen die Nebenaugen keine Fruchtansätze mehr zeigen, da sie vermutlich erfroren sind oder sortenbedingt kaum fruchtbar sind. Es wäre falsch, diese unfruchtbaren Nebenaugen zu entfernen, wenn nicht genügend fruchtbare Triebe vorhanden sind. Gerade solche Triebe helfen, dass ein Gleichgewicht hergestellt werden kann. Bei späteren Durchgängen (Einschlaufen etc.) können bei Bedarf solche Triebe immer wieder entfernt werden. Ein Augenmerk muss auch jetzt noch auf den Stammkopf gerichtet werden. Ein Dickicht ist zu vermeiden. Fäulnisprobleme und problematische Schnittwunden im nächsten Winterschnitt.

Einschlaufen

Der Wachstumsschub in diesen Tagen zeigt deutlich, dass es äusserst schwierig ist, die filigranen, verletzlichen Triebe anzubinden oder in die Drähte zu leiten. Früher wurden in den Drahtreben nur ein Drittel in die Drähte geleitet. Die anderen zwei Drittel wurden links und rechts der Reihen verzwickt gelassen. Das hat dazu geführt, dass mit dem Verzwicken der junge grüne Trieb die Information erhält, sich am letztjährigen Trieb oder am alten Stamm nun besser zu verbinden.

Diese alte Methode könnte bei schwierig zu leitenden Trieben helfen, den Abbruch zu vermeiden. Selbstverständlich dürfen an verzwickten Reben später nicht alle Geiztriebe ausgebrochen werden. Diese freischwebenden Triebe zeigen sich erfahrungsgemäss beweglich bei Maschinenfahrten durch den Rebberg. Triebe für den Aufbau der Erziehung 2018 sind möglichst gerade zu führen.

 

Pflanzenschutz

Die Niederschläge der letzten Tage haben einige Infektionen des Falschen Mehltaues ins Laufen gebracht. Gemäss Prognose werden auch in den nächsten Tagen wieder zusätzliche Bedingungen dafür vorhanden sein. Die Grafiken zeigen, dass die laufenden Infektionen ab 5. Juni zum Ausbruch kommen können. Also müssten die Reben bis dann geschützt sein oder kurz nachher mit systemischen Wirkstoffen gespritzt werden. Wer in diesen Tagen mit einfachen Folpet-Mitteln arbeitet muss wissen, dass der intensive Wachstumsschub eine regelmässige Erneuerung des Spritzbelages verlangt. Sicher fast jede Woche. Es ist also sinnvoll auf systemische Mittel zu wechseln, zumal die nichtgeschädigten Hauptriebe in den nächsten Tagen/Wochen zu blühen beginnen. Graubünden meldet bereits den Blütebeginn. Am Zürichsee wird’s noch etwas dauern.

Der Echte Mehltau ist ein grosses Thema. Bei den jetzigen Temperaturen reicht wohl eine Gabe von Schwefel nicht mehr für einen vollständigen Schutz. Bitte die Spritzmittelempfehlungen beachten.

Weitere Arbeiten

Jungreben sind auf Trockenheit zu prüfen. Bei Bedarf muss gewässert werden. Ist der Boden einmal ausgetrocknet reicht eine kleine Gabe auf die Bodenoberfläche nicht mehr. Bei einer Bewässerung muss kontrolliert werden, ob die Wassergabe in den Wurzelbereich wirken kann. Wasserlanzen helfen für einen erfolgreichen Einsatz. Dabei aber aufpassen, dass nicht örtliche Stickstoffgaben zu den jungen Wurzeln gespült werden. Diese Gaben können bei den Wurzeln zu Versalzungsschäden führen.

Es werden immer noch frostgeschädigte Reben ausgerissen, um in diesem Jahr noch Jungreben zu pflanzen. Erfahrungsgemäss bleiben spätgepflanzte Reben in der Entwicklung etwas zurück. Ziel ist bei diesen Reben nicht einen schnellen Trieb zum Anschneiden im Winter zu formen. Vielmehr sollen sich die Wurzeln entwickeln können und es sollen ausgeholzte Triebe zur Verfügung stehen, um einen Zapfen anzuschneiden. Nur einen kräftigen Zapfen ……..mit 2 Knospen.

Mit den Rebschulisten ist für die Pflanzsaison 2018 eine Rebbestellung jetzt zu besprechen. Alle jetzt verfügbaren Reben wurden vor dem Frostereignis veredelt und ausgeschult. Also ist das Angebot sicher ein Thema, das rechtzeitig in die Planung miteinbezogen werden muss.

Herbstfest Weinbaumuseum Au/Wädenswil

Das in der ganzen Schweiz bekannte Weinbaumuseum Au/Wädenswil sucht für den 24. September noch Winzerbetriebe, die ihre Weine am Herbstfest einem breiteren Publikum zeigen möchten. Eingeladen sind Betriebe vom Zürichsee, aber auch Gäste aus anderen Rebgebieten, anderen Kantonen. Bitte melden. Ich reiche die Meldungen ans Museum weiter. (Habe eine Anmeldung bereits erhalten).

Klaus Schilling, Aesch LU

  1. Juni 2017

 

 

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