Swiss Wine Tasting 2023

Schweizer Weinkunst im Kunsthaus Zürich

Am 27. und 28. August wurde Zürich erneut zum Zentrum des Schweizer Weins. Das Swiss Wine Tasting bot nicht nur für Weinfachleute und Weinkenner, sondern auch für Weinneulinge eine absolut einmalige Gelegenheit, die Spitzengewächse der Schweizer Weinelite an einem einzigen Ort besser kennenzulernen. Auch dieses Jahr fand der spannende Anlass wieder im Kunsthaus Zürich statt. Aber nachdem der neue Chipperfield-Bau am Pfauen letztes Jahr unter dem Ansturm von nahezu 2000 Besucherinnen und Besuchern fast aus allen Nähten geplatzt ist, wurde jetzt neu auch der nostalgische Vortragssaal auf der anderen Seite des Platzes mit in die Ausstellung einbezogen.

Einführung

Die Swiss Wine Connection führt seit 2015 unter dem Patronat des Mémoire des Vins Suisses den Swiss Wine Vintage Award durch. Dabei nimmt eine mit alten Weinen vertraute Fachjury unter der Projektleitung von Weinsensoriker Hans Bättig zehnjährige Schweizer Weine kritisch unter die Lupe und verleiht den Gewächsen, die nach zehn Jahren nicht nur «trinkbar» sind, sondern echte Freude bereiten, den Swiss Wine Vintage Award.

Der Swiss Wine Vintage Award 2023 nahm 106 Weine des Jahrgangs 2013 von 77 Winzerinnen und Winzern aus allen Weinbauregionen der Schweiz unter die Lupe. 49 davon stammten aus der Schatzkammer des Mémoire des Vins Suisses. Die Verkostung fand blind statt, aber unter Berücksichtigung von Rebsorten und geografischer Herkunft. Das Resultat überraschte selbst die Degustatoren: Verliehen wurde der Award an nicht weniger als 94 Weine, davon 39 aus der Schatzkammer. Das sind 88 % aller degustierten Weine. Der langjährige Durchschnitt liegt bei 70 %. Offensichtlich ist der erstaunlich gut gealterte Jahrgang 2013 besser als sein Ruf.

Vintage Tasting

Ob ein Wein tatsächlich nobel ist, zeigt sich spätestens im Alter. Das Vintage Tasting vom Sonntag, 27. August stellte genau diese nobel gereiften Schweizer Weine in den Mittelpunkt. An der Präsentation des Vintage Awards 2023 konnten im Foyer des Vortragssaals an 8 von Hans Bättig und seinem Sommelier-Team betreuten Weinbars alle oben erwähnten 94 nobel gereiften Weine des erstaunlich gut gealterten Jahrgangs 2013 verkostet werden, die mit diesem Award der etwas anderen Art ausgezeichnet worden sind und auf dem Markt nicht mehr erhältlich sind. Man konnte sich persönlich von der Noblesse gereifter Schweizer Spitzenweine überzeugen lassen, welche nicht nur «noch trinkbar» waren, sondern (meistens) echte Freude bereiteten.

Das Highlight des ganzen Swiss Wine Tastings war sicher die exklusive Masterclass mit Martin Donatsch, in welcher der Starwinzer aus Malans mit einer Vertikalen der letzten zwanzig Jahrgänge seines raren Completers das unglaubliche Alterungspotenzial von grossen Schweizer Weinen aufzeigte.

Grand Tasting

Nach dem qualitativ und quantitativ hervorragenden Weinjahr 2022 sind die Keller fast überall wieder voll. Die meisten bisherigen und viele neue Aussteller nahmen denn auch teil am diesjährigen Grand Tasting. Einige von ihnen hatten sogar Muster ihrer stets ausverkauften Raritäten bei sich, die meist unter der Hand weggehen. So gaben dieses Jahr am Grand Tasting vom Montag, 28. August nicht weniger als 50 Mémoire-Mitglieder sowie 91 befreundete Winzerinnen und Winzer aus dem ganzen Land Einblick in das aktuelle Weinschaffen der Schweiz. Das waren über zwanzig Aussteller mehr als vor einem Jahr, und zwölf von ihnen nahmen gar zum ersten Mal am Swiss Wine Tasting teil.

Ergänzt wurde dieser Auftritt von «Mémoire & Friends» noch durch die folgenden Sonderschauen:

Sonderschau Mondial du Chasselas
Die besten Chasselas, Gutedel & Fendants des Concours 2023.

Für mich ein Highlight, mit herrlich gereiften Weissweinen aus dem Wallis und aus der Waadt von 1974 bis 2022. Ein wahrer Trinkspass!!

Sonderschau Servagnin de Morges
Der älteste Pinot Noir der Schweiz

Der vor sechshundert Jahren in der Region von Morges eingeführte Servagnin war der erste in der Schweiz angebaute Pinot Noir. Morges ist so das älteste Weinanbaugebiet des Pinot Noir in der Schweiz. Kurz vor dem sicheren Aussterben wurde der Pinot Noir gerettet und die Winzer von Morges gaben ihm sein einstiges Prestige zurück. Dies zeigt den Willen und den Ehrgeiz der Weinbauregion Morges.

Einzig die mit dem Pinot Noir, Klon Salvagnin, bepflanzten Weinberge, die sich im Gebiet der Appellation de Morges befinden, haben ein Recht auf den Namen Appellation Servagnin de Morges. Die maximale Produktion von 50 Hektoliter pro Hektare darf nicht überschritten werden und die Trauben müssen mindestens 82 Grad Oechsle erreicht haben. Ausnahmslos in Eichenholz-Fässern ausgebaut, muss sein Reifeprozess mindestens sechzehn Monate dauern. Er darf nicht vor dem 1. April jeden Jahres vermarktet werden. Eine Prüfungs-Kommission, welche die genaue Einhaltung dieser Normen überwacht, gewährleistet den Namen Appellation Servagnin de Morges nur, nachdem sie anhand einer strengen Weinprobe eine klare Übereinstimmung mit den Qualitätsanforderungen festgestellt hat. Nur die Flaschen, welche den Anforderungen entsprechen, tragen den roten authentischen Flaschenverschluss des Servagnin de Morges.

Atelier PIWI-Weine
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten für die Weingärten der Zukunft.

PIWI ist das Kürzel für pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Und die treffen wir immer häufiger in den Weinbergen an. Es sind gezüchtete Rebsorten, die resistent sind gegen einige der grössten Herausforderungen im modernen Weinbau. Es handelt sich um den Pilzbefall durch den Echten und Falschen Mehltau. Da die Weinrebe jene Kulturpflanze ist, die wegen des Pilzbefalls am häufigsten gespritzt wird, haben die PIWIs einen entscheidenden Vorteil gegenüber herkömmlichen Rebsorten. Sie müssen gar nicht mehr bzw. nur noch selten gespritzt werden. Deshalb werden sie vor allem im biologischen Anbau immer häufiger eingesetzt. Sie sorgen für eine Zeitenwende im ökologischen, ökonomischen, nachhaltigen und zukunftsweisenden Weinbau. PIWI-Weine sind attraktive und nachhaltig produzierte Weine aus Rebsorten mit Resistenzeigenschaften.

Nachtrag

Ein besonderer Dank geht an Andreas Keller und Susanne Scholl, die langjährigen Organisatoren dieser Veranstaltung. Den beiden ist es zu verdanken, dass dieser Anlass ins Leben gerufen wurde. Mit dem Glauben daran, dass der Schweizer Wein eine solche Kulisse und positive Presse verdient hat.

Andi Spichtig

Foto: www.swiss-wine-tasting.ch