Aussergewöhnliche, neue, autochthone Zypriotische Weine

Weintipp für Entdecker

In seinem neusten Weinbrief hat Bernhard Furler, der Inhaber von Paphos Weine seine Leser gefragt, ob sie die weisse Traubensorte Morokanella kennen. Mir ist diese uralte, edle, autochthone, wiedergefundene Traubensorte letztes Jahr bei meinem Besuch bei Winzern in Zypern an einer internationalen Verkostung das erste Mal positiv aufgefallen. Gemäss Aussagen von Furler gebührt die Ehre ihrer Wiederentdeckung dem Grand Seigneur des modernen zypriotischen Weinbaus, Akis Zambartas, der leider 2016 viel zu früh verstorben ist. Diese neuentdeckte Rarität mit ungeheurem Potential bereichert nun die Auswahl an hochwertigen, weissen, einheimischen Rebsorten: Xynisteri (rund 2100 ha), Promara (rund 13 ha), Spourtiko (rund 5 ha) und eben Morokanella (5 ha). Es wird vermutet, dass diese rein weibliche Traubensorte ihren Namen wegen der im reifen Zustand bräunlich verfärbten Traubenbeeren von «cannella (ital)«, «cannelle(franz)», und «moro (klein)« bekommen hat.

Leser meiner Beiträge wissen, dass ich vor allem diesen uralten, autochthonen Terroir- Rebsorten zugetan bin und diese auch aktiv suche. Das traditionelle Weinland Zypern steht dabei mit im Zentrum dieser Neuentdeckungen und deshalb ist die charakterstarke Traubensorte Morocanella ein weiteres Paradebeispiel dafür.

Verkostungsnotizen

Aes Ambelis Morokanella 2019

Leuchtendes Strohgelb. Ein Hauch von Sauvignon Blanc. Komplexe Düfte von exotischen Früchten, Aprikosen, weissem Pfirsich und Quitte. Es zeigen sich auch blumige Noten wie Kamille oder Holunder, salzig-würzige Untertöne und ein mineralisches Rückgrat. Am fruchtigen Gaumen eine knackige Säure, ohne aggressiv zu wirken, viel frische Frucht, alles wirkt trocken, sehr präsent und präzise. Langanhaltender, ausdrucksstarker, körperreicher Abgang. Ein Jahr Geduld ist hier angesagt.

17.25/20

Bezugsquelle für Weine aus Zypern: Paphosweine.ch

Weiter habe ich noch einige neue Jahrgänge der auf der wunderschönen Mittelmeerinsel Zypern beheimateten, weissen und roten, autochthonen Flaggschiff- Spezialitäten verkostet.

Aes Ambelis Maratheftiko 2015

Purpurrot mit violetten Reflexen. Noble Düfte von reifen, aber nicht überreifen, schwarzen und roten Beeren und Früchten, exotischen Kräutern und feinduftenden Gewürzen, etwas Leder, etwas Kaffee, ein Hauch Marzipan und Lakritze. Am kräftigen Gaumen eine gute Struktur, tiefgründig, mit noch jugendlichen, aber gut eingebundenen, feinkörnigen Tanninen, einer saftigen Stoffigkeit, einer straffen Säure und viel Schmelz. Im äusserst eleganten, rassigen und ausgewogenen, langanhaltenden Abgang von sehr guter Länge endet er konzentriert, feinwürzig und sehr frisch. Da kommt in den nächsten 5 Jahren noch viel mehr!

17.5/20

Bezugsquelle für Weine aus Zypern: Paphosweine.ch

Etko Plegma 2018

Traubensorten: 85% Xynisteri, 15% Muscat of Alexandria. Vergoren in über 10 Jahre alten Commandaria Fässern und in den gleichen Fässern weitere 5 Monate auf der Hefe gelagert. Leuchtendes Goldgelb mit grünlichen Reflexen. Kräftige Aromen nach Zitrusfrüchten, grünem Apfel und reifen Birnen. Auch etwas exotische Früchte wie Ananas und Litschis. Im Gaumen herb, mit einer ordentlichen Säure versehen, sonst aber perfekt austariert, eine zarte Restsüsse, wohl herrührend von der ganz speziellen Verarbeitung in den Commandaria- Fässern. Auch etwas helles Karamell und eine schöne Cremigkeit. Der Abgang ist frisch, harmonisch und leicht herb-aromatisch. Sicher kein Aperowein, aber hervorragend zu Fisch oder einer Käseplatte.

17/20

Bezugsquelle für Weine aus Zypern: Paphosweine.ch

Vouni Panaya Promara 2018

Leuchtendes Goldgelb. Wirkt zuerst etwas verschlossen. Nach einiger Zeit in der Nase reich an intensiv aromatischen Düften von tropischen Früchten, reifen Steinfrüchten, gelben Stachelbeeren, Wassermelonen und etwas Toastbrot. Gut strukturiert und herrlich aromatisch. Es zeigen sich am fülligen Gaumen ein finessenreiches Bouquet, eine ausgewogene Säure, reiche exotische Fruchtnoten, mineralische Anklänge und alles wird abgeschlossen von einem vielschichtigen, langen Abgang.

16.75/20

Bezugsquelle für Weine aus Zypern: Paphosweine.ch

Tsiakkas Yiannoudi 2018

Dunkles Kirschrot mit violetten Reflexen. Eine vielschichtige Aromenpalette von reifen, schwarzen Beeren wie Brombeeren und Walderdbeeren, Früchten wie Kirschen und Pflaumen, Zartbitterschokolade, floralen Noten und etwas Pfeffer. Am saftigen Gaumen eine solide Struktur, säuregestützt, mit noch sehr jungen Tanninen und spürbaren Barriquenoten. Herb- fruchtiger, finessenreicher, momentan noch etwas ungestümer, jugendlicher, aber langer Abgang. Dieser «mediterrane Pinot Noir» hat ein unglaubliches Potential, welches aber noch mindestens 2 Jahre Geduld braucht.

17.25/20

Bezugsquelle für Weine aus Zypern: Paphosweine.ch

Zambartas Rosé 2019

Ordentlich dunkel leuchtendes Rosa mit violetten Reflexen. Intensiv und schmeichelnd in der Nase. Pure Frucht nach reifen Erdbeeren, Himbeeren und roten Kirschen. Eine herrliche Balance. Am Gaumen mit einer feinen Würze, wunderbar frisch, schön ausbalanciert, mit gut eingebundenen Tanninen, einer eleganten Säure und etwas Restsüsse, ohne aber klebrig zu wirken. Der beachtliche Alkoholgehalt wird durch die enorme Fruchtigkeit austariert. Langer, rassiger, fruchtiger Abgang. Dieser Spitzenrosé bietet grossartigen Trinkgenuss vor allem unter freiem Himmel in der warmen Jahreszeit.

16.75/20

Bezugsquelle für Weine aus Zypern: Paphosweine.ch

Eine persönliche, kritische Anmerkung zur ‘Verpackung’

Aufgefallen ist mir, (die leere Flasche des Aes Ambelis Maratheftiko war sage und schreibe 1’182 Gramm schwer!!) dass nun auch zypriotische Winzer plötzlich Weinflaschen verwenden, welche vor allem hoch, dick und schwer sind, wie Champagnerflaschen.

Ich zitiere hier gerne aus einem Artikel meines Freundes und Weinkolumnisten Dr. Beat Koelliker, der in der letzten Ausgabe von «Kochen» eine Abhandlung über diese ihm aufgefallenen «Angeberflaschen» geschrieben hat. Seine Neugier war somit geweckt: Eine einfache Weinflasche mit 0.75cl Inhalt wiegt 350 bis 450 Gramm. Die schwerste Flasche in seiner Sammlung überstieg leer die Kilogrenze. So wurde eigentlich Glas gekauft mit etwas Wein darin und nicht umgekehrt. Er fragt sich zu Recht, warum macht man das? Aus Angeberei, der Wein soll nach mehr aussehen, als was seine oft kümmerliche Persönlichkeit hergibt. Kleider machen halt auch beim Wein Leute!

Weiter schreibt er: Klar, das Glas kann man weiterverwerten, recyceln. Aber, wenn man statt Wein eigentlich dicke Glasflaschen in der Welt herumtransportiert, so heisst das Problem Benzin, Diesel, Schweröl oder CO2, mit dem wir selbstgerechten Weinliebhaber uns und unsere Umwelt vergiften. Ein Italiener hat mal ausgerechnet, wenn man das Gewicht der nur in Italien produzierten Weinflaschen um 10% reduzieren würde, entspräche diese Reduktion dem Gewicht einer LKW Schlange von sage und schreibe 16 Kilometer Länge.

Andi Spichtig