Frankenweine, Deutschland

VINUM Masterclass-Weintour in Zürich – Teil 1

Einstieg

In Kooperation mit ausgewählten Weinregionen haben VINUM und Irene Töchterle am 26. Juni 2023 zur exklusiven Masterclass-Weintour ins Zunfthaus zur Schmiden in Zürich eingeladen. VINUM-Autorin Claudia Stern und Italienexperte Christian Eder führten mit spannenden Informationen und viel Liebe zum Detail durch die sechs verschiedenen Masterclass-Seminare und präsentierten eine spannende Weinselektion zum jeweiligen Thema. Diese Veranstaltung richtete sich ausschliesslich an berufsaktives Fachpublikum.

Ich konnte an diesem Tag leider nicht mit dabei sein. Irene Töchterle hat mir aber die Möglichkeit geboten, nachträglich verschiedene Weine aus 5 der 6 Weinregionen zu verkosten und diese zu beschreiben. Sie hat mir auch hilfreiche Informationen aus diesen Gebieten zur Verfügung gestellt, welche ich in meine eigenen Abhandlungen integriert habe. Hier mein Bericht.

Bocksbeutel als Markenzeichen

Frankenwein – Fränkische Leidenschaft

Der Mehrklang der Terroirs, Weinstile und Rebsorten. Hier treffen sich Topwinzer der Spitzenregion für Silvaner, Pinot und die auch für andere Entdeckungen grosses zu bieten hat.

Frankenweine

Die Franken haben ein inniges Verhältnis zu ihrem Wein. Daher gilt der Frankenwein in den Weinanbaugebieten als Volksgetränk. Auch wirtschaftlich gesehen ist der Weinbau für die Region von grosser Bedeutung. Frankenwein wird in alle Welt exportiert und bringt zugleich viele Touristen in die Region. Etwa 5.000 Winzerbetriebe bewirtschaften die fränkischen Rebflächen. Die Mehrzahl der Weinbauern tut das im Nebenerwerb. In Franken gibt es viele Kleinstwinzer. Etwa 80 Prozent der produzierten Frankenweine sind Weissweine, angeführt von den Sorten Müller-Thurgau, Silvaner und Bacchus. Tatsächlich ist der Müller-Thurgau mit über 30 Prozent der meistangebaute Frankenwein. Fast jede dritte Flasche ist ein Müller-Thurgau, jede fünfte ein Silvaner. In Franken produzieren zahlreiche Weinbaubetriebe neben dem traditionellen “fränkisch trockenen” Silvaner auch gute international trockene Weine aus Rebsorten wie Riesling, Weissburgunder oder Grauburgunder. Bei den Rotweinen werden die Rebsorten Domina, Spätburgunder und Dornfelder bevorzugt angebaut.

Fränkische Weine zeichnen sich durch ihren hohen Mineralstoffgehalt und ihren würzigen Geschmack aus. Die Weine gelten in der Regel als äusserst trocken. Aufgrund dieser Eigenschaft wurde die Geschmacksbezeichnung “fränkisch trocken” eingeführt. Dabei dürfen Weine der Kategorie “fränkisch trocken” auf keinen Fall mehr als vier Gramm Restzucker pro Liter Wein aufweisen. Im deutschen Weingesetz ist dieser Begriff nicht vorgesehen und darf daher auch auf den Etiketten nicht verwendet werden.

Jeder fränkische Winzer, der einen Qualitätswein auf den Markt bringen will, muss sich der Weinprüfstelle in Würzburg stellen. Die Regierung von Unterfranken ist für die amtliche Prüfung aller Qualitätsweine aus in Bayern geernteter Trauben zuständig. Dort prüfen Experten die edlen Tropfen intensiv, bevor sie das begehrte Qualitätssiegel vergeben.

Bocksbeutel als Markenzeichen

Die Vorgänger der bauchigen Flasche reichen bis ins Altertum zurück: Der älteste Vorgänger des Bocksbeutels, die früheste bekannte Flachkugelflasche, ist ein keltisches Tongefäss aus der Zeit um 1.400 v. Chr. Die Römer pflegten die Bocksbeutelform bereits in vielen Varianten sowohl in Ton wie in Glas. Besonders verbreitet war die aus ältester Zeit stammende Pilgerflasche mit mehreren kleinen Durchzughenkeln am kurzen Flaschenhals, durch die sich die Flasche am Gürtel anhängen liess. Die Pilgerflasche trat erst mit dem Überhandnehmen der im 15. Jahrhundert aufgekommenen gläsernen Weinflasche, der “Bouteille”, allmählich in den Hintergrund. Seine grüne Farbe bekam er durch die Verwendung des Waldglases, das im Spessart hergestellt wurde. Seit 1989 ist der Bocksbeutel in der EU geschützt. Mit wenigen Ausnahmen dürfen nur fränkische Winzer ihren Wein in diese besonderen Flaschen abfüllen.

Die Dreiteilung der Gesteinsschichten (Trias)

Der Name Trias wurde 1834 von Friedrich von Alberti nach der in Mitteleuropa auffälligen Dreiteilung Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper vorgeschlagen und fand rasch Akzeptanz in der geologischen Literatur. Diese klassische Dreiteilung ist jedoch nur im Germanischen Becken ausgebildet. Entsprechend werden die drei Abteilungen der Germanischen Trias heute nur noch als lithostratigraphische Einheiten aufgefasst. Nach der international gültigen Untergliederung der Trias werden zwar ebenfalls drei Serien unterschieden: Unter-, Mittel- und Obertrias (bzw. untere, mittlere und obere Trias), deren Grenzen jedoch nicht mit den lithostratigraphisch definierten Grenzen von Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper übereinstimmen.

Verkostungsnotizen

 

Meier Schmidt Altfränkischer Gemischter Satz 2020

Frankenberger Schlosstrunk

Leuchtendes Gelb mit grünlichen Reflexen. In der duftenden Nase viel Frucht nach exotischen Früchten, reifen Birnen, Aprikosen, gelben Blüten und etwas Würze. Am kräftigen Gaumen eine gute Struktur, vielschichtig, fein, herrlich fruchtig, gut ausbalancierten Tanninen und einer zarten Säure. Langanhaltender, minim süsser, saftiger, fruchtiger und trinkiger Abgang.

17.25/20

Hans Wirsching Riesling 2021 Iphöfer Julius Echter Berg

Leuchtendes Hellegelb mit grünlichen Reflexen. In der Nase fruchtbetont, ein Korb reifer gelber Früchte wie Weinbergpfirsich, Birne, Apfel, Aprikose und getrocknete Kräuter. Am blitzsauberen Gaumen gut strukturiert, kraftvoll, druckvoll, finessenreich, mit einer pikanten Säure und mit einem kühlen, mineralischen, trockenen und würzigen Abgang.

17.5/20

Manfred Rothe, Indigenus 2019, Silvaner trocken

Der Name leitet sich von indigen, also einheimisch ab. Leuchtendes Goldgelb mit Orangetönen und einer minimen Trübung. In der Nase weist dieser bereits etwas gereifte Silvaner eher auf einen Naturwein hin. Getrocknete gelbe Früchte wie Birne und Aprikose, zarte exotische Noten, florale Töne, etwas nasser Stein, etwas weisser Pfeffer, minim salzig und ein Hauch von Honig. Am markanten Gaumen straff strukturiert, druckvoll, mineralisch durchwirkt, minim buttrig, runde, aber noch markante Gerbstoffe und ein intensiver, herber, aromatischer, griffiger, langer Abgang.

Für klassische Weintrinker eher ungewöhnlich oder gewöhnungsbedürftig. Damit meine ich, dass dieser Wein wohl nicht jedem zusagt, aber unbedingt eine Verkostung wert ist. Es tun sich für mich ungeahnte Geschmackstoleranzen auf.

17.5/20

Korbus Wine Sauvignon blanc Fumé 2022

Helles Gelb. In der Nase gelbe Beeren und Früchte, auch exotische Früchte, schöne Würznoten, minimes Toasting und blumige Noten. Am kräftigen Gaumen gut strukturiert, vielschichtig, mit einer frischen Säure und einem harmonischen, eleganten und intensiven Abgang.

17/20

Baldauf 2: Weisser Burgunder Clees 2021

Leuchtendes Hellgelb mit grünlichen Reflexen. In der Nase fruchtig, fein, elegant, gelber Apfel und Birne. Am spritzigen Gaumen geschmeidig, dicht, mit einer schönen Säure, minim mineralisch, extraktreich, buttrig, vielschichtig und mit einem satten, opulenten und langen Abgang.

16.75/20

Fürst Castell, Casteller Silvaner 2022
Leuchtend helles Gelb. In der fruchtigen Nase Düfte von Quitte, reifen Birnen und Äpfeln, etwas Würze und minim mineralisch. Gut strukturiert, mit einer frischen Säure und einem trinkigen, lebhaften, saftigen, fruchtigen Abgang.

16.75/20

Haus des Frankenweins – www.frankenwein-aktuell.de

Andi Spichtig

Fotos: .frankenwein-aktuell.de